Gesellschaft | Welt-Autismus-Tag im Zeichen der Corona-Pandemie
«Diese veränderten Umstände können einen Menschen mit Autismus völlig umhauen»
Die gegenwärtige Corona-Pandemie, verbunden mit dem sogenannten Lockdown, stellt auch von Autismus betroffene Kinder und Erwachsene vor ganz spezielle Herausforderungen.
Die Corona-Krise bringt die Strukturierung unseres Alltags durcheinander. Eine Strukturierung, die vor allem auch für von Autismus Betroffene überaus wichtig ist. Diese Umstellung von einem Tag auf den anderen ist für Menschen aus dem Autismus-Spektrum unter Umständen bedrohlicher als die Ansteckung mit dem Virus selber. «Um ihren Alltag bewältigen zu können, sind sie auf bestimmte Routinen angewiesen, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit verleihen. Sie können Reize oftmals nicht selber einordnen und reagieren auf gewisse Stimulierungen über- oder unterempfindlich. Unvorhergesehenes kann in ihnen starke Ängste auslösen», betont Andrea Jordan, Präsidentin vom Verein Autismus Wallis. «Diese veränderten Umstände können einen Menschen mit Autismus völlig umhauen.»
Die Empfehlungen des Bundes, möglichst zu Hause zu bleiben oder auch die soziale Distanz zu wahren, kämen Betroffenen hingegen zugute. «Betroffene freuen sich gar über diese Vorschriften.» Doch nicht allen erleichtern die Schutzmassnahmen den Alltag. «Ich kenne eine Frau, welche von Autismus betroffen ist, welche durch die Abstandregel von zwei Metern enorm gestresst ist. Für sie müssen es nun jeweils haargenau zwei Meter sein.»
Autismus ist eine lebenslang anhaltende Entwicklungsverzögerung. Oftmals geht sie auch mit einer mehr oder weniger ausgeprägten kognitiven Beeinträchtigung einher. Für viele Betroffene ist es deshalb schwierig zu verstehen, weshalb sie nicht zur Schule oder zur Arbeit gehen dürfen und möglicherweise beliebten Freizeitaktivitäten nicht nachgehen können. Dies erfordert auch vom Umfeld der Menschen mit Autismus erhöhte Aufmerksamkeit, Geduld und für die Betroffenen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten./
ip
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