Windhäufigkeit | Jährlich über 5'000 Stunden mit Wind im Talgrund
Stetig bläst der Wind durchs Tal

Fahne im Wind. In Visp weht in 60 Prozent der jährlichen Stunden ein Wind durchs Tal.
Foto: Keystone
Im Volksmund wird der Föhn, meist gemeinsam mit dem Neid, zu den ältesten Wallisern gezählt. Das nicht ohne Grund: Daten der Oberwalliser Messstationen in Ulrichen und Visp zeigen, wie häufig er den Einheimischen um die Ohren bläst.
Im Rhonetal zählt der Wind praktisch zum täglich Brot. «Er spielt im Wallis eine wichtige Rolle und beeinflusst unter anderem Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Man nimmt ihn praktisch täglich wahr», erklärt der Natischer Klimaforscher Sebastian König. «Im Gegensatz zu Temperatur und Niederschlag sind die Veränderungen über die Zeit bei Grössen wie Bewölkung und Wind in den beobachteten Daten aber weniger deutlich oder werden von den natürlichen Schwankungen verdeckt.» Nichtsdestotrotz sind einige Rückschlüsse möglich: Laut MeteoSchweiz sind seit 1981 zeitlich hochaufgelöste Winddaten verfügbar. Mit Ulrichen und Visp bestehen hierfür im oberen Kantonsteil zwei Messstationen mit längeren Messreihen. Dort gewonnene Daten lassen einen Vergleich der Windhäufigkeit in der Region während der letzten Jahrzehnte zu.
5'250 Stunden Wind in Visp
«An beiden Messstationen können wir keine grundsätzlichen Änderungen der Windhäufigkeit feststellen», sagt Stephan Bader von MeteoSchweiz auf Anfrage. «Bei den tiefen Windgeschwindigkeiten zeigt sich aber eine leichte Abnahme der Häufigkeit.» Wurden etwa in Visp in den 80er-Jahren im Schnitt noch an die 5'500 Stunden pro Jahr mit Windspitzen von 10 Kilometern und mehr gemessen, waren es zwischen 2006 und 2015 mit rund 5’250 einige Stunden weniger. In 60 Prozent der 8’760 Stunden, die ein Jahr zählt, hat damit in der Lonzastadt ein Wind geblasen. Dasselbe Bild in Ulrichen: Hier wurden in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt jährlich 3’696 Stunden mit 10 Stundenkilometern und mehr Wind gemessen. Auch dieser Wert liegt unter dem Mittelwert der 80er-Jahre, als noch 4’087 Stunden notiert wurden.
«Demgegenüber sind bei den höheren analysierten Schwellenwerten aber keine Änderungen bei der Häufigkeit festzustellen», betont Bader weiter. Sowohl bei Geschwindigkeiten ab 20 Kilometern, ab 30 Kilometern, ab 40 Kilometern als auch ab 50 Kilometern pro Stunde blies es konstant häufig. Interessant ist hierbei ein Vergleich zwischen den beiden Messstationen. Während in Ulrichen in den vergangenen zehn Jahren ein Mittelwert von rund 230 Stunden pro Jahr mit Windgeschwindigkeiten von 50 Stundenkilometern und mehr notiert wurde, waren es in Visp mit 859 zwischen drei bis vier Mal so viele. In Visp blies damit während rund einem Zehntel der jährlichen Stunden ein Wind mit Spitzen von 50 Stundenkilometern und mehr.
Wallis mit Vorreiterrolle?
Ein Grund dafür, dass es in der Region Visp häufiger windet als etwa im Goms, ist laut König der vorherrschende Südföhn. «Die Lage ist entscheidend. Im Wallis zieht der Föhn vom Simplon her jeweils talabwärts in Richtung Westen. Deshalb auch die höhere Anzahl an Stunden mit Wind in Visp.» Der Fallwind nehme jeweils den einfachsten Weg und folge der Topographie. Deshalb sei es schwierig, einzelne Orte und Gebiete mit anderen zu vergleichen und den windträchtigsten Ort festzustellen. Laut MeteoSchweiz besteht deshalb auch keine Vergleichsanalyse zum Wind in der Schweiz. «Ein Schweizer Mittelwert würde zudem keinen Sinn machen, da in den Alpen die Windverhältnisse vor allem durch die tagesperiodischen Tal- und Bergwinde bestimmt werden und in den Föhntälern zusätzlich durch den Föhn», so Bader.
Wie König aber unterstreicht, zählt das Wallis definitiv zu den windträchtigsten Regionen der Schweiz und ist damit für die Gewinnung von Windenergie wie geschaffen. «In der Schweiz verfügen primär der Jura, die Alpen und Voralpen über gute Windverhältnisse. Gut bewindete Standorte im Flachland, wie der Walliser Talboden, bilden eine Ausnahme», erklärt er. Bereits installierte Anlagen im Wallis würden zeigen, dass das Potential sehr gross sei. Er appelliert deshalb: «Insbesondere das Wallis mit seinen enormen Energieressourcen an Wasser-, Sonnen- und Windenergie muss sein Potential in Zukunft konsequent ausnutzen und eine Vorreiterrolle im Schweizer Energiesektor einnehmen.»
pmo
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Kommentare
Hans Arnold - ↑3↓2
Stetig bläst der Wind durchs Tal
Da frage ich mich doch wieso werden dann Windturbinen auf dem Gries aufgestellt, dort wo der Wind so unregelmässig bläst, immer wieder von einer anderen Seite und ungefähr ein Drittel soviel Ertrag resultiert wie im Unterwalliser Talgrund ?
Immer schön die Umwelt verschandeln, den Promotern geht es nur darum sich mit dem höchsten Windpark von Europa zu schmücken, die Rechnung werden andere bezahlen.
Rentieren wird der Windpark auf dem Gries nie.
Siehe Artikel man spricht nur vom Talgrund, also stellt mal ein paar Turbinen in Visp, Baltschieder, Raron auf, Platz hat es ja da.
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