Personalmangel | Derzeit hat die MGBahn nicht genügend Lokführer, um jeden Kurs zu fahren. Das soll bald wieder ändern
Busse statt Bahn
Auch die Matterhorn Gotthard Bahn kämpft zurzeit mit einer Unterdeckung beim Lokpersonal. Die Lücken seien jedoch absehbar, beschwichtigt das Unternehmen. Von speziellen Anreizen zur Rekrutierung sieht man ab.
Gelbe statt rote Wagen. Strasse statt Schiene. MGBahn-Passagiere zwischen Brig und Fiesch müssen derzeit morgens und abends aufs Postauto umsteigen. Der Bahnersatz für manche Kurse während den Randzeiten wird wohl bis zum Fahrplanwechsel im Dezember verkehren. Und dies nicht aufgrund von Bauarbeiten an Trassee oder Bahnhöfen.
Die MGBahn hat derzeit zu wenig Lokführer, um nach Fahrplan auch jeden Zug fahren zu können. Jan Bärwalde bestätigt übers Wochenende entsprechende Informationen dieser Zeitung. Der Kommunikationsverantwortliche spricht von einer «Momentaufnahme».
Keine Sonderzulagen wie bei SBB und BLS
Solche Lücken könnten mittelfristig vorkommen und hätten nichts mit der Unternehmensstruktur zu tun, sagt Bärwalde weiter. Nebst der natürlichen Fluktuation (Pension) spielten Ad-hoc-Ausfälle wie Krankheitsfälle oder Kündigung eine Rolle beim derzeitigen Personalmangel in den Lok-Kabinen. Nebenher laufe zudem ein Ausbildungskurs mit acht angehenden Lokführern, die aber erst bis im Frühling bereit sein sollen. Insgesamt beschäftigt die MGBahn derzeit rund 100 Lokführer. Bei Neuanstellungen kann man Inhaber einer Lizenz sofort einsetzen, Neuanwärter brauchen da länger.
Der momentane Bahnersatz auf der Strecke Brig–Fiesch sei darüber hinaus mit einer Knappheit des Rollmaterials zu begründen, sagt Bärwalde. Die Priorität liege folglich auf der Linie Visp–Zermatt, wo die Auslastung grösser ist. Die Busse kommen dort und dann zum Einsatz, wo weniger Passagiere unterwegs sind.
Der Unternehmenssprecher will betont haben, dass die MGBahn keine Probleme damit habe, neues Lokpersonal zu rekrutieren. Die Nachfrage bei Stellenausschreibungen sei jeweils gross. Man biete den Mitarbeitenden einen fixen Standort, regelmässige Arbeitszeiten und eine attraktive Strecke. Die Lokfüher-Löhne sind bei der MGBahn indes tiefer als etwa bei der SBB, heisst es innerhalb der Branche.
Während der Bahnersatz in Bähnlerkreisen Verwunderung auslöst, zeigt man sich seitens MGBahn ganz offensichtlich unbeeindruckt von den Engpässen beim Lokführerbestand. Es seien keine speziellen Anreize vorgesehen für die Rekrutierung neuer Mitarbeitender oder zur Motivation innerhalb der Belegschaft. SBB und BLS zahlen derzeit Sonderzulagen von 80 Franken für Lokführer, die an einem freien Tag einspringen. Beim SBB-Personen- und Güterverkehr fehlen derzeit rund 30 Lokführer am Tag. Die Situation sei nicht vergleichbar, merkt Bärwalde an. Aber der Mangel beim Lokpersonal sei ein Phänomen, das bei praktisch allen Betrieben in der Schweiz zu beobachten sei.
David Biner
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