Transgender | Pasquale (27) kam als Isabel zur Welt

«Es gab keine Alternative»

Endlich Mann! Pasquale Elmiger (27) hat zehn Operationen hinter sich...
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Endlich Mann! Pasquale Elmiger (27) hat zehn Operationen hinter sich...
Foto: Walliser Bote

...und seine Eltern Franziska und Markus. «Entscheidend war, dass ich mich meinen Eltern anvertrauen konnte.»
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...und seine Eltern Franziska und Markus. «Entscheidend war, dass ich mich meinen Eltern anvertrauen konnte.»
Foto: Walliser Bote

Quelle: 1815.ch/WB 20.09.15 7
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Transmann Pasquale Elmiger über das Mannsein und seinen langen Weg dorthin.

Pasquale Elmiger, was ist für Sie ein «richtiger Mann»?
«Ein muskulöser, haariger Bär (lacht). Nein, im Ernst: Es kommt nicht drauf an, was Mann zwischen den Beinen hat, sondern im Kopf. Es bringt nicht viel, Menschen auf ihre Geschlechtsmerkmale zu reduzieren, das gilt für Mann und Frau.»

Haben Sie den Entscheid nie bereut, ein Mann zu werden?
«Es gab und gibt für mich keine Alternative. Für mich war es der einzige Weg.»

Sie fühlten sich im falschen Körper gefangen. Wie muss man sich dieses Gefühl vorstellen?
«Man fühlt sich in einem wandelnden Gefängnis. Du kannst nie dich selbst sein – und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Seit dem ich denken kann, fühle ich mich anders. Ich wusste schon als Kind, dass ich ein Junge bin.»

Mit welchen Konsequenzen?
«Ich erfüllte das typische Klischee vom Bubsein. Nix pink, keine Barbies. Damals sagte man mir, es sei ein Junge an mir verloren gegenagen.»

Wie reagierten die anderen Kinder?
«Die haben das natürlich auch gemerkt. Oft wurde ich deshalb verstossen.»

Vom Mädchen zur Frau – wie erlebten Sie die Phase der Pubertät?
«Wie alle anderen bekam ich Brüste, die Regel. Man beginnt, sich für das andere Geschlecht zu interessieren, macht seine ersten sexuellen Erfahrungen. Ich fühlte mich aber von Männern nicht angezogen.»

Die Mauern Ihres «Gefängnisses» wurden also Grösser?
«Ich konnte nicht das ausleben, was ich eigentlich bin. Ich konnte mich niemanden anvertrauen. Es war die Hölle, es öffnete sich ein bodenloses Loch und ich fiel hinein. Erst mit 18 wurde mir klar, dass ich ‘trans’ bin.»

Wie ging’s dann weiter?
«Entscheidend war, dass ich mich meinen Eltern anvertrauen konnte, eine Riesen-Erleichterung.»

Was war der erste Schritt auf dem Weg Richtung Mann?
«Zuerst musste ich einen Psychiater aufsuchen, der mir nach zwei Jahren ein Gutachten ausstellte. Dann folgte der Alltagstest.»

Was für ein Test?
«Der Alltagstest. Es wird verlangt, dass man während einem Jahr im gefühlten Geschlecht lebt. Ich sollte also meinen Tagesablauf so gestalten, wie dies ein Mann tun würde, hatte aber immer noch meinen weiblichen Körper, meinen Mädchenname, keinen Stimmbruch. Am Arbeitsplatz musste ich beispielsweise die Männertoilette benutzen. Man wird so ständig ‘zwangsgeoutet’. Es war eine schwierige Zeit.»

Quasi ein Eignungstest?
«Die pure Nötigung. Der Alltagstest wurde mittlerweile abgeschafft.»

Aus Sicht der Krankenkassen waren Sie also «mannstauglich». Und dann?
«Dann begann die Hormonebehandlung, gefolgt von den medizinischen Eingriffen. Mittlerweile habe ich bereits zehn Operationen hinter mir.»

Es ging also endlich vorwärts?
«Ja. Nachdem meine Brust entfernt wurde, konnte ich zum ersten Mal mit einem guten Gefühl in die ‘Badi’. Ein wunderschöner Moment.»

Gab es auch Rückschläge?
«Natürlich. Der Stress bei den ganzen Operationen, die Schmerzen. Auf die Entfernung der Gebährmutter und Eierstöcken folgte eine Phase ähnlich den Wechseljahren: Ess- und Schlafstörungen, Depressionen – das ganze Programm. Ein ständiges Auf und Ab.»

Aber der Prozess ist jetzt abgeschlossen?
«Nicht ganz. Es folgen noch vier bis fünf Operationen.»

