Naturgefahren | Weite Teile des Dorfes in der roten Zone

Dämme sollen Herbriggen schützen

In Bewegung. Gesteinsmassen an der östlichen Talflanke stellen ...
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In Bewegung. Gesteinsmassen an der östlichen Talflanke stellen ...
Foto: zvg

... ein Risiko für das Dorf Herbriggen dar.
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... ein Risiko für das Dorf Herbriggen dar.
Foto: 1815.ch

Blick auf die Rutschung Längenschnee oberhalb Herbriggen.
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Blick auf die Rutschung Längenschnee oberhalb Herbriggen.
Foto: zvg

Im Jahr 2014 gesicherter Block innerhalb der Rutschung.
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Im Jahr 2014 gesicherter Block innerhalb der Rutschung.
Foto: zvg

Die steile Flanke an der östlichen Talseite.
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Die steile Flanke an der östlichen Talseite.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch 18.08.16 3
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Wie der Entwurf einer neuen Gefahrenkarte aufzeigt, wird Herbriggen durch Gesteinsbewegungen auf der östlichen Talseite bedroht. Im Dorf gilt deshalb faktisch ein Baustopp.

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Am Mittwochabend wurde die Bevölkerung in der Mehrzweckhalle von Herbriggen über die neu erstellte Gefahrenkarte sowie die geplanten Massnahmen zum Schutz der Häuser informiert. «Das Untersuchungsgebiet umfasst das Gebiet oberhalb des Dorfs an der östlichen Talseite. Es ist geprägt von mehreren hundert Meter hohen Felsstufen und Wänden, die durch Bänder unterteilt sind. Darüber liegt die Rutschung Längenschnee», erklärt Eric Pointner, der zuständige Geologe bei der Rovina + Partner AG, im Gespräch mit 1815.ch. Er war für die Erarbeitung der Gefahrenkarte zuständig.

Im Bereich dieser Rutschung fliesse eine grosse Gesteinsmenge kontinuierlich vorwärts in Richtung Abbruchkante – darunter bis zu 600 Kubik grosse Brocken. Auch der 800-Kubik-Block, der Ende 2014 gesichert werden musste und dabei für Schlagzeilen sorgte, liegt innerhalb dieser Rutschung. «Da man davon ausgehen musste, dass dieser Brocken in eins bis drei Jahren abstürzen könnte, wurde er damals durch eine Sofortmassnahme mit 60 Kubik Beton unterfangen und zusätzlich mit Vorspannankern verankert», so Pointner. Seither habe er sich nicht mehr bewegt, wie entsprechende Überwachungen gezeigt hätten.

30 Zentimeter im Jahr

Allerdings ist das Gestein rund um den Block weiterhin in Bewegung. «Im Prinzip liegt in der Region endlos viel Material, das wie durch einen kontinuierlichen Motor gegen die Abbruchkante gedrückt wird.» Die Bewegung sei aber nicht neu. «Anhand von Luftbildaufnahmen sowie GPS‐Messdaten der Uni Fribourg weiss man, dass sich das Material im Gebiet seit mindestens 40 Jahren bewegt. Sicher mit ein Grund dafür ist die steigende Permafrostgrenze, welche diesen Prozess zusätzlich beschleunigt.» Vor wenigen Jahren in der Region Längenschnee installierte GPS-Sonden der ETH zeigen, dass sich das Gestein im mittleren Bereich jährlich um beinahe 30 Zentimeter vorwärts bewegt. Das ist fast doppelt so schnell wie zu Beginn der Messungen.

Für die Einwohner in Herbriggen sind Felsstürze in diesem Gebiet indes nichts Neues. «Vor allem in den Monaten nach der Schneeschmelze oder bei starken Gewittern können seit jeher Steinschläge beobachtet werden. Bislang sind allerdings nie Sturzblöcke bis ins Dorf gelangt.» Für die Erarbeitung der Gefahrenkarte mussten deshalb mehrere Szenarien mit verschiedenen Gesteinsgrössen durchgespielt werden. «Die Sturzbahn ist so steil und durch Felsen unterteilt, dass auch grössere Brocken unterwegs zerteilt werden. Hinzu kommt, dass das meiste Gestein in Richtung Fallzug abgelenkt wird. Allerdings bleibt ein Risiko bestehen, wonach gerade grössere Blöcke bis ins Dorf gelangen könnten», so Pointner.

Drei mögliche Varianten

Aufgrund dieser Ausgangslage liegt praktisch das gesamte Dorfgebiet oberhalb der Kantonsstrasse zwischen Bielzug im Norden und Fallzug im Süden in der roten Zone und ist von einem Baustopp betroffen. Durch entsprechende Schutzmassnahmen soll dieser Situation aber entgegengewirkt werden. «Im Rahmen einer Vorstudie wurden drei mögliche Varianten ausgearbeitet», erklärt Daniel Bumann vom IBR Ingenieurbüro, das für die Erarbeitung des Massnahmenplans zuständig ist. «Zwei Varianten sehen ausschliesslich Steinschlagschutzdämme vor, während eine weitere eine Kombination mit Netzen beinhaltet.» Je nach Variante sollen die vier bis fünf Meter hohen Dämme am Hangfuss näher oder etwas weiter oberhalb des Dorfes angelegt werden.

«Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile. Wir empfehlen aber die Variante, die nahe beim Dorf liegt. Dadurch ist der Unterhalt einfacher und zugleich ein optimaler Schutz gewährleistet», betont Pointner. Schutzmassnahmen direkt im Anrissgebiet seien aufgrund der Grösse der Fläche nicht möglich. «Auch wenn das Dorf bislang verschont blieb, sind die Massnahmen damit zu erklären, dass man eine Rutschung hat, die sehr aktiv ist», erklärt der Fachmann weiter. Auch die Zaniglaser Gemeindepräsidentin Gaby Fux-Brantschen betont die Wichtigkeit des Schutzvorhabens und hofft auf das Verständnis der Bevölkerung. «Die Fakten liegen nun auf dem Tisch. Es war wichtig, die Bevölkerung sachlich über die mittelfristige Gefährdung zu informieren. Mir liegt viel daran, dass die Massnahmen raschmöglichst umgesetzt werden können.» Auch damit Bauprojekte nicht unnötig blockiert werden.

pmo
18. August 2016, 07:00
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Infos

«Baubeginn frühestens 2017»

Norbert Carlen ist Ingenieur bei der kantonalen Dienststelle für Naturgefahren im Oberwallis und mit dem Schutzprojekt in Herbriggen betraut.

Norbert Carlen, wie läuft die Auswahl der drei möglichen Varianten ab, welche Kriterien spielen eine Rolle? «Die drei Varianten werden nun beim Kanton und beim Bund vorgelegt, wobei aufgrund der Vorstudie des Ingenieurbüros eine Variante favorisiert wird. Dabei spielen als Kriterien unter anderem das Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie der Eingriff in die Landschaft mit. Sind Bund und Kanton mit der vorgeschlagenen Variante einverstanden, kann das Ausführungsprojekt erstellt werden. In der Regel wird aber jene Variante weiterverfolgt, die sich in der Vorstudie herauskristallsiert hat.»

Wann kann im besten Fall mit einer Realisierung der Schutzmassnahmen gerechnet werden? «Frühestens im Herbst 2017. Einerseits wegen begrenzter Kredite. Anderseits beanspruchen die verschiedenen Umsetzungsverfahren ihre Zeit. Ziel ist es, noch vor Ende 2016 die Vorstudie zu genehmigen, um im Winter/Frühjahr 2016/17 das Projekt auszuarbeiten.»

Mit welchen Kosten rechnen Sie für die favorisierte Variante der Vorstudie? «Sie wird sich in der Grössenordnung zwischen 1,5 und 2 Millionen Franken bewegen und  beinhaltet alle Arbeiten und Materialkosten, die beim Projekt anfallen.»

Welche Auswirkungen haben die Schutzmassnahmen auf die zukünftige Bautätigkeit in Herbriggen, insbesondere, was die Gefahrenkarte betrifft? «Die Gefahren sind in den letzten Jahren auch aufgrund abschmelzender Blockgletscher oberhalb von Herbriggen gewachsen. Aufgrund des Entwurfs der Gefahrenkarte für Herbriggen, die den grössten Teil des Dorfes als rote Zone definiert, werden dort zurzeit keine Neubauten bewilligt. Werden die Schutzmassnahmen umgesetzt, wird nach  einer erneuten Analyse eine angepasste Gefahrenkarte erstellt. Zonen, die jetzt mit einem Bauverbot belegt sind, weil sie in der Gefahrenzone Rot liegen, sollten wieder für Neubauten genutzt werden können.» zen

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Kommentare

  • Auch gebürtig - vor 9 Jahre ↑8↓15

    immer diese böse Gemeinde. Und was hätte es gebracht, wenn Sie die info schon früher gehabt hätten? Noch schnell den Boden verkauft an jemanden der die info nicht hatte?
    Bald wird eh die svp die Macht übernehmen und dann werden plötzlich paradiesische Verhältnisse herrschen. Wetten, dass dann über Nacht die Problematik gelöst wird....

    antworten

    • Herbrigger - vor 9 Jahre ↑4↓6

      Was soll dieser Kommentar?Es geht hier überhaupt nicht darum,noch schnell ein Geschäft zu machen!Wenn man annehmen muss,dass man in der roten Zone lebt,dann will sicher jeder Gewissheit und die Fakten auf dem Tisch haben!Auch wenn sie vielleicht unangenehm sind!Herumgedrücke oder gar Dementi bringen doch nichts,wenn es schlussendlich doch anders rauskommt!Und zudem muss man sich in Zukunft fragen,wem man noch vertrauen oder glauben soll!Was wird einem noch verheimlicht?Wenn man die Bürger in Sachen Sicherheit im Ungewissen lässt und gar anlügt hat man als Behörde auf jeden Fall das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit verspielt!

  • gebürtige Herbriggerin - vor 9 Jahre ↑11↓16

    Das Gerücht,dass das Dorf in der roten Zone liege,ging schon eine Weile umher!
    Näheres erfuhr man jedoch nicht,und von den Behörden wurde diese Sache bis gestern gar abgestritten! Eine Sauerei! Und traurig,das ich als ehemalige Herbriggerin und immer noch Bodenbesitzerin im Dorf erst über die Medien endlich Klarheit erhalte!!! Typisch Gemeinde St.Niklaus !!!!!

    antworten

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