Naturgefahren | Geologen intensivieren Überwachung des Bergsturzgebiets Randa
Wasserdruck als wahrscheinliche Ursache des Felsabbruchs

Anrissstelle: Die Geröllmassen lösten sich auf 2300 Meter an der rechten Felskante der 500 Meter hohen Wand im Bergsturzgebiet.
Foto: zvg
Der Felsabbruch vom Mittwoch in Randa mit einer gewaltigen Staubwolke liess Erinnerungen an den Bergsturz von 1991 aufkommen. Alarmstimmung herrscht bei den Geologen deshalb nicht.
Der nicht ungewöhnliche, jedoch unerwartet spektakuläre Felsabbruch vom Mittwochvormittag im Bergsturzgebiet von Randa veranlasste die Kantonsgeologen, am Donnerstag eine Messung über ungewöhnliche Bewegungen im labilen Gelände nordwestlich von Randa durchzuführen. «Das Bergsturzgebiet ist derzeit mit 25 Reflektoren ausgestattet. Von Randa aus können vom Geometer millimetergenau Bewegungen aus dem Vergleich zu vorangehenden Messungen festgestellt werden. Die Daten vom Donnerstag ergaben keine verstärkte Senkbewegung», erklärt Geologe Philippe Gsponer. Er ist als Adjunkts des Walliser Kantonsgeologen tätig.
Anpassung der Überwachung
Dennoch will der Kanton nach dem jüngsten Felsabbruch nun das Überwachungssystem technisch erneuern und weitere Reflektoren im Gebiet installieren. «Es soll in Zukunft intensiver überwacht werden», so Gsponer. Er überflog am Mittwoch zusammen mit dem Kantonsgeologen das Gebiet, um sich ein Bild vor Ort machen zu können. «Die Geröllmassen brachen an der rechten Felskante der 500 Meter hohen Wand im Bergsturzgebiet. Unweit davon brachen im letzten August bereits rund 1000 Kubikmeter weg.»
Trotz der enormen Grösse der Felsblöcke, die zu Tale donnerten, wie Videobilder belegen, war das Risiko klein, dass einzelne Gesteinsbrocken bis zur Strasse oder zur Bahn gelangten. «Die Geröllhangoberfläche ist sehr rau, sodass Blöcke von Felsabbrüchen - im Gegensatz zu grossen Bergsturzmassen - verhältnismässig rasch zum Stillstand kommen.»
10'000 bis 50'000 Kubikmeter
Als wahrscheinlichste Ursache des Felsabbruchs vom Montag nennt Geologe Charles-Louis Joris den grossen Wasserdruck. «Im Mattertal wurden bis spät in den März grosse Schneefälle verzeichnet. Das Schmelzwasser versickerte in der Folge in den Felsritzen im labilen Gestein und baute dort Druck auf. Genug, um den Felsabbruch auszulösen», so Joris, der seit 1991 den Bergsturz im Auftrag des Kantons überwacht. Dasselbe Phänomen sei auch beim Felsabbruch im vergangenen August nach einer regenreichen Periode festgestellt worden.
Er geht aufgrund der Bilder und von Videoaufnahmen davon aus, dass sich am Mittwoch um die 10'000 bis 50'000 Kubikmeter Geröll unter grosser Staubentwicklung lösten. «Die spektakuläre Staubentwicklung ist auf die grosse oberflächennahe Trockenheit des Fallraums zurückzuführen. Unter feuchten Bedingungen wäre der Felssturz weit weniger spektakulär ausgefallen.»
Keine Gefahr eines erneuten Bergsturzes
Der Felsabbruch vom Montag liess Erinnerungen an den Bergsturz von 1991 hochkommen. «Die Gefahr eines solchen Ereignis wie 1991 besteht derzeit nicht. Wir gehen zwar davon aus, dass sich hinter der Abbruchnische noch rund fünf Millionen Kubikmeter labiles Gestein befindet. Würde sich ein grösseres Bergsturzreignis anbahnen, würde sich das Monate bis Jahre vorher durch sich ausweitende Felsschründe und beschleunigte Vermessungsbewegungen ankündigen», so Gsponer. Es bliebe also genügend Vorwarnzeit, um allfällige Massnahmen für den Schutz von Bahn, Strasse und des Dorfes Randa zu treffen.
zen
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