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Als Notfallhelfer im Einsatz

Michael Blatter: «Die Anspannung bis zum Eintreffen am Unfallort ist gross.»
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Michael Blatter: «Die Anspannung bis zum Eintreffen am Unfallort ist gross.»
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Michael Blatter (38) ist Einsatzleiter der Schnelleinsatzgruppe auf der Simplonsüdseite. Blatter über seine Aufgabe und die Besonderheiten als Notfallhelfer.

Michael Blatter wirkt ausgeglichen und ruhig. Der Grenzwächter, der als Hobby Samariterlehrer ist und dieses mit Leidenschaft ausübt, steht regelmässig als «First Responder» (Notfallhelfer) im Einsatz. «Als Gruppenchef der Schnell­einsatzgruppe Simplon/Gondo bin ich dafür zuständig, die Einsätze mit der Walliser Rettungsorganisation KWRO zu koordinieren», erklärt Blatter.

Einsatzleiter Simplon-Süd

Seit dreizehn Jahren ist Michael Blatter bei der Schnelleinsatzgruppe dabei. «Nach meiner Ausbildung als Grenzwächter in Basel bin ich 2002 ins Wallis zurückgekehrt und dem Samariterverein in Simplon-Dorf beigetreten», so Blatter. Nach und nach ergab es sich, dass Blatter, auch bedingt durch seine berufliche Ausbildung als Samariterlehrer im Grenzwachtkorps, die Führung der Schnelleinsatzgruppe übernahm. «Nachdem mein Vorgänger und Gründer der Einsatzgruppe Simplon-Süd Luc Lauwiner seine Zelte in Simplon-Dorf abgebrochen hat, bin ich 2006 in seine Fussstapfen als Einsatzleiter getreten», erinnert sich Blatter.

Unterstützung der Rettungskräfte

Elf sogenannte Schnelleinsatzgruppen (SEG) gibt es im Oberwallis. Diese sind vor allem in eher abgelegenen Gebieten und Seitentälern zu finden. Der Grund: Weil es je nach Erreichbarkeit des Unfallorts eine Weile dauert, bis die professionellen Rettungskräfte vor Ort sind, wurden die Schnelleinsatzgruppen ins Leben gerufen. Diese haben die Aufgabe, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine möglichst schnelle und effiziente Patientenversorgung zu gewährleisten. «Dank seiner Nähe zum Ereignisort und seiner guten regionalen geografischen Kenntnisse kann der «First Responder» schnell auf Platz sein, um dem Patienten gemäss seiner Schulung Erste Hilfe zu leisten und die professionellen Rettungskräfte nach deren Eintreffen bei verschiedenen Aufgaben zu unterstützen», heisst es im Leitbild der KWRO.

Jeden Monat ein Einsatz

Michael Blatter ist einer von rund 260 Notfallhelfern im ganzen Kanton, die bei einen Ernstfall aufgeboten werden und Erste Hilfe vor Ort leisten. Insgesamt sieben Helferinnen und Helfer umfasst die Schnelleinsatzgruppe Simplon/Gondo. Diese garantiert das ganze Jahr über einen 24-Stunden-Einsatz. «Obwohl wir eigentlich keinen Pikettdienst versehen, sind wir doch immer und überall erreichbar», erklärt Blatter. Das Einsatzgebiet geht dabei von Gondo bis Rothwald. «Weil es zurzeit aber viele Baustellen mit Verkehrsampeln gibt, kommen wir momentan nur bis zur Passhöhe zum Einsatz.» Zwölf- bis 16-mal pro Jahr werden die Notfallhelfer/-innen dabei aufgeboten. Die Einsätze sind dabei sehr unterschiedlich: Von Vekehrs- bis hin zu Bagatellunfällen ist alles dabei. «Im Normalfall werden die Einsätze über die KWRO (144) alarmiert. Aber es kann natürlich auch sein, dass wir direkt von der Dorfbevölkerung gerufen werden.»

KWRO-Grundausbildung

Wer einer Schnelleinsatzgruppe angehört, muss neben der obligatorischen Samariterausbildung drei weitere Module der KWRO-Grundausbildung absolvieren. Dazu gehören der Einführungskurs, der sogenannte BLS/AED-Kurs, und der Helikopter- und Sauerstoffkurs. «Beim AED-Kurs wird vor allem der Umgang mit dem Defibrillator geübt, während im letzteren Kurs das Einweisen sowie Ein- und Ausladen eines Rettungshelikopters geübt wird», erklärt Blatter. Diese Kurse werden alle zwei Jahre wiederholt. «Zudem werden jährlich vier Gruppenübungen durchgeführt.» Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass der Einsatz bei der Schnelleinsatzgruppe aus Freiwilligenarbeit besteht. «Es braucht einerseits die Bereitschaft, Zivilcourage zu zeigen und als Helfer einsatzbereit zu sein und andererseits muss auch eine gewisse Verfügbarkeit vorhanden sein», sagt Michael Blatter. Die meisten der Nothelfer/innen werden denn auch über den Samariterverein rekrutiert. «Dadurch kann der Vollbestand der Einsatzgruppe garantiert werden», hält Blatter fest.

Anspannung vor dem Einsatz

Rund ein Viertel der Einsätze der Schnelleinsatzgruppe auf der Simplonsüdseite sind Verkehrsunfälle. «Die Anspannung bis zum Eintreffen am Unfallort ist immer sehr gross», ist sich auch der Einsatzleiter bewusst. Kommt hinzu, dass sich die «First Responder» im Gegensatz zu den professionellen Rettungskräften den Verkehrsverhältnissen anpassen müssen. «Vor allem bei Töffunfällen ist man bisweilen doch sehr nervös.» Dabei kommt es auch schon mal vor, dass auch die Nothelfer zu spät auf der Unfallstelle eintreffen. «Das sind dann die weniger schönen Momente», lässt sich Blatter zitieren. Wenn man aber am Unfallort helfen und die Erstversorgung am Patienten bis zum Eintreffen der professionellen Rettungskräfte ausüben könne, sei das ein gutes Gefühl. «Dann wissen wir, dass wir unser Möglichstes getan haben.»

Ausgleich Mountainbike

Wenn Michael Blatter nicht gerade als Grenzwächter arbeitet oder als Nothelfer im Einsatz steht, dann verbringt er seine Freizeit mit seiner Frau Lydia und seinen beiden Kindern. «Bei meiner Familie kann ich richtig abschalten und mich auch von meinen Einsätzen erholen.» Trotzdem: Die Arbeit als «First Responder» ist auch daheim ein Thema. Denn: Nicht nur Michael, sondern auch seine Frau Lydia steht als Nothelferin im Einsatz. «Natürlich sprechen wir hin und wieder über einen geleisteten Einsatz oder organisieren dieses oder jenes. Aber die Familie geht vor.» Beim Wandern oder Mountainbiken kann Michael seine Arbeit hinter sich lassen und sich auf andere Dinge konzentrieren. Auch wenn ihn sein Einsatz als «First Responder» früher oder später wieder einholt.

Walter Bellwald

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