Open Air Gampel | Ab heute bis am Sonntag geht in Gampel der grösste Oberwalliser Anlass über die Bühne
«Trotz elektronischer Musik sind wir immer noch ein Rockfestival»

Ganz schön gross, der Wolf. Roman Pfammatter (links) und Olivier Imboden gestern Nachmittag vor der Hauptbühne mit dem neuen Logo: Sie erwarten an den vier Festivaltagen der 31. Ausgabe des Open Air Gampel wiederum bis zu 100000 Besucherinnen und Besucher .
Foto: WB
Brig-Glis. Musikchef Roman Pfammatter und Medienchef Olivier Imboden zu oft gehörten Vorwürfen, zum Programm des Open Air 2016 und zum Logo-Wechsel vom Steinbock zum Wolf.
«Open Air Gampel, iischi Party» heisst es nach wie vor. Kann man wirklich noch von unserer Party sprechen oder müsste es nicht heissen «die Party der anderen, für die Schweiz»?
Olivier Imboden:«Grundsätzlich stimmt die Aussage schon noch. Es ist ein Festival für uns, für alle. Es ist ein Slogan, der unterstreichen soll, dass wir im Wallis sind. Wenn wir die Aussage wörtlich nehmen, sind wir vom Alter her tatsächlich nicht mehr gemeint. Die breite Masse des Publikums ist zwischen 18 und 25 Jahre alt.Die grosse Masse pilgert aus der Deutschschweiz ans Open Air.»
Wie stark schmerzt der Vorwurf als Musikchef, wenn es jeweils heisst, es gehe in Gampel nicht um Musik, sondern ausschliesslich ums Partymachen?
Roman Pfammatter:«Die Kombination zwischen Musik und Party ist sicher sehr wichtig, damit wir beide Produkte möglichst gut verkaufen können. Die Musik ist dabei genau- so wichtig wie eine gut organisierte und sichere Party. Wir wollen ein hochstehendes Musikprogramm inklusive Party. Das ist nicht neu. Uns zeichnet aus, dass wir beim Programm sehr breit fahren können, dass uns viele Möglichkeiten offenstehen. Mir ist es egal, worüber die Leute reden. Hauptsache, die Leute sprechen von uns.»
Sie sind seit 1998 für das Musikprogramm verantwortlich. In dieser Zeit hat sich das Budget von 275000 Franken auf 1,6 Millionen Franken gesteigert. Wie hat sich Ihre Arbeit dadurch verändert?
Pfammatter:«Darüber könnten wir sehr lange reden. Die ganze Musikbranche hat sich im Zeitalter des Internets massiv geändert, dadurch natürlich auch meine Arbeit. Früher musste ich unzählige Seiten kopieren und in die ganze Welt verschicken. Das fällt heute komplett weg. Die Arbeit wurde für mich zwar komplexer, aber gleichzeitig einfacher. Aber auch die Bands, die viel höhere Gagen verlangen und ihre CDs nicht mehr verkaufen können, sind ein wichtiger Aspekt. Die Bands wollen sich viel besser live präsentieren und sind mit einer grösseren Entourage vor Ort. Der Aufwand wird grösser, die Shows sind imposanter. Aber nicht zu vergessen, auch das Festival ist grösser geworden. Wir sind mit dieser Entwicklung gewachsen.»
Lief der Vorverkauf gemäss Plan und konnten die durch den Brand verursachten Schäden in der Halle in Niedergampel wieder wettgemacht werden?
Imboden:«Der Vorverkauf lief erwartungsgemäss. Wir haben durch den Brand viel technische Ausrüstung verloren, auch die Holzeingänge, das Bühnenbild zum Teil. Aber wir hatten sicher Glück im Unglück. Wäre der Brand kurz vor dem OpenAir passiert, wäre die Sache sicherlich verheerender ausgefallen. Aber die durch das Feuer zerstörten Utensilien sind soweit alle wieder hergestellt.»
«Unser primäres Ziel ist es, dem Publikum das zu bieten, was es erwartet»
Musikchef Roman Pfammatter
Sehr auffallend ist es, dass in diesem Jahr vermehrt auf die Karte elektronische Musik gesetzt wird. Da stehen den Gründervätern die Haare zu Berge, nicht?
Pfammatter:«Das entspricht dem Trend der Zeit. Unser Ziel ist es, dem Publikum das zu bieten, was es von uns erwartet. Das Publikum zu befriedigen, steht bei uns ganz zuoberst. Das ist die eigentliche Kunst. Aber trotz elektronischer Musik sind wir immer noch ein Rockfestival. Es entspricht einem riesigen Bedürfnis, einen Headliner wie Robin Schulz auf der Bühne zu haben. Aber mit Biffy Clyro beispielsweise kommen auch die Freunde des Rock voll auf ihre Kosten. Wir dürfen uns nicht in musikalische Schranken weisen lassen.»
Imboden:«Das Publikum hat sich in all den Jahren auch verändert. War früher das klassische Rockpublikum vor Ort, hörte es weg, als auf Bühne 2 ein Elektroact lief. Heutzutage finden die Besucher einfach einen Song gut, man ist nicht so fixiert auf einen Musikstil. Auch wer gerne Rock hört, wird sich möglicherweise bei Robin Schulz in der ersten Reihe vor der Bühne aufhalten. Es hat sich vieles verändert...»
Einen eigentlichen Headliner gibt es in diesem Jahr nicht. Ist das bewusst so gewählt nach eurer inszenierten Show per Videoclips?
Imboden:«Doch, wir haben Headliner, die kommen aber nicht so plakativ daher wie gewohnt. Da steckt Absicht dahinter. Das entspricht einem europaweiten Trend, sämtliche Bands mehr oder weniger gleichwertig zu verkaufen bzw. anzupreisen. Da übernehmen wir in der Schweiz vielleicht eine Vorreiterrolle. Aber das wird sich so durchsetzen, davon bin ich überzeugt.»
