Geburt | Volksinitiative will vierwöchigen Urlaub für frischgebackene Väter
Oberwalliser Unternehmen knausern beim Vaterschaftsurlaub

Papa arbeitet. Viele Schweizer Männer erhalten aktuell einen Tag Vaterschaftsurlaub, auch im Oberwallis.
Foto: Keystone
Das Thema Vaterschaftsurlaub ist zurzeit ein Dauerbrenner in der Schweiz. Von einem Elternurlaub ist man aber auch im Oberwallis noch weit entfernt. Im Normalfall ruft nach einem Tag Unterbruch wieder die Arbeit. So etwa bei der Lonza.
Erst im April wurde eine parlamentarische Initiative für einen zweiwöchigen Urlaub für frischgebackene Väter im Nationalrat knapp mit 97 zu 90 Stimmen bei fünf Enthaltungen abgelehnt. Nur wenig später lancierten die Verfechter der Idee Ende Mai eine Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Hinter der Initiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» stehen der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse, die Dachverbände männer.ch und Alliance F sowie Pro Familia.
Während die Initianten, die sich derzeit auf Unterschriftensammlung befinden, nach deutlich mehr Freitagen für junge Schweizer Väter rufen, waren im Kanton Wallis jüngst andere Töne zu vernehmen. Mittels eines Postulats forderten die Unterwalliser Liberalen (PLR), den zehntägigen Vaterschaftsurlaub für Staatsangestellte auf fünf Tage zu reduzieren. Als Argumente wurden knappe Kantonsfinanzen und Vergleiche aus der Privatwirtschaft vorgebracht. Mit äusserst knappem Resultat: Der Grosse Rat lehnte das Postulat im März mit 57 zu 56 Stimmen, bei fünf Enthaltungen, ab.
Deutliche Unterschiede
In der Praxis ist der Vaterschaftsurlaub in der Schweiz nach wie vor nicht gesetzlich reglementiert. Er hängt vom Arbeitgeber und den jeweiligen Gesamtarbeitsverträgen (GAV) ab. Laut aktuellen Zahlen von Travail.Suisse erhält rund die Hälfte aller Arbeitnehmenden mit einem GAV jeweils einen Tag Vaterschaftsurlaub zugesprochen. Nur wenige Branchen sehen mehr als fünf Tage vor. Anders bei Grossunternehmen und Verwaltungen: Hier reichte die Bandbreite Ende 2013 zum Beispiel von zwei Tagen bei der Post, über zehn Tage bei der SBB, bei IKEA oder beim Bund bis hin zu 15 Tagen bei der Migros. Mehr Tage boten nur wenige Unternehmen und Verwaltungen, so etwa Mobility mit 20 oder die Stadt Lausanne mit 21 Tagen.
Auch bei den grösseren Betrieben im Oberwallis zeigt sich eine unterschiedliche Praxis, wie eine Anfrage bei drei Firmen zeigt. Mit den nationalen Spitzenreitern können sie kaum mithalten. Neben der kantonal vorgegebenen Geburtszulage von 2'000 Franken gewährt etwa die MGBahn ihren männlichen Angestellten drei Tage Vaterschaftsurlaub, während die Lonza sowie die Bosch-Tochter Scintilla jeweils einen Tag im Reglement haben. «Innerhalb der folgenden sechs Monate nach der Geburt können zudem fünf Tage Vaterschaftsurlaub bezogen werden», präzisiert Sonja Bloechlinger, Mediensprecherin bei der Robert Bosch AG, die Situation in St. Niklaus.
Teilzeit als Alternative
Bei der MGBahn ist man von den Anliegen der Initiative für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub wenig angetan. «Abgesehen davon, dass die Finanzierung über die Erwerbsersatzordnung die sozialpolitischen Prioritäten falsch setzen würde, ginge mit einer staatlichen Einheitslösung auch die nötige Flexibilität für die Unternehmen verloren», betont Mediensprecher Jan Bärwalde. Ein Vaterschaftsurlaub müsse vielmehr in Abhängigkeit der Bedürfnisse der Betroffenen und der betrieblichen Möglichkeiten individuell ausgestaltet werden können. «Betriebliche Lösungen sind deshalb der bessere Weg.»
