Zermatt | Sonderausstellung soll durch Crowdfunding finanziert werden
Matthias Taugwalder auf der Suche nach der Wahrheit

Matthias Taugwalder rollt die Geschichte um die Erstbesteigung des Matterhorns aus der Perspektive seiner Vorfahren auf.
Foto: zvg
Matthias Taugwalder, Nachfahre der Matterhorn-Erstbesteiger Peter Taugwalder Vater und Sohn, hat sich auf Spurensuche in die Vergangenheit gemacht. Die Resultate seiner Recherchen präsentiert er diesen Sommer.
Die Erstbesteigung des Matterhorns jährt sich zum 150. Mal. Zu diesem Anlass hat sich Matthias Taugwalder, Ur-Ur-Ur- und Ur-Ur-Enkel der beiden Bergführer Peter Taugwalder Vater und Sohn, auf Wahrheitssuche begeben. «Immer schon habe ich mich gefragt, ob sich bei der Erstbesteigung des Matterhorns wirklich alles so zugetragen hat, wie man es von der ‚offiziellen Version’ von Edward Whymper weiss», so beschreibt der Zermatter Matthias Taugwalder seine Motivation zum Projekt «Die Suche nach der Wahrheit».
Ein Blick zurück
Am 14. Juli 1865 erreichte der englische Alpinist Edward Whymper zusammen mit den Zermatter Führern Vater und Sohn Peter Taugwalder, dem Bergführer Michel Croz aus Chamonix und den Gästen Charles Hudson, Francis Douglas und Robert Hadow den Gipfel des 4478 Meter hohen Matterhorns – der Berg, der bis dahin als unbezwingbar galt.
Nach dem Triumph der Erstbesteigung geriet der Abstieg zur Tragödie: Die ersten vier der Seilschaft stürzten ab, Whymper und die Taugwalders überlebten. Nach der Rückkehr ins Tal entspinnte sich schon bald einmal eine Polemik um die Gründe des Unglücks. Dabei übte Whymper Kritik an den Führern und es entstand die Legende, dass Taugwalder das Seil durchgeschnitten habe. Auch in jüngster Vergangenheit hat der Hergang des Absturzes immer wieder zu Diskussionen geführt.
Die Sicht der Taugwalders
Auch Nachfahre Matthias Taugwalder stellt sich Fragen: «Konnten meine Vorfahren ihre Sicht angemessen darstellen? Was lässt sich nach 150 Jahren überhaupt noch feststellen?» Es gehe ihm dabei nicht darum, einen Schuldigen zu suchen, sondern darum, Fiktion und Fakten voneinander zu trennen sowie die Sicht der Taugwalders publik zu machen.
Kurzerhand begann er im vergangenen Jahr mit seinen Recherchen: Um ein objektives, unverfälschtes Bild zu erhalten, versuchte er, sämtliche Originaldokumente aufzuspüren, interviewte Nachkommen der anderen Erstbesteiger und besuchte Persönlichkeiten wie Reinhold Messner. Dank den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung stiess er auch auf bisher unbekanntes, noch nicht gesichtetes Archivmaterial.
Sonderausstellung im Matterhorn Museum
Das Ergebnis seiner Recherchen wird im Sommer im Matterhorn Museum in Zermatt als Sonderausstellung unter dem Titel «Die Suche nach der Wahrheit» zu sehen sein. Dazu passend gibt es einen Ausstellungskatalog, der im Rottenverlag erscheinen wird. Zum ersten Mal in 150 Jahren sind dort alle historischen Unterlagen als Bild und Text vereint.
Das Highlight der Ausstellung sei dabei ein Brief von Peter Taugwalder Sohn aus dem Jahr 1917, in dem er seine Version der Geschichte schildere. «Der deutsche Originalwortlaut wurde bisher noch nie vollständig publiziert, da der Brief vom British Alpine Club in London unter Verschluss gehalten wird», erklärt Taugwalder.
Finanzierung mit Gegenleistungen
«Die Jubiläumsbudgets in Zermatt sind bereits anderweitig eingesetzt. Daher habe ich mich entschlossen, dieses Projekt auf eigene Faust über Sponsoren und Crowdfunding zu finanzieren.» Die Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung der Druckkosten des Ausstellungskatalogs von 16 500 Franken ist vor gut zwei Woche gestartet. Die Spender erhalten für ihre finanzielle Unterstützung verschiedene Gegenleistungen, etwa eine persönliche Führung von Taugwalder durch die Ausstellung.
Matthias Taugwalder arbeitet als freischaffender Fotograf in Zürich. Schwerpunkt seiner Arbeit über die letzten zehn Jahre waren die hochalpine Panoramafotografie und verschiedene Themen rund ums Bergsteigen.
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