Seniorentreff Brig-Glis
Schmidt: «Viele Oberwalliser kennen diese Art der Betreuung noch zu wenig»

Sibylle Schmidt.
Foto: zvg

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Im September 2011 wurde an der ehemaligen Evangelischen Schule in Brig der erste betreute Seniorentreff im Oberwallis eröffnet. Initiantin Sibylle Schmidt aus Brig-Glis zeigt sich zwar zufrieden mit dem ersten Jahr, möchte die Öffentlichkeit aber weiter für die Privatbetreuung sensibilisieren.
Sibylle Schmidt aus Brig-Glis arbeitet seit über einem Jahr im Seniorentreff in Brig-Glis. Die Betreuung älterer Menschen fordert von der zweifachen Mutter einiges ab, wie sie im Gespräch mit 1815.ch erklärt.
Öffentlichkeit sensibilisieren
Die Brigerin arbeitet seit sieben Jahren im Betreuungs- und Entlastungsdienst – drei Tage pro Woche arbeitet sie in diesem Bereich. Am Montag, Donnerstag und Freitagnachmittag betreut sie betreuungsbedürftige Menschen in einigen Räumlichkeiten in der ehemaligen Evangelischen Schule. Zwischen acht und neun Uhr sowie um halb zwölf und halb zwei werden die Tagesgäste empfangen. Um 17.00 Uhr beendet Schmidt ihren Arbeitstag. Weiteres Personal kann Schmidt momentan nicht anstellen, obwohl die Nachfrage da wäre. «Aber gratis arbeiten möchte ja schliesslich niemand.»
Schmidt versucht das Angebot auch gezielt mit Werbung bekannter zu machen. «Viele Oberwalliser kennen diese Art der Betreuung leider noch zu wenig. Am Weihnachtsmarkt verteilte ich deshalb zusammen mit meinen beiden Töchtern Flyer. Denn ein 'Entlastungstag' könnte doch auch mal ein passendes Geschenk sein.»
Bei der Idee des Seniorentreffs verhalte es sich ähnlich wie zu Beginn mit den Kinderkrippen, ist Schmidt überzeugt. «Auch bei dieser Art von Betreuung hiess es zu Beginn, das man so etwas nicht braucht. Deshalb bin ich überzeugt, dass sich die private Betreuung ebenfalls auszahlen wird. Sicher ist, dass der Umgang mit den Menschen, die bisher bei mir zu Gast waren, Lohn genug für mich ist. Daraus sind viele spannende und schöne Begegnungen entstanden.»
Temporäre Betreuung
Vor allem Demenzkranke Menschen betreut Schmidt zurzeit oft. «Die Gäste stammen mehrheitlich aus Brig oder Naters.» Wer mit betreuungsbedürftigen Familienmitgliedern zusammen wohnt, hat die Möglichkeit, Sibylle Schmidt mit der temporären Betreuung zu beauftragen. «Oftmals hat man ein schlechtes Gewissen, wenn man beispielsweise seine pflegebedürftige Mutter einige Stunden alleine zu Hause lässt, weil man vielleicht zum Arzt muss. Hier kann ich als Hilfe einspringen.»
Denn die Brigerin weiss um die Doppelbelastung von Familie und Beruf. «Da meine Töchter nun mehrheitlich auf eigenen Beinen stehen, war es möglich, dieses zeitintensive Projekt aufzuziehen.» Nach einem Jahr zieht Schmidt eine positive Bilanz. «Ich bin von meiner Arbeit vollkommen überzeugt und hoffe natürlich darauf, dass ich noch weitere betreuungsberdürftige Menschen begleiten und betreuen darf – die Kapazitäten wären vorhanden. Möglicherweise könnte der Seniorentreff dann sogar fünf Tage die Woche offen sein.»
Weitere Seniorentreffs?
Auch andere Private haben Interesse an dieser Art von Betreuung gefunden. «Vor einigen Wochen haben sich ein paar Frauen bei mir gemeldet, die ebenfalls einen Seniorentreff im Oberwallis eröffnen möchten.» Das dieses System Schule machen könnte, bereitet Schmidt Freude. «Bisher kannte man dieses System im Oberwallis nicht. Man hat zwar die Möglichkeit, betreuungsbedürftige Menschen in einigen Altersheimen temporär betreuen zu lassen, doch Privatpersonen haben diese Möglichkeit bisher nicht angeboten.»
Finanzielle Unterstützung erhielt Schmidt bisher von der Gemeinde Brig-Glis und dem Philanthropischen Verein. «Solche Hilfe ist natürlich willkommen. Vom Staat hingegen erhalte ich keine Gelder.» Mindestens ein Jahr lang möchte Schmidt ihrer Berufung weiter nachgehen. «Nächstes Jahr wird dann die Evangelische Schule möglicherweise darüber entscheiden, was mit den Räumlichkeiten passieren wird. Und je nachdem muss ich mich dann ab September 2013 nach neuen Räumen umsehen.»
Am Freitag, 12. Oktober 2012 von 14.00 bis 17.00 Uhr referieren Sibylle Schmidt, Leiterin des Seniorentreffs, Leander Locher, Sozialarbeiter bei der Pro Senctute, Monika Schümperlin, Fachfrau für Demenzfragen sowie Marie-Therese Albrecht von der Leitung und Pflegedienstleistung APH Emserberg im Seniorentreff Sibylle an der Tunnelstrasse 30 in Brig zum Thema «Mit Demenz zu Hause leben – aber wie?».
rul
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