Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Neo-Kommunismus: Rot-brauner Wein in grünen Schläuchen

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Früher gab es im Wallis noch ein paar richtige Kommunisten. In Saxon, in Martinach und in Monthey. Sie ruhen in Frieden.

«Wir sind die Töchter jener Hexen, die ihr nicht verbrannt habt»

Das lebendige Wallis wandert ­heute auf anderen Pfaden. Nach dem erfolgreichen Klimastreik jetzt der noch erfolgreichere ­Frauenstreik.

Am letzten Freitag demonstrierten in Sitten 12 000 Frauen für mehr Gleichstellung. Die Stimmung war super. Auf einem der fantasie­vollen Transparente der Ober­walliserinnen war zu lesen: «Wir sind die Töchter jener Hexen, die ihr nicht verbrannt habt.»

Gleichentags erhielten wir von ­Albert Rösti, Franz Ruppen und CO. ein faktenfreies «SVP-Lugi-Blatt». Auf der Titelseite versteckt sich ein roter Teufel hinter einem grünen Feigenblatt.

Zwei Tage später entschieden die Delegierten des SAC mit erdrückender Mehrheit ein Ja zur ­Gletscher-Initiative. Der Bosch-Konzern samt dessen Tochter Scintilla in St. Niklaus wollen und werden schon 2020 klimaneutral sein. Zehn Jahre früher, als dies die Klimajugend fordert. Und Viola Amherd demonstrierte nicht nur mit einem violetten ­T-Shirt auf dem Bundesplatz, sondern sie will auf alle Kasernendächer Solarzellen schrauben lassen. Immerhin.

Gibt es nächstens nach dem Wasser- einen Solarzins?

Der Kapitalismus ist – sofern man ihn halbwegs richtig steuert – unheimlich erfinderisch. Am Dienstag dieser Woche – kurz nach Redaktionsschluss dieses Blattes – ging an der ETH in Zürich eine spannende Tagung zu Ende. Der Titel: «12 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Gebirgs-Solaranlagen. Der Ersatz der Schweizer Atomkraft?»

Diese Tagung wurde von der ­Stiftung «Alpenforce» mit Sitz in ­Disentis organisiert. Niemand aus dem Wallis sitzt im Stiftungsrat. Man habe Jean-Michel Cina und Roberto Schmidt angefragt. Leider erfolglos. Referiert haben ETH-Forscherinnen und Forscher aus Lausanne und nicht aus Sitten. Auch das noch.

Die Fakten: Das Wallis kann mit der Solarenergie hoch rentabel in etwa gleichviel Strom produzieren wie heute aus der Wasserkraft. Die Hälfte dieses alpinen bifazialen Sonnenstroms fällt im Winter an. Wir müssten uns mit den Fragen beschäftigen: Wann erwachen ­Roberto Schmidt und Jean-Michel Cina? Gibt es für die Walliser ­Gemeinden und den Kanton nach dem Wasser- nächstens einen ­Solarzins? Hoffentlich.

Die SVP verlor in der letzten Zeit bei alle Wahlen Stimmen. Auch im Wallis. Der Nationalratssitz des ­Natischer Lügenbarons Franz ­Ruppen ist so sicher weg wie das Amen in der Kirche. Weil die Unterwalliser SVP nur mehr eine Liste macht. Und erst noch eine Heimatschutzliste. Wetten das?


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Nachtrag zur Rubrik der letzten Woche: In seinem Rundumschlag hat Bodenmann Folgendes unterschlagen: Als der Tourismus in Brig vor Jahren im Chaos versank, leitete einer seiner SP-Kumpel das Ressort. Louis Ursprung hat dann mit der Misere aufgeräumt und eine AG gegründet, deren Aktienkapital sich zurzeit bester Gesundheit erfreut. Weniger erfreut sind die Kneipenbrüder à la Bodenmann, die nicht mehr chaosstiftend mitgrölen können.

Nun zum Thema:

Neustens wählen die dümmsten Kälber ihre Schlächter wieder einmal selbst. Zwecks Rettung des ­Planeten ebnen sie einem kontrollsüchtigen globalen Totalitarismus den Weg. Dank Denkverboten soll eine gerechtere Welt geschaffen werden. Doch wo das Tier vermenschlicht – ja gar vergöttlicht – wird, der angebliche Umweltschutz die Menschenrechte verdrängt und das Fleisch dem Tofu weicht, klettert die Menschheit bald einmal zurück auf die Bäume.

Seitdem Gott «gestorben wurde» hat eine neue Dreifaltigkeit seinen Platz eingenommen: Migrant, LGBTIQ+ und Emanze heissen die neuen, über jede Kritik erhabenen und mit Sonderrechten ausgestatteten heiligen Kühe.

Nach einem langen Zivilisationsprozess, der vom zähneklappernden Höhlendasein zur Zentralheizung führte, wird die Spezies Mensch nunmehr von den rot-grünen Apokalyptikern als das zu beseitigende Böse bezeichnet, das sich zum Wohl des Planeten selbst abschaffen muss. Daher die hemmungslose Förderung von Abtreibung, Euthanasie und goldenem Schuss.

Konservativ eingestellte Menschen, die sich noch auf geistige Werte, Tiefe, Dauer und Verwurzelung berufen, sind die neuen Gelbsternträger, die man am liebsten kompostieren möchte. Da dies CO2 abwirft, werden sie stattdessen ­systematisch verunglimpft, ausgegrenzt und dämonisiert. Soziale Hinrichtungen sind halt umweltfreundlicher.

Der «Homo europensis» «vergendert» und verludert hinter dem Deckmantel einer Neo-Moral, die so dünn ist wie der Schilfblattstring einer in die Jahre gekommenen Emanze, die verspätet den Arsch zeigt, den sie nie hinhalten wollte. So gehen Zivilisationen zugrunde.

Hinzu kommt, dass grün sich gern zu grün gesellt: das Öko-Grün kokettiert mit der Farbe des Propheten, dessen Kämpfer sich weder um Frauen- noch Schwulenrechte kümmern und sich freuen, wenn die Wüste in Europa wächst, weil höckerlose Kamele ihnen – antifaschistische Parolen wiederkäuend – den Weg frei grasen.

Der Herbst unserer Zivilisation ist da! Die grünen Blätter färben sich glutrot und fallen wirbelnd auf die Erde. Dort werden sie – wen wunderts – braun.

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