Therapeutin Emilia Karlen zum Comeback der Blutegel:
«Therapie ist nicht so schlimm wie befürchtet»

Emilia Karlen bietet die Blutegeltherapie seit drei Jahren an.
Foto: zvg

Ihre Praxis in Niedergesteln
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Emilia Karlen ist seit 2002 diplomierte Therapeutin. Neben medizinischen Massagen bietet sie in ihrer Praxis in Niedergesteln seit drei Jahren Blutegeltherapien an. Pro Tag lassen sich eins bis zwei Patienten behandeln, die Tendenz sei steigend.
Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Heilmethoden in der überlieferten Medizingeschichte. Die seit Jahrtausenden bekannte Behandlungsmethode wird seit ein paar Jahren zunehmend beliebter.
Emilia Karlen, diplomierte Blutegeltherapeutin, ist durch eigene Erfahrungen auf diese Art der Therapie gestossen. Aufgrund eines andauern geschwollenen Knies durch einen Unfall liess sich die Natischerin acht Blutegel setzen.
Bereits nach einem Tag habe sie eine erste Wirkung verspürt, als sie sich nach wenigen Tagen weitere Blutegel setzen liess, liessen die Schmerzen nach. «Von da an war ich begeistert und recherchierte nach Möglichkeiten, die Therapie zu erlernen», so Karlen, die daraufhin eine spezielle Ausbildung in Wil absolvierte.
1815.ch: Emilia Karlen, welche Ausbildung benötigt man, um die Blutegeltherapie anwenden zu dürfen?
Emilia Karlen: «Prinzipiell kann jeder, der einen medizinischen Beruf erlernt hat, mit Blutegeln arbeiten. Es ist wichtig, Symptome bei Patienten zu erkennen und eine Diagnose zu erstellen. Natürlich muss man lernen, mit den Tieren zu arbeiten: Es werden eigens Ausbildungen angeboten, damit man die Blutegel richtig einsetzt.»
Bei zahlreichen Beschwerden ist eine Therapie mit Blutegeln sinnvoll, wie in Ihrer Broschüre zu lesen ist. Bei welchen Leiden ist es besonders wirksam?
«Allgemein kann man sagen, dass Blutegel oft bei Leiden, die das Lymphsystem betreffen, helfen. Auch bei Entzündungsherden, Verklebungen oder Vernarbungen sind sie wirksam. Jedoch muss jeder Patient gesondert angesehen werden, bevor man Blutegel setzt.»
Woher beziehen Sie die Blutegel?
«Ich bestelle die Tiere bei einer Zuchtfirma in Wil. Die Zucht der Blutegel ist sehr aufwendig: Vom Ablegen der Kokons bis zum Schlüpfen der kleinen, eins bis zwei Zentimeter langen Jungtiere können in Abhängigkeit von Temperatur einige Wochen aber auch Monate vergehen. Die Geschlechtsreife erlangen sie nach zwei bis vier Jahren. Danach können sie eingesetzt werden.»
Was passiert mit den Blutegeln nach der Behandlung?
«Nach der Behandlung werden die Blutegel am schonendsten durch Einfrieren getötet und entsorgt. Der Therapeut darf die Blutegel nicht in der Natur aussetzen. Man darf medizinische Blutegel auch nur einmal einsetzen.»
Wie läuft eine Behandlung mit Blutegeln konkret ab?
«Zuerst werden die Patienten über den Ablauf der Therapie und die Wirkung der Blutegel informiert. Vor der Behandlung darf man keine Duschcremen, Salben, Parfüm, Alkohol und so weiter verwenden und sollte in bequemer Kleidung in die Praxis kommen.
Der Therapeut setzt daraufhin die Blutegel am Ort, wo sie wirken sollen. Sobald diese anbeissen, bleiben sie in der Regel an der Stelle, bis sie satt sind. Durchschnittlich saugt ein Tier 20 bis 40 Milliliter Blut. Daraufhin löst sich der Egel von selbst. Auf keinen Fall darf man ihn mit Gewalt vom Körper lösen.
Nach der Behandlung fliesst das Blut die nächsten Stunden bisweilen stark, weswegen ein Verband besonders wichtig ist. Um Wundinfektion zu vermeiden, sollte man die Bissstellen weder berühren noch daran kratzen. Diese Nachwirkungen variieren jedoch von Fall zu Fall. Bei Schwellungen oder Juckreiz kann man einen Quarkumschlag anlegen und/oder eine homöopathische Salbe benutzen. Sollten diese nicht nachlassen ist es wichtig, den behandelnden Blutegeltherapeuten zu verständigen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.»
Was bewirken Blutegel im Körper?
«Die Sekrete enthalten eine Reihe hochwirksamer Enzyme, die den Rückfluss des verbrauchten Blutes zum Herzen verbessern. Hirudin beispielsweise verdünnt das Blut. Daneben gibt es entzündungshemmende und antibakteriell wirkende Substanzen wie Eglin und Hementin.
Das Bindegewebe unter der Haut sowie die Kapillaren werden durch das Saugen und die Nachblutung deutlich entlastet. Dazu wird das Lymphsystem besser durchblutet. Verklebungen, Hämatome, Vernarbungen und Entzündungsherde werden durch auflösende Wirkung gelöst.
Die Heilungswirkung der Blutegelbehandlung entsteht durch Reaktion der Patienten auf den Biss, das Saugen und das Nachbluten sowie die biologisch aktiven Stoffe der Sekrete der Blutegel. Diese Therapie ist weit mehr als eine einfache Ausleitungsmethode.»
Wie viele Patienten nehmen diese Behandlungsmethode im Durchschnitt in Anspruch?
«Momentan lassen sich durchschnittlich ein bis zwei Patienten pro Tag von Blutegeln stechen.»
Ist die Tendenz eher steigend oder sinkend?
«Seit drei Jahren arbeite ich mit Blutegeln und das Interesse steigt.»
Nicht wenige Leute verspüren möglicherweise eine gewisse Furcht oder gar Ekel vor einer Therapie mit Blutegeln. Was raten Sie diesen Leuten?
«Meistens haben die Patienten ein falsches Bild von der Therapie. Die Aufgabe der Therapeuten ist es, durch ausführliche Informationen die Barrieren zu überwinden. Daher wird der Ablauf vor der Behandlung genauestens erklärt. Viele Patienten sind überrascht, dass die Therapie nicht so schlimm wie befürchtet ist. Meist sind sie bei einer zweiten Behandlung entspannter.»
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Kommentare
Mila - ↑0↓0
Ich bin begeistert was ich da lese. Schon meine Mutter und Grossmutter haben Blutegel benützt. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
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Dupont Ursi - ↑0↓0
Das ekligste an Blutegeln ist ihr Name! Sie sind nicht "glitschig" und bleiben an Ort und Stelle fast unmerklich auf der Haut liegen. Die Wirkung ist genial. Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht und können Emilia und ihre Egel sehr empfehlen! Vorallem auch bei Sportverletzungen - nicht warten, sondern sofort ein Email an Emilia!
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