Was halten Sie eigentlich von Caitlyn Jenner, den Stiefvater von Kim Kardeshian, der aus seinem Weg zur Frau gleich eine Reality-Soap macht?
​«Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass das ganze Transgender-Thema mehr Beachtung in der Öffentlichkeit findet. Aber ich glaube nicht, dass es der Sache dient, wenn man daraus eine Show macht.»

Interview: David Biner
20. September 2015, 17:37
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Infos

«SchwuLeOb» lud ein

Transmann Pasquale Elmiger folgte einer Einladung vom Verein «SchwuLeOb» in Wallis. Am vergangenen Freitagabend erzählte er in Visp den Anwesenden bei gemütlicher Runde seine Geschichte. Transgender sei auch im Wallis ein Thema, meint der «SchwuLeOb»-Präsident. Es sei wichtig die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. 

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Kommentare

  • Walliser - vor 10 Jahre ↑1↓16

    Der Artikel zeigt die Umsetzung der Gedanken von Jean-Paul Sartre und die sind echt suspekt. Die Genderideologie, inklusive Transgender widersprechen der Vernunft, der Wissenschaft und was auffällt: Es steckt ne grosse Lobby dahinter.

    antworten

    • Smiler - vor 10 Jahre ↑14↓0

      Bündner: Bravo und Gratulation für den super Kommentar!

    • Bündner - vor 10 Jahre ↑13↓2

      Da liegen Sie aber komplett falsch. Transgender hat es immer schon gegeben, das ist wissenschafltlich belegt. Der Vorteil heute liegt darin, dass wir in einer toleranten Gesellschaft leben und Menschen, die vielleicht nicht in das gängige heteronormative Bild passen, genauso in unsere Gesellschaft integrieren werden (sollten).
      Hand aufs Herz, wo liegt das Problem mit Transmenschen oder überhaupt all jener Menschen, die nicht hetero-konform leben? Sie sind weder gewalttägig noch kriminell. Sie bezahlen ihre Steuern und sind beruflich und sozial genauso integriert wie jeder andere Bürger dieses Landes. Wovor haben Sie also Angst? Angst, dass der Staat Minderheiten schützt, dass er das Leid von Menschen lindert? Angst, dass die Welt da draussen vielleicht doch vielfältiger ist als nur Mann und Frau?
      Als stolzer Schweizer kann ich abschliessend folgendes sagen: Die Qualität einer Demokratie misst sich nicht zuletzt daran, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht.

  • Bürgerin - vor 10 Jahre ↑7↓31

    Wird sowas von der Krankenkasse bezahlt? Und falls ja, wieso kann so jemand Operationen für zig tausende Franken bezahlt bekommen, ich muss aber meine schlechten Zähne (trotz richtiger Pflege) selber bezahlen? Solche oje-ich-wär-vielleicht-doch-lieber-jemand-anderes-Operationen werden bezahlt, Zahnbehandlungen aber nicht... Na bravo!

    antworten

    • Lörli - vor 10 Jahre ↑11↓2

      Das ist doch nicht miteinander zu vergleichen! Die Menschen fühlen sich im falschen Körper, die haben das auch nicht ausgewählt!

    • Dentalhygienikerin - vor 10 Jahre ↑13↓1

      Krankenkasse übernimmt die Kosten für Zähne:
      • bei schweren, nicht vermeidbaren Erkrankungen des Kausystems oder bei Behandlungen, die mit einer schweren Allgemeinerkrankung im Zusammenhang stehen;
      • bei Unfällen, soweit nicht eine andere Unfallver -
      sicherung die Kosten übernimmt;
      • bei Geburtsgebrechen, soweit diese nicht mehr
      von der Invalidenversicherung vergütet werden.
      Aber: Schlechte Zähne und eine (wird leider immer noch so genannt) psychische Störung sind nicht zu vergleichen!
      Mehr als die Transgender-Operationen werden wohl die Burn-Outs kosten. Machen sie sich darüber mehr Gedanken. Und den Ausdruck "oje-ich-wär-vielleicht-doch-lieber-jemand-anderes" finde ich persönlich etwas respektlos. Wer nicht in dieser Situation ist, hat keine Ahnung wie belastend das sein kann!

  • Smiler - vor 10 Jahre ↑42↓6

    Hut ab, Herr Elmiger! Vollster Respekt!

    Schön, hatten und haben Sie auch Eltern, denen Sie vertrauen konnten und immer noch können. Dies ist sehr wichtig.

    Auf Ihrem weitern Weg wünsche ich Ihnen viel Kraft, liebe Menschen und natürlich das Allerbeste!

    Es ist wichtig, auch bei Transgendern die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Es auch für diese Menschen ganz und gar nicht einfach, und daher wichtig, sie zu unterstützen.

    Ich finde es super, gibt es auch hier im Oberwallis mit dem Verein SchwuLeOb eine kompetente Anlaufstelle! Bravo - weiter so!

    antworten

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