Jagd | Kantonaler Walliser Jägerverband tagte in Collonge
Jagddruck auf das Reh steigt

Peter Scheibler, Chef der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, informierte die Jäger über Änderungen für die Jagd 2019.
Foto: Walliser Bote
Collonges | An der Delegiertenversammlung des Kantonalen Walliser Jägerverbands wurden Neuerungen für die Jagd 2019 vorgestellt, ein Antrag der Diana Martinach angenommen und klare Worte zum Wolf ausgesprochen.
Das Komitee des Kantonalen Walliser Jägerverbandes, KWJV, präsentierte in Collonges ein dichtes Programm. 86 Delegierte und weitere interessierte Jägerinnen und Jäger fanden sich zur DV ein. Die Nationalräte Thomas Egger, Philipp Bregy, Jean-Luc Addor und Benjamin Roduit machten den Grünröcken ihre Aufwartung.
Nach den Begrüssungsvoten folgte eine Schweigeminute für die im letzten Jahr Verstorbenen. KWJV-Präsident Daniel Kalbermatter würdigte die Verdienste von Anton Nellen, Vorstandsmitglied und Kassier des KWJV. Anton Nellen verstarb unerwartet im Februar 2019. Rainer Mathier erklärte sich bereit, als Ersatz im Kantonalvorstand Einsitz zu nehmen und übernahm die Finanzgeschäfte des Verbandes.
Gamsjagd wie 2017
Daniel Kalbermatter und Jagdverwalter Peter Scheibler befassten sich mit Änderungen für die Jagd 2019. Die Gäms- und Rehkommission trugen mit ihrer Arbeit wesentlich zur Neuregelung bei. Bei der Gämsjagd wird dieses Jahr das Bonusbracelet wieder eingeführt. Da der Winter 2018/19 nicht ausgesprochen hart war, wird man im Herbst 2019 wieder jagen können wie 2017. Das heisst, wer einen geringen Jährling oder eine Galtgeiss von mindestens 11 1/2 Jahren schiesst, bekommt ein Zusatzbracelet, mit dem er einen zusätzlichen Gämsabschuss tätigen kann: ein Bock, eine Geiss, einen Geissjährling oder einen geringen Bockjährling.
Die Bejagung von Rehwild auf der Hoch- und Niederjagd bleibt wie bisher. Neu dürfen Jägerinnen und Jäger auf der Rehkitzjagd im Anschluss an die Hochjagd auch melke Geissen schiessen, ohne dass sie mit Sanktionen rechnen müssen. Im Rahmen dieser Jagd können eine Geiss und ein Kitz oder zwei Rehkitze erlegt werden. Die Gebiete werden zudem ausgeweitet. Die neue Regelung wurde nötig, da das Geschlechterverhältnis beim Rehwild gestört ist. Die Zahl, der im Strassenverkehr verendeten Rehe ist inzwischen fast gleich hoch, wie die der Jagdstrecke. Die Rehkitzjagdzonen werden auf Gebiete mit hohem Verbiss oder Schäden an landwirtschaftlichen Anbaugebieten oder Reben erweitert. Bei der Jagd auf den Hirsch gibt es keine Veränderungen.
Hirsch vor Ort zerlegen
Die Diana Conthey wandelte ihren Antrag in eine Empfehlung um. Es wird Jägerinnen und Jägern empfohlen, in unübersichtlichem Gelände Signalwesten zu tragen.
Die Diana Martinach stellte einen Antrag zum Abtransport von Hirschen aus abgelegenen Orten. Sie sollen vor Ort zerlegt werden können. Nach einer Meldung an die Wildhut wird der Transport so vereinfacht. Bisher war das nach Absprache mit der Wildhut in besonderen Fällen bereits möglich. Die Diana Martinach wollte dazu eine gesetzliche Verankerung, damit für alle Jagendenden dieselbe Regelung gilt. Diese Forderung wurde von den Delegierten mit 60 zu 24 Stimmen und zwei Enthaltungen angenommen.
Klare Worte zum Wolf
Peter Scheibler informierte darüber, dass das Kantonsgericht einen Rekurs gegen die Öffnung des Teilbanngebiets im Aletschgebiet abgelehnt hat. Das Gericht hat am 15. März 2019 die Beschwerde von Pro Natura gegen die Öffnung des Teilbanngebietes abgelehnt.
Der Dienstchef fand für die Wolfsproblematik klare Worte. Es handle sich um ein Tier, das sehr viel Mehraufwand verursache. Da es weder in der Schweiz noch in den umliegenden Ländern eine Regulierung des Raubtieres gebe, würden die Konflikte weiter zunehmen. Er bedauere, dass man auf nationaler Ebene die Schäden, die der Wolf am Wild anrichte, gar nicht zur Kenntnis nehme. Auch Wildtiere seien Bestandteil des Walliser Kulturguts und wären gerade für den Tourismus von einiger Bedeutung.
