Barralhaus | Die Idee eines Idealisten und Fantasten aus Savoyen
«Täglich eine heilige Messe…»

Markanter Bau. Das Barralhaus am Simplonpass hat eine bewegte Vergangenheit.
Foto: zvg
Simplon dorf. Das Barralhaus gehört zu den markantesten Gebäuden am Simplonpass. Sein Namensgeber war ein Priester aus Savoyen.
Im Buch über die Geteilschaft Bergalpe beschreibt Othmar Kämpfen das Barralhaus «als Bau mit aussergewöhnlichen Dimensionen». Es ist gut 120 Meter lang und sieben Meter breit. Initiant und Bauherr des Barralhauses war der aus Savoyen stammende Priester und Ordensgründer Pater Pierre-Marie Barral. Ihm lag die Ausbildung junger Priester aus den ärmeren Volksschichten am Herzen. Für seine Schüler und Studenten wollte er auf dem Simplon ein Ferienheim bauen. Im Jahre 1901 kaufte er aus dem Erbgut der Familie Stockalper ein Grundstück von 70000 Quadratmetern. «Die anfänglichen Pläne sahen einen feudalen, um nicht zu sagen luxuriösen Bau vor, der aus finanziellen Gründen redimensioniert werden musste», kann man in Kämpfens Buch nachlesen.
Nicht mehr als 42 Kühe auftreiben
Aber die Geteilschaft Bergalpe unterstützte den Priester aus Savoyen. Bereits am 1. September 1901 lud der Vorstand der Simplon Bergalpe zu einer Geteilenversammlung ein, um über Barrals Pläne zu befinden. Dem Begehren wurde entsprochen–unter zahlreichen Bedingungen. So verpflichtete sich Barral etwa, nie mehr als 42 Kühe auftreiben zu wollen. Und er musste ferner während der ganzen Dauer des Aufenthaltes im Alten Spittel alle Tage eine heilige Messe lesen lassen, um so der Bevölkerung den Gottesdienstbesuch zu erleichtern…
Mit dem Bau des langen Gebäudekomplexes begann man 1902. Teilweise halfen auch die im Stockalperturm einquartierten Studenten mit. «Pater Barral, ein Idealist, aber auch ein Fantast, konnte seine hochgesteckten Ziele nicht erreichen und musste die Ordensleitung abgeben.»
Das Barralhaus stand als Bauruine und war weitgehend unbewohnbar. Im Jahre 1915 verkaufte Barrals Nachfolger, Pater Pietro Bondolfi, die Liegenschaft auf dem Simplon für 60000 Franken an den Kaufmann Gottlieb Kunz aus Zürich, um sie zwei Jahre später nach dessen Konkurs für 21500 Franken zurückzukaufen…
Heute im Besitz des VBS
Erst 1924, nachdem sich das Bedürfnis nach einem Ferienheim für die Studenten verstärkt zeigte, begann die Missionsgesellschaft Immensee, das Haus instand zu stellen und auszubauen. Bald wurden Priester und Seminaristen in ihren Soutanen zu einem vertrauten Bild auf dem Simplon. Die Alpbevölkerung nahm sie wohlwollend auf. Man schätzte die Gelegenheit, den Gottesdienst zu besuchen, vor allem auch darum, weil die Predigten in deutscher Sprache gehalten wurden. Für das Missionshaus Immensee wurde das Haus allerdings zu einer zu grossen Verpflichtung. Seit 2007 gehört das Haus dem VBS. Aber die Verbundenheit der verschiedenen Geteilschaften mit dem Barralhaus ist immer noch gross (siehe Box).
wb
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