Saastal | Viel Hausaufgaben für Bergbahnverantwortliche

Bergbahnen im Saastal in heftiger Schräglage

Während die Bahnen ruhig fahren, stehen die Bergbahnverantwortlichen 
im Saastal vor immensen Aufgaben.
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Während die Bahnen ruhig fahren, stehen die Bergbahnverantwortlichen 
im Saastal vor immensen Aufgaben.
Foto: Photopress/Saas-Fee

Quelle: RZ 0

Leere Kassen, Rücktritte im Verwaltungsrat, verunsicherte Mitarbeiter, Misstöne wegen einer Bauabrechnung, unliebsame Medien, intransparente Kommunikation und schweigende Geldgeber. Bei den Bergbahnen im Saastal gehts derzeit drunter und drüber.

Währenddem die Skiwelt auf Pulverschnee und perfekt präparierte Pisten hofft, brodelt es hinter den Kulissen der beiden Saaser Bergbahngesellschaften heftig. In Saas-Grund befinden sich die Hohsaas Bergbahnen in der Nachlassstundung, und der erst seit einigen Wochen gewählte Verwaltungsrat tritt bekanntlich geschlossen zurück. Angesichts der schwierigen Situation scheinen die Nerven blank zu liegen: Die Grunder wollen «in Ruhe arbeiten» und laden die Medien an der nächsten Generalversammlung kurzerhand aus. Man wolle darauf verzichten, dass die Presse dabei sei, teilen die Verantwortlichen schriftlich mit. Trotz stetiger Beteuerungen der Führungsetage auf Rettung scheint die Zukunft des Unternehmens mehr als fraglich.

Wintercard als Knackpunkt

Vor nicht minder grossen Herausforderungen steht man in Saas-Fee. Mitunter im Fokus: der «Hammerdeal». Vor drei Jahren als «Revolution der Abopreise» angepriesen, hat die «Wintercard» (so wird sie mittlerweile genannt) seither an Strahlkraft verloren. Trotz des nicht erreichten Ziels von 66 666 verkauften Karten ist der Deal diesen Winter noch einmal zustande gekommen. Wie viele Karten aber tatsächlich verkauft wurden, halten die Ver­antwortlichen unter Verschluss. Pikant: Im Dorf kursiert das Gerücht, die Zahl der verkauften Karten liege tatsächlich aber noch tiefer als die effektiv verkauften Tickets. Denn: Beim Start der Aktion vor drei Jahren wurden auch Mehrjahreskarten zum Verkauf ange­boten, deren verkaufte Anzahl nun jährlich dazugezählt worden sei. Dies, um die Aktion «positiver» erscheinen zu lassen. Tatsächlich: Ad- interim-Bergbahn-CEO Urs Zurbriggen bestätigt auf Anfrage, dass die Mehrjahreskarten bei der alljährlichen Zählung miteinbezogen und buchhalterisch entsprechend verbucht wurden. Wie Saas-Fee seine Abopreise künftig gestalten wird, bleibt demnach abzuwarten.

Juristisches Nachspiel?

Für Unruhe sorgt auch die vor zwei Jahren eröffnete Spielbodenbahn, welche fast 20 Millionen Franken gekostet hat. Für mehrere Branchenkenner ist das zu viel. Vergleichbare Bahnen hätten weitaus weniger gekostet. Vor dem Hintergrund, dass das Projekt von der öffentlichen Hand unterstützt wurde und dem Einwand der Branchenkenner, drängen sich Fragen auf. Wie beispielsweise: Auf welcher Basis wurde das Darlehen des kantonalen Tourismusfonds bewilligt? Fragen dazu wurden von Aktionären auch schon verschiedentlich gestellt und es wurde Einblick in die detaillierte Schlussabrechnung verlangt, offenbar ohne Erfolg, wie es heisst. Zwischenzeitlich interessiert sich auch die Politik für das Thema: Staatsrat Christophe Darbellay hat auf eine Intervention eines Grossrats geantwortet und schriftlich bestätigt, dass das Darlehen auf Basis der eingereichten Unterlagen von 19,9 Millionen Franken gewährt wurde. Er wolle nun weiterführende Abklärungen treffen, sagt der Parlamentarier auf Anfrage. Für den Fall, dass tatsächlich ungerechtfertigterweise zu viele Subventionen bezogen worden wären, stellt sich die Frage der Aufsichtspflicht und wo die Gelder geblieben sind.

Chefs schweigen

Von den Verantwortlichen ist dazu nichts zu erfahren. «Fragen in Zusammenhang mit finanziellen Details sind verfrüht und werden daher aktuell nicht beantwortet. Es wäre unseriös», lassen die neuen ­Investoren Peter und Markus ­Schröcksnadel ausrichten. Aber: Man werde sich in den nächsten Monaten einen detaillierten und authentischen Überblick verschaffen. Und wie schätzen die restlichen Verwaltungsratsmitglieder die Situation ein? Auch sie geben entweder keine Auskunft, verweisen für die Kommunikation auf andere VR-Mitglieder oder aber machen Ferien. Weniger entspannt erleben die Mitarbeiter die derzeitige Situation. Hinter vorgehaltener Hand macht man sich Sorgen um die Zukunft. Schliesslich ist auch noch die Direktorenfrage offen. Urs Zurbriggen amtet derzeit ad interim, Amtsin­haber Rainer Flaig ist seit Längerem krankgeschrieben und soll das Unternehmen nach letzten Informationen angeblich per 30. November verlassen.

Peter Abgottspon

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