Pfammatter:«Jeder Besucher soll sich seinen eigenen Headliner herauspicken, seinen eigenen Festivalschwerpunkt setzen. Wenn eine Band als Headliner engagiert und präsentiert wird, steigen sofort die Kosten entsprechend in die Höhe. Bei uns sind alle Bands wichtig, diesen Weg wollen wir beschreiten. Wir setzen auf die breite Masse.»
Die Absage von Campino und den Toten Hosen im vergangenen Jahr an der Jubiläumsausgabe war der absolute Super-GAU. Habt ihr den verdaut?
Imboden:«Wir haben damals tatsächlich Blut geschwitzt. Das war der allerschlimmste Fall, der überhaupt eintreten konnte, das war der Horror. Wir haben sofort eine Sitzung per SMS einberufen.»
Ihr habt dann sehr rasch reagiert. Hattet ihr eine derart prominente Band wie Kraftklub in der Hinterhand oder einfach mächtig Glück?
Pfammatter:«Wir haben primär Ruhe bewahrt und von unserem breiten Netzwerk profitiert. Wir waren genau zwei Minuten lang traurig und dann haben wir vorwärtsgemacht. Es ging schlussendlich um Minuten, damit Kraftklub zeitig auf Bühne 1 auftreten konnte. Zögern wir 30 Minuten länger, haben wir an der Jubiläumsausgabe keinen Headliner...»
«Die Leute haben uns teils richtig fertiggemacht, wir mussten bös untendurch»
Olivier Imboden, Medienchef
Schon bald nach dem Open Air habt ihr mächtig von euch reden gemacht. Medientechnisch habt ihr einen richtigen Hype ausgelöst mit diesen Videoclips. Dabei war sicherlich der markanteste Wechsel der Übergang vom altbekannten Steinbock zum Wolf. Wer hat diesen Plan ausgeheckt?
Imboden:«Wir wollten nach der 30. Ausgabe des Open Air einen neuen Weg beschreiten. Ich habe mich dann mit den Leuten von‹lineli solutions›zusammengetan und bald einmal stand diese Web-Serie im Raum. Die Idee stammt von den Produzenten von‹lineli solutions›, nicht von mir oder jemandem von uns.»
Wie gross waren die Widerstände innerhalb des Teams beim Wechsel vom Steinbock zum Wolf?
Pfammatter:«Unser OK besteht aus acht Leuten. Jeder ist seit bald einmal 20 Jahren dabei und arbeitet sehr autonom. Das OK hat erst von der Sache erfahren, als der Deal bereits eingefädelt war. Wir wollten einen Schritt weitergehen, moderner und jünger werden, nicht einfach stehenbleiben. Und das, ohne unser Grundkonzept aus den Augen zu verlieren. Es ergaben sich Diskussionen. Für mich war es wichtig, nicht direkt mit dem Programm aufzuwarten. Für uns stellte sich die Frage, wie können wir das Open Air über die Weihnachtstage präsent machen, ohne das Programm bekannt zu geben?»
Ihr wart während vier bis fünf Monaten im Gespräch mit diesen Videos, mit dem Logowechsel. Ist dieser Wechsel zum Wolf lediglich eine einmalige Angelegenheit für dieses Jahr?
Imboden:«Also das Ziel, die Leute bei der Stange zu halten und im Gespräch zu bleiben, haben wir sicher erreicht. Die Leute haben uns aber teils richtig fertiggemacht, wir mussten bös untendurch. Wir wurden auch privat angegriffen. Als dann aber die Videos dazukamen, haben sich die Leute wieder beruhigt. Da waren wir plötzlich wieder die Helden. Es änderte sich durch den Wechsel zum Wolf viel im Backstage-Bereich, aber auch nach aussen haben wir den Wechsel vollzogen mit dem Logowechsel auf der Homepage und auf den Plakaten.»
Aber bleibt der Wolf?
Imboden:«Wer ans Festival kommt, wird erfahren, wie es weitergeht. Lassen Sie sich überraschen. Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende erzählt.»
Die Videoclips waren teils sehr originell gestaltet und fanden enormes Echo. Rund eine Million Klicks hat die Kampagne generiert. Dabei war besonders die erste Folge mit dem Auftritt des Wolfs und des Polizisten witzig. Wie flexibel wart ihr beim Dreh?
Pfammatter:«Wir waren sehr flexibel. Wir haben von Folge zu Folge reagieren können und haben der Arbeit der Produzenten vertraut. Schlussendlich ist ein hoch professionelles Musikvideo herausgekommen, in dem alle klassischen Walliser Klischees verpackt sind.»
Eure private Lieblingsszene?
Imboden:«Ich bin ja kein Schauspieler. Von dem her war die dritte Folge mit dem Monolog am schwierigsten. Das hat mich sehr gefordert.»
Pfammatter:«Das hat er aber ganz ordentlich hingekriegt, finde ich. Die ganze Halle hat beim Dreh getobt. Meine Lieblingsszene ist aus Folge 1, als der Wolf überfahren wird. Die Szene war sehr lustig. Er hat sich mehrmals ein Stück Grillfleisch geschnappt und ist damit ab in den Wald.»
Interview: Daniel Zumoberhaus
Artikel
Kommentare
schmähkritiker - ↑23↓7
Von allem etwas aber nichts rechtes.
Hauptsache Glaff Schnapps und Abfall und ein professioneller Mediensprecher. Dieser könnte sich mit dem Mediensprecher der Kapo zusammentun. Die beiden könnten glatt die Sendung von Giacchobo Müller am SRF übernehmen.
antworten