Kultur | Eine etwas andere Dorfführung durch Geschinen endet mit einer Versteigerung
Zwei Plastikschafe für Baschis Rettung
Geschinen | Das bronzene «Baschi»-Denkmal an der Kantonsstrasse soll restauriert werden. Was ein charmanter Dorfrundgang und die Versteigerung von Kunstobjekten sowie einer Pistenbullyfahrt damit zu tun haben.
Für ein kleines Dorf ist Geschinen reich an Geschichte und Geschichten. Dies führte Roberto Imoberdorf der kleinen Gruppe vor Augen, die er am Samstagnachmittag mit auf eine einstündige Dorfführung nahm.
Wie in einer Zauberwelt
Auf dem Rundgang durch die Häusergassen, vorbei an Stadeln, Ställen und Speichern, wähnt man sich in eine Zauberwelt versetzt. Die dicke Schneeschicht auf den Dächern verwandelt die Gebäude in mit weisser Glasur überzogene Märchenhäuser. Die Holzfassaden scheinen durch jede Pore zu atmen, Geschichten zu erzählen, «im Guten wie im Schlechten», wie Imoberdorf später sagt. Geschichten, in denen sich Märchen- und Sagenstoff mit der Realität vermengen. Ganz besonders gilt dies für sagenumwobenen «Wäger Baschi».
Die Tour beginnt vor dessen Denkmal, eine mächtige Bronzeskulptur, die 2001 vor Baschis Geburtshaus aufgestellt wurde. Seither haben der vom einheimischen Holzschnitzer und Bildhauer Erich Zehner geschaffenen Skulptur Wasser und Salz arg zugesetzt. Schäden, die in diesem Jahr behoben werden sollen. Eine professionelle Restaurierung kostet gut 25’000 Franken, erklärt die in Geschinen wohnhafte Bildhauerin Maya Graber vor Ort. An der letztjährigen Heimattagung ging mit Spendeneinkünften über 2340 Franken eine erste Tranche ein. An der Versteigerung, die im Anschluss an die Dorfführung angesetzt ist, soll ein weiterer Batzen hinzukommen.
Wette mit dem Bischof
Um den 1759 geborenen «Wäger Baschi» ranken sich allerhand sagenhafte Erzählungen über seine übermenschliche Kraft. So soll Baschi einst auf dem Viehmarkt auf der Planta in Sitten «Veh» herumgetragen haben. Der Bischof wollte den starken Mann daraufhin kennenlernen. Bei ihrem Treffen fand der Bischof gefallen an Baschi und ordnete an, dass er sich für den Heimweg einen Sack voll Korn aus dem Speicher mitnehmen durfte. Als Baschi statt eines Kornsacks einen viel grösseren Strohsack füllen wollte, intervenierte der Kanzler. Der Bischof sprach ein Machtwort: Falls Baschi den Sack bis nach Geschinen tragen kann, ohne ihn unterwegs einmal abzusetzen, dürfte er das Korn im Strohsack behalten. Kontrollieren sollte dies ein Knecht, der den Baschi begleitete. Der lange Marsch setzte dem Knecht jedoch derart zu, dass er in Mörel kehrt machen musste. Baschi, der den Sack bis dahin nicht abgesetzt hatte, soll auch noch den letzten Abschnitt bewältigt haben und schickte anschliessend das erste Brot, das aus dem Korn gebacken wurde, nach Sitten.
Ein Dorf wie ein Schatz
Baschi verdiente sich sein Geld nicht nur als Säumer, indem er Wein und Reis über die Pässe beförderte. Er war auch ein Krieger. In der damaligen Zeit leisteten viele Walliser Solddienst. «Falls sie zurückkamen, brachten sie einiges Geld heim», erzählt Imoberdorf und zeigt auf die umliegenden Stadel und Wohnhäuser, die in Geschinen besonders prächtig sind. Nicht viel anders als heute gehörte es dazu, seinen Reichtum zu zeigen. Sei es mit einem grossen Haus oder Verzierungen und Friesen, mit denen die Häuserfassaden geschmückt wurden. Der Ortskern von Geschinen stellt wie jener in einigen andere Gommer Dörfern einen architekturhistorischer Schatz dar, den es zu erhalten gilt. «Ein grosser Teil der Gebäude ist heute in einem recht guten Zustand. Viele Dächer sind frisch gedeckt», so Imoberdorf. Damit sei ihr Substanzerhalt für die nächsten 60 bis 70 Jahre gesichert. Dann müsste eine neue Generation die Arbeit von Neuem aufnehmen, führt er aus. Er hofft, dass der Wert der geschichtsträchtigen Gebäude auch in Zukunft erkannt wird. Vielleicht sogar mehr als heute.
Gegenseitiges Hochbieten
Die Tour endet in der St. Sebastianskapelle vis-à-vis des Baschi-Denkmals. Dort werden diverse Kunstobjekte, unter anderem von Maya Graber und Erich Zehner, versteigert. Manches kommt 30,40 oder 50 Franken unter den Hammer. Bei anderen Angeboten wie der Pistenbully-Fahrt bieten sich die Anwesenden die Pistenbully-Fahrt in dem lockeren Ambiente in den dreistelligen Bereich hoch. Der pensionierte Hotelier und Sagenerzähler Bernhard Schmid, der die Auktion in der Kapelle mit ein paar Hackbretteinlagen aufwertet, und Roberto Imoberdorf bieten sich bei zwei Plastikschäfchen auf 160 Franken hoch. Unter der Leitung von Martin Nanzer kommt insgesamt ein tiefer fünfstelliger Betrag zusammen. «Damit ist die Finanzierung der Restaurierung lanciert. Auch die Gemeinde wird für den Erhalt des Denkmals ihren Beitrag leisten», sagt Karolin Wirthner, Gemeinderätin Goms und spricht den Anwesenden ihren Dank aus. Danach klingt der Spendenanlass gemütlich bei Glühwein und Snack aus. Nach der Restaurierung soll das Denkmal zukünftig mit regelmässigen Unterhaltsarbeiten geschützt werden.
Martin Schmidt
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