Bahngeschichte | Seit 125 Jahren per Bahn ans Matterhorn
Eine Pionierleistung feiert Geburtstag

Am 18. Juli 1891 konnte die Gesamtstrecke von Visp nach Zermatt eröffnet werden.
Foto: zvg
Einst mit einem Aufkommen von 33‘695 Personen und 2‘075 Tonnen Güter im ersten Jahr gestartet, feiert die Bahnstrecke Visp – Zermatt am Montag ihr 125-jähriges Jubiläum. Am 18. Juli 1891 absolvierte erstmals ein Zug den gesamten Weg durch das Visper- und das Mattertal.
Damals verkehrte die Bahn noch mit Dampfbetrieb und benötigte für die 35 Kilometer und 955 Höhenmeter über zweieinhalb Stunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf offener Strecke und 10 km/h auf der Zahnstange. Heute beträgt die Fahrzeit von Visp bis nach Zermatt eine Stunde und fünf Minuten. An den steilsten Stellen vor Stalden und vor Zermatt ist eine Steigung von 12,5 Prozent zu bewältigen. 1891 schützten zehn Tunnels mit einer Gesamtlänge von 304 Metern die Bahn vor den Gefahren der Natur. Heute sorgen 15 Tunnels und Galerien mit einer Länge von 3‘029 Metern für die Sicherheit entlang der Strecke.
Erstbesteigung des Matterhorns als Startschuss
Zermatt war zu Zeiten der Erstbesteigung des Matterhorns nur mittels einem neun- bis zehnstündigen Fussmarsch zu erreichen. Das Bedürfnis nach einer alternativen Reisemöglichkeit wuchs jedoch im gleichen Ausmass wie die Anziehungskraft des Matterhorns. Im Jahre 1888 wurde daraufhin mit dem Bau der meterspurigen Visp-Zermatt-Bahn begonnen. Die Verlegung eines Bahntrasses im engen, steilen und zerklüfteten Mattertal mit den Mitteln, die im vorletzten Jahrhundert zur Verfügung standen, war eine echte Pionierleistung. Nur drei Jahre später, am 18. Juli 1891, konnte die Bahnstrecke tatsächlich eröffnet werden – vorerst allerdings nur von Juni bis September. Im Winter ruhte der Bahnbetrieb, Wintertourismus kannte man im Mattertal damals noch nicht.
Viele Errungenschaften und Meilensteine prägten in den vergangenen 125 Jahren sowohl die Entwicklung des Ferienstandortes Zermatt als auch der Bahnstrecke von Visp ins Matterhorn-Dorf: 1893 gab es erstmals elektrisches Licht, neue Hotels aller Kategorien nahmen nach und nach den Betrieb auf, 1900 wurde die Wasserversorgung und Kanalisation auf den Stand der modernen Technik gebracht, 1929 verschwanden die Dampfloks aus dem Mattertal und machten Platz für leistungsfähigere elektrische Lokomotiven, 1934 nahm die Visp-Zermatt-Bahn den ganzjährigen Betrieb auf, 1961 durchbrach die Bahn erstmals die Millionengrenze bei den beförderten Gästen und 2003 fusionierten die beiden grossen Walliser Schmalspurbahnen, BVZ Zermatt-Bahn und Furka-Oberalp-Bahn, zur Matterhorn Gotthard Bahn.
Die Gegenwart
Zählte Zermatt anno 1900 noch 741 Einwohner, waren es 2015 5‘628 Personen. Die Matterhorn Gotthard Bahn als Nachfolgerin der einstigen Visp-Zermatt-Bahn und späteren BVZ transportiert heute jährlich weit mehr als drei Millionen Passagiere ins und durch das Mattertal. Seit Ende 2014 fahren die Züge im Halbstundentakt. Auf dem dicht befahrensten Abschnitt zwischen Täsch und Zermatt verkehren bis zu 190 Züge täglich. Vor 125 Jahren war das noch undenkbar: Die Visp-Zermatt-Bahn fuhr 1891 in den Sommermonaten täglich dreimal bergwärts und dreimal talwärts.
Die Feierlichkeiten anlässlich des 125-jährigen Jubiläums finden am Freitag, 22. Juli, auf der Matterhorn Plaza in Zermatt statt – mit einem grossen Fest mit musikalischer Unterhaltung und dem Auftritt des Alpentainers Trauffers.
pd / pan
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