Waffengesetz | Registrierte Waffen nur die Spitze des Eisbergs
Walliser legen sich immer mehr Waffen zu

Kantonales Waffenbüro: Waren es 2010 noch 801 Bewilligungen, stiegen diese 2015 auf 1389 (Symbolbild).
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Obwohl das Gesetz für Waffen, die vor 2008 gekauft wurden, keine Nachregistrierung vorsieht, unterstützen Markus Rieder (links) und Jean-Marie Bornet von der Präventionsstelle der Walliser Kantonspolizei eine Meldepflicht für sämtliche Waffen.
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Die Gesuche für Waffenerwerbsscheine sind im Wallis im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das kantonale Waffenbüro erteilte insgesamt 1389 Bewilligungen.
Wer sich im Wallis eine bewilligungspflichtige Waffe zulegen will, dazu gehören etwa Pistolen, Revolver oder halbautomatische Waffen, muss vor dem Kauf beim kantonalen Waffenbüro in Sitten ein Gesuch für einen Waffenerwerbsschein stellen. «Die Person muss dem Formular einen Strafregisterauszug sowie eine Kopie des Passes beilegen», erklärt Jean-Marie Bornet, Informations- und Präventionsverantwortlicher bei der Walliser Kantonspolizei, gegenüber 1815.ch.
Massiver Anstieg an Pistolen
Solche Gesuche nahmen in den vergangenen fünf Jahren stetig zu. Waren es 2010 noch 801 Bewilligungen, die ausgestellt wurden, stiegen diese 2015 auf 1389. «64 Gesuche wurden 2015 nach Prüfung der Personendaten abgelehnt, was faktisch einem Waffenverbot gleichkommt.» Gründe können etwa sein, dass die Person wegen gewalttätiger oder gemeingefährlicher Handlungen oder Verbrechen im Strafregister eingetragen ist. Keine Waffe gibt es auch dann, wenn Grund zur Annahme besteht, dass die Person sich selbst oder Dritte gefährden könnte.
«Vorwiegend handelt es sich um Pistolen, die sich Walliserinnen und Walliser zulegen», so Bornet. «Der Grund für die Zunahme liegt weniger darin, dass sich die Walliser unsicher fühlen. Es sind vielmehr Waffensammler oder Sportschützen, die sich laufend neue Waffen zulegen und so für den stetigen Anstieg sorgen.»
Keine texanischen Zustände
«Natürlich dürfen diese Waffen nicht offen getragen werden, wie das etwa seit dem neuen Jahr in Texas der Fall ist. Waffentragbewilligungen werden von der Kantonspolizei äusserst restriktiv erteilt. Abgesehen von Polizisten im Dienst, dürfen nur Personen Waffen tragen, die Geldtransporte für Banken ausführen», so Bornet. Hielten sich im Wallis ranghohe Staatsleute auf, müssten sich auch deren Bodyguards offiziell eine Erlaubnis einholen. Insgesamt 36 Mal wurde im Jahr 2015 von der Walliser Kantonspolizei eine Waffentragbewilligung ausgestellt.
Lediglich einer Meldepflicht sind hingegen Jagdgewehre, Kaninchentöter, Soft-Air-, Alarm- und Schreckschuss- oder Paintball-Waffen unterstellt. Hier genügt ein schriftlicher Vertrag mit Angaben zur übertragenden und zur erwerbenden Person und einer Kopie an die Kantonspolizei. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass seit 2008 auch der Tausch, eine Schenkung, eine Erbschaft oder die Ausleihe als Erwerb gilt und somit meldepflichtig ist.
Und Grossvaters Karabiner?
Dass bei privatem Besitz auch von lediglich meldepflichtigen und von der Polizei wesentlich weniger kontrollierbaren Waffen Gefahren ausgeht, veranschaulichte die Bluttat von Daillon. Im Dezember 2013 tötete im kleinen Unterwalliser Dorf ein zur Tatzeit stark alkoholisierter Mann, der zahlreiche Waffen besass, drei Frauen. «Der Täter schoss mit zwei Waffen, die zur Kategorie der meldepflichtigen Waffen gehörten, einer alten Armeewaffe sowie einem älteren Jagdgewehr», so Bornet. «Zum Zeitpunkt der Tat hat er keine Waffen auf seinem Namen bei der Kantonspolizei eingetragen.»