Die Statistiken zur Jagd werden jeweils von der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere im Internet aufgeschaltet. Jeder Jagdsektor kann einzeln aufgerufen werden. Damit erhalten Jägerinnen und Jäger detailliertere Informationen als bisher.
10 Millionen für 40 Wölfe
Thomas Egger informierte zur Eidgenössischen Jagdgesetz Teilrevision und zur grossen Debatte rund um den Wolf vom 8. Mai im Nationalrat. Er begann seine Ausführungen mit beeindruckenden Zahlen: In der Schweiz verursachten 40 Wölfe Kosten in der Höhe von 10 Millionen Franken. Jeder Wolf koste die Steuerzahler 250 000 Franken. Damit könne man wirklich Sinnvolleres machen, fasste Egger zusammen.
Am 8. Mai geht es im Nationalrat auch darum, ob die Wolfregulation erleichtert wird. Ausgehend von einer Motion des Ständerats wird nun der Nationalrat darüber beraten. Thomas Egger vertritt die Meinung, dass die Kantone in eigener Kompetenz eine Regulierung vornehmen sollten. Der Bund müsste zwar noch begrüsst werden, hätte aber kein Rekursrecht mehr. Auch die Umweltverbände würden das Beschwerderecht verlieren. Die Verfahren rund um den Wolfsabschuss würden wesentlich vereinfacht. Er gehe davon aus, dass man so einen Schritt weiterkomme. Allerdings ist eine Referendumsabstimmung wohl unvermeidlich, weil sich die Umweltverbände gegen einen vereinfachten Wolfabschuss wehren. Thomas Egger sprach ein weiteres Vorhaben des Bundesrates an, dass er als problematisch betrachtet: Der Bundesrat wolle die Banngebiete in Wildruhezonen umbenennen. Das komme auf den ersten Blick harmlos daher, würde aber in einem kompletten Betretungsverbot der Banngebiete enden.
Afrikanischer Schweinepest vorbeugen
Tierarzt Eric Kirchmeier ging auf die Afrikanische Schweinepest ein und umriss die Gefahren dieser Viruserkrankung für Wild- und Hausschweine ein: Jägerinnen und Jäger können mit diszipliniertem Verhalten präventiv zu einer Eindämmung der hochansteckenden und langlebigen Viren beitragen.
Rolf Collaud, Präsident OWJV, nahm die Preisverteilung der Jagdtrophäen 2018 vor. Oberwalliser landeten dabei ebenfalls unter den ersten drei Rängen. Bei den Gamsböcken erreichte Andreas Abgottspon, Visp, und bei den Gamsgeissen Alexander Zuber, Visp, Rang drei. Amacker Joël belegte den 1. Platz bei den Rehböcken und Walter Schnyder erreichte bei den Hirschen den dritten Rang. Rolf Collaud erliess einen Aufruf zur vermehrten Beteiligung an der Trophäenbewertung.
Daniel Kalbermatter machte darauf aufmerksam, dass es in diesem Jahr kein kantonales Jagdschiessen stattfindet. Die Diana St.Maurice sah sich ausserstande die Durchführung zu gewährleisten und es konnte kein Ersatz gefunden werden. Aufgrund der rückläufigen Teilnehmerzahlen hätten mehrere Diana-Präsidenten den Anlass in Frage gestellt. Vorschläge seitens der Jägerschaft zur künftigen Gestaltung und damit zum Überleben des Schiessanlasses seien erwünscht.
An der DV erhielten verschiedene Redner das Wort. So sprachen unter anderen Benjamin Roduit, Nationalrat, David Clavadetscher, Geschäftsführer Jagd Schweiz, Charles -Louis Rochat, Präsident Diana Romande, Adrian Zumstein, Vorstandsmitglied Jagd Schweiz und Klaus Walpen, der neu im Vorstand des Schweizer Patentjägerverands Einsitz nehmen wird.
Abstimmungsparolen
Gegen Ende der Veranstaltung wurde das Wort noch an Robin Urdry, Generalsekretär Protell erteilt. Er legte den Versammelten ans Herz, bei der Abstimmung vom 19. Mai 2019 zur Umsetzung einer Änderung der EU-Waffenrichtlinie ein Nein an der Urne einzuwerfen. Er bezichtigte das Ja-Lager der Desinformation. In die gleiche Richtung ging dann noch die Rede von Nationalrat Jean-Luc Addor.
Daraufhin meldete sich Walter Schnyder zu Wort. Er kritisierte, dass an einer kantonalen DV zu einem Thema von nationaler Bedeutung nur eine Meinung zu vernehmen sei. Die Gegenpartei sei nicht zu Wort gekommen. Das sei nicht demokratisch. Diesen Vorwurf liess Präsident Daniel Kalbermatter so nicht gelten. Er rechtfertigte sich damit, dass er nur Organisator sei und es jedem freigestellt sei, seine Meinung an der DV kundzutun, wenn er sich im Vorfeld anmelde.
Nathalie Benelli
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