Lehrer am Limit
«Eltern tanzten nicht mit dem Anwalt an»

Oskar Freysinger: früher Lehrer, heute Bildungsdirektor des Kantons Wallis.
Foto: Screenshot srf
Im «Club» von SRF vom Dienstag gingen Pädagogen wie Oskar Freysinger der Frage nach, warum immer mehr Lehrer unter Burnout-Symptomen leiden.
Die Schweizer Schulen sorgen fast täglich für Schlagzeilen mit Themen zum grossen Reformprojekt Lehrplan 21, zu vielen Kindern mit Therapiemassnahmen, ums Frühfranzösisch oder die «Schnüerlischrift». Und vor einigen Wochen legte eine Studie des Nationalfonds offen, dass jeder dritte Lehrer in der Schweiz Burnout-gefährdet ist.
«Umfeld hat sich geändert»
Der Walliser Erziehungsdirektor und Nationalrat Oskar Freysinger glaubt nicht, dass die Lehrer heute dünnhäutiger sind. «Das Umfeld der Lehrer hat sich geändert. Früher stand das ganze Schulsystem hinter den Lehrern und gab ihnen Unterstützung. Die Lehrperson war eine Autorität und auch die Eltern standen hinter ihr. Eine Bestrafung des Kindes etwa ist durch die Eltern mitgetragen worden. Niemand ist deswegen mit dem Anwalt angetanzt.»
In der individualistischen Gesellschaft von heute sei der Lehrer viel mehr auf sich selbst gestellt. «Damit umzugehen, schafft nicht jede Lehrperson und sie kann verunsichern. Und dass bei der zunehmenden Bürokratisierung des Lehrerberufs der eine oder andere Lehrer überfordert ist, kann ich nachvollziehen.»
Beat W. Zemp, Präsident des Schweizerischen Lehrerverbands, glaubt sogar, «dass die Schule zur Reparaturwerkstatt der Gesellschaft geworden ist». Lehrer müssten zunehmend Erziehungsaufgaben übernehmen, die eigentlich Eltern übernehmen müssten. Schulreformen, angepasste Lehrpläne und mehr Schüler mit Lernschwierigkeiten in Regelklassen kommen dazu. «Hat man dann einen oder zwei Querulanten in der Klasse, geht man kaputt», sagt der ehemalige Gymnasiallehrer Freysinger.
Mehr Autonomie für Lehrer
Einig waren sich die Lehrer, die zur Club-Runde eingeladen waren, zum Verhältnis Lehrer-Eltern. Der Umgang mit Eltern sei schwieriger geworden, zum Teil schwieriger als mit Schülern. Oftmals sei das Klima zwischen Eltern und Lehrern von Misstrauen geprägt.
Wo liegen die Lösungen, um aus der Misere zu finden? Freysinger sprach sich für weniger Bürokratie und gegen die normierten Unterrichtsrichtlinien aus. Lehrer sollten bis zu einem gewissen Mass selber über die Art des Unterrichts entscheiden können. Zemp sah das Problem nicht in den zahlreichen Reformen, die in der Pipeline sind. Das Problem bildeten nicht diese, sondern das fehlende Personal, um diese umzusetzen.
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Kommentare
ab - ↑0↓0
aaa
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Ich weissus - ↑0↓0
Zur Autonomie der Lehrer: Leider gibt es auch unter den Lehrern schwarze Schafe, die sich ihr Leben verdammt einfach machen. Mein Sohn geniesst leider eine solche Lehrperson. Gelernt wird nicht viel und wenn, dann werden Lerninhalte auch noch falsch vermittelt. Dies alles auf dem Buckel der Kinder und ohne Konsequenzen für die Lehrperson... Zu viel Autonomie ist nicht für alle gut.
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Hey - ↑0↓0
Ich war auch mal Lehrer. Als ich den Job gewechselt habe, meinten alle aus meinem Umfeld, es sei gut, dass ich mal etwas anderes mache. So würde ich mal lernen richtig zu arbeiten.... Eines kann ich heute festhalten: Ich hatte in meinem neuen Job nie solche stressigen Zeiten wie damals als Lehrer. Habe zwar weniger Ferien, brauche aber dessen auch weniger..!!!
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Schüler - ↑0↓0
Oh, die armen Lehrer, 12 - 14 Wochen im Jahr Ferien, um 16:00 Uhr Feierabend, mindestens Fr. 7'000.-- Monatslohn und sind spitze im "Jammern". Hallo, die bekommen ein Burnout? Und, was ist mit allen anderen Arbeitern in unserm Lande, welche im Jahr 4 Wochen Ferien haben, von 07:00 Uhr bis 18:00 Uhr arbeiten und einen viel, viel geringern Lohn haben als die Lehrer?
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Hey - ↑0↓0
Wenn der Lehrerberuf so "cool" ist wie du ihn beschreibst, wieso machst du nicht auch Lehrer? Gibt doch gemäss deinen Angaben keinen besseren Job, den man sich wünschen kann!!! Aber die Antwort ist jeweils wohl bekannt: Was ich Lehrer? Ich hätte die Geduld und Nerven nicht!!!
Franz - ↑0↓0
Die haben es nicht mit Schülern wie Dir zu tun!
Lehrer - ↑0↓0
@Schüler:
Bezüglich Ferien empfehle ich dir folgende Beiträge zu lesen: http://www.nzz.ch/panorama/lehrer-haben-viel-freizeit-1.18361399 und http://schuleschweiz.blogspot.ch/2013/07/was-tut-ein-lehrer-wahrend-der-ferien.html
Deine Vorstellungen zum Monatslohn kannst du unter folgendem Link überprüfen: http://www.vs.ch/NavigData/DS_39/M18310/de/Lohntabelle%20-%20Lehrer%20-%202014.pdf
peti - ↑0↓0
Die Eltern sind das Problem, weil sie ihren Job nicht mehr machen, fehlende Erziehung mit Geld meinen ausgleichen zu können, Schwierigkeiten auf die Lehrer und andere Dritte abwälzen und sich dann wundern, wenn ihre unerzogenen Gofen, wie man liest immer mehr Nachhilfeunterricht, auch in Anstand und Betragen brauchen. Ich möchte heutzutage nicht Lehrer oder Lehrerin sein.
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Andy - ↑0↓0
So ist es, und in 10-15 Jahren fragen sich alle warum die Kinder so sind wie sie sind und keiner will schuld sein. Also Eltern greift euch an der eigenen Nase und macht euren Job. Ihr habt sicher auch gesagt, ICH werde es besser machen als meine Eltern, dann macht es auch und schiebt die Verantwortung nicht ab.
Andy - ↑0↓0
Genau, die Eltern sind das Problem. Beide wollen arbeiten, damit sie vom Luxus den sie vorher hatten nicht zu viel abgeben müssen. Das Kind wird hin und her gereicht und weiss doch nicht mehr wo es wirklich hin gehört.
Jetzt sollen wir auch noch unsere Kinder mit 4Jahren zum Kindergarten schicken??
In 10-15 Jahren fragen sich wieder alle warum unsere Kinder so sind wie sind
Petsch - ↑0↓0
@Peti du hast recht, für viele Eltern werden Kinder wenn Sie grösser werden mehr oder weniger "lästig" und gibt gerne die Verantwortung gerne ab. Man sieht ja heute bei Haustieren - die Verantwortung wird nach ein paar Wochen oder Monaten bei Tierheimen übergeben oder man sucht über Obei oder Kleinanzeige einen anderen Besitzer...