Alle drei Unternehmen betonen gleichzeitig die Wichtigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und damit auch die Möglichkeiten für junge Väter, sei dies durch Teilzeitarbeit oder unbezahlten Urlaub. «Heute arbeiten rund acht Prozent der Visper Belegschaft in Teilzeitarbeit», beschreibt etwa Renzo Cicillini, Mediensprecher bei Lonza, den Ist-Zustand im Visper Werk. Es würden zunehmend auch Männer davon Gebrauch machen – inzwischen bereits jeder Zwanzigste. Nichtsdestotrotz steht die Vaterschaftsregelung aktuell auf der Lonza-Agenda. «In den nächsten Monaten wird unsere schon lange bestehende Vaterschaftsregelung im Kontext mit all den anderen Zusatzleistungen überprüft und womöglich angepasst.»
Wie bei einem Umzug
«Direkt ist der Vaterschaftsurlaub bei uns zwar kein Thema. Er ist aber ein Aspekt, der beim Themenkreis der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und daher auch bei der Gleichstellung eine Rolle spielt », sagt Ursula Stüdi vom kantonalen Amt für Gleichstellung und Familie auf Anfrage. «Wenn etwa ein Vater am Anfang oder je nach Organisation des Urlaubs auch später zu Hause sein kann, geht damit meist ein guter Start in die gemeinsame Erziehung des Kindes einher.» Aus Sicht der Gleichstellung diene der Urlaub folglich nicht in erster Linie als Entlastung der Frau, sondern vielmehr dem gemeinsamen Erziehungsauftrag. «Es ist aber in ein politischer und ein gesellschaftlicher Entscheid, über die künftige Marschrichtung beim Vaterschaftsurlaub zu entscheiden.»
Im Endeffekt müsste man aber auch in der Schweiz den Weg hin zu einem Elternurlaub finden, wie er beispielsweise in den nordischen Ländern praktiziert werde, ist Stüdi überzeugt. Dabei erhalten beide Elternteile die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum Urlaub zu beziehen und diesen unter sich aufzuteilen. Mit kaum mehr Freitagen als für einen Umzug hinkt die Schweiz ihren europäischen Nachbarn derzeit aber deutlich hinterher. Die Strukturen seien, erklärt die Fachfrau, so ausgerichtet, dass man in die traditionellen Rollenbilder hineingezwungen werde.
Freie Wahl ermöglichen
Sie wolle allerdings auf keinen Fall Männern oder Frauen einen Vorwurf machen, «wenn sie traditionell leben wollen», so Stüdi. Es sei aber wichtig, jungen Eltern eine Wahlmöglichkeit zu bieten. «Wenn ein Elternurlaub im Endeffekt dazu beiträgt, dass Frauen vermehrt ins Berufsleben zurückfinden, ist dies ein sehr positiver Effekt. Gleichzeitig hätten Männer mehr Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern.» Dem häufig vorgebrachten Argument der hohen Kosten kann sie nichts abgewinnen. «Schliesslich werden die Ausbildungskosten von Frauen, die nicht ins Erwerbsleben zurückkehren, auch nicht in die Waagschale geworfen.» Allein die Ausbildungen der laut Bundesamt für Statistik rund 50'000 gut ausgebildeten Frauen, die nicht erwerbstätig sind, kosteten den Staat laut einer neuen Studie fast 6 Milliarden Franken.
pmo
Artikel
Kommentare
Micho - ↑14↓8
Hüare Theater.1 Tag isch ok und de ga Schaffe.Summi süchund richtig fescht dasch nu me fri hent uf Choschte va andere.Me hetti besser lenger fri bim Tot va eng Verwandte
antworten
Rotchäppli - ↑0↓2
Ja genau! Miner meinig wird der Tod uberschätzt. Also ich ha meh freid ka 5 täg mit miner tochter lachunt zverbringu, wa di glich zyt, mit scheiss gfühl irgendwelchi troschtwort der izredu.. aber jedem das seine. Gniessu :)
Silas - ↑16↓5
Wie früher im Kindergarten. Wenn ich es nicht gehabt habe - gönne ich es den anderen auch nicht. Super Einstellung. Und das Die Staatsangestellten 10 Tage bekommen ist ja auch ein Witz in der heutigen Zeit. Reduzieren auf 3 Tage das reicht für die auch.
antworten