«Deshalb befürwortet die Walliser Kantonspolizei den Vorschlag, dass sämtliche Waffen gemeldet werden sollen.» Beim kantonalen Waffenbüro waren Ende 2015 insgesamt 48'499 Waffen registriert. «Diese Zahl spiegelt lediglich den Eisberg der Waffen wieder, die tatsächlich in Walliser Haushalten liegen und nicht gemeldet sind, weil die Meldepflicht von Gesetzes wegen erst 2008 in Kraft trat.» Nicht registrierte Waffen, die allerdings nach 2008 über eine Erbschaft - etwa eines alten Karabiners oder eines alten Jagdgewehrs - die Hand gewechselt haben, sind vom neuen Besitzer von Gesetzes wegen beim Waffenbüro anzumelden.
Wenige Zwischenfälle – trotz hoher Waffendichte
Trotz der hohen Waffendichte im Kanton kam es 2015 lediglich zu zwei bekannten Zwischenfällen. «Bei einem Einsatz der Kantonspolizei gegen einen gewaltsamen Mann kam es zu einem Schusswechsel. Nachdem der Mann gegen die Einsatzkräfte schoss, wurde er von einem Polizisten mit einem Schuss an der Schulter getroffen, stürzte und verstarb kurz darauf. Zudem wurde bei einem Jagdunfall eine Person verletzt, als sich bei einem Jäger ungewollt ein Schuss löste», erklärt Bornet
In diesem Zusammenhang muss aber auch erwähnt sein, dass sich im Wallis im vergangenen Jahr elf Menschen bei insgesamt 82 Suiziden mit Schusswaffen töteten. Vergleichsweise wenig, wenn sie etwa mit jenen 33 Personen in den Vergleich gesetzt werden, die 2015 im Wallis mittels Exit den Freitod wählten.
Im Kanton Wallis kommen aber nicht nur ständig neue Waffen in Umlauf, es werden auch solche vernichtet. «In der Kategorie der verbotenen Waffen, die einer kantonalen Ausnahmebewilligung bedürfen, kommt es relativ häufig zu Beschlagnahmungen. Das betrifft vorab Schlagringe oder -ruten, verbotene Wurfmesser oder Dolche», sagt Bornet. Hinzu kommen aber auch legale Waffen von Privatpersonen, welche diese bei der Kantonspolizei abgeben, weil sie schlicht keine Verwendung mehr dafür haben. Insgesamt 221 Waffen sind so im Wallis im Jahr 2015 aus dem Verkehr gezogen und vernichtet worden ...
zen
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Kommentare
Hansi - ↑0↓7
1389 Waffen-Sammler?? Wie viel Sicherheit Waffen bringen kann man ja bei den Amis super sehen. X-Fach mehr Tote wegen Waffenmissbrauch als durch Terrorismus....
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Roman - ↑10↓0
So wie es im Moment aussieht gehört in jeden Haushalt eine geladene Waffe.
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Stefi - ↑13↓0
Klar... Bei den Zuständen unserer Kuscheljustiz...
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Tom - ↑12↓1
Zum Zitat...Der Grund für die Zunahme liegt weniger darin, dass sich die Walliser unsicher fühlen. Es sind vielmehr Waffensammler oder Sportschützen, die sich laufend neue Waffen zulegen und so für den stetigen Anstieg sorgen.
Ich glaube eher dass das ein anderer Grund hat, der hier so nicht genannt werden will. Man beachte, wie die Kriminalitätsstatistik in der Schweiz zugenommen hat. Wer will sich dabei nicht selber mehr schützen und sicherer fühlen wenn er zum Selbstschutz etwas Zuhause hat?!
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