Aviatik | Oberwalliser Gleitschirmpilot stellt neuen Schweizer Rekord auf
Visper fliegt mit dem Gleitschirm 355 Kilometer weit

Neuer Rekordhalter. Jan Sterren hat mit seinem Gleitschirm eine Strecke von 355 Kilometern bewältigt.
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Bestleistung. Für den neuen Schweizer Rekord war der Visper Gleitschirmpilot elf Stunden und 30 Minuten unterwegs.
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Visp. Nonstop ist der Visper Gleitschirmpilot Jan Sterren am vergangenen Mittwoch vom französischen Chamonix nach Sölden in Österreich geflogen. Die insgesamt 355 zurückgelegten Kilometer bedeuten neuen Schweizer Rekord.
Für die neue Bestmarke verbrachte der 27-jährige Oberwalliser elf Stunden und 30 Minuten ohne Unterbrechung in luftigen Höhen. Derart lange sei er bis anhin noch nicht in der Luft gewesen, so Sterren gegenüber dem «Walliser Boten».
Dass der Visper bei seiner Landung im österreichischen Sölden um 21.32 Uhr am vergangenen Mittwochabend den bestehenden Rekord um ganze elf Kilometer überbieten konnte, habe er beim Start um 10.10 Uhr in Chamonix noch nicht vermutet. «Mit 300 Kilometern habe ich geliebäugelt, dass ich dann aber noch etliche Kilometer weiter gekommen bin, war überraschend, zumal auch die Flugbedingungen nicht absolut perfekt waren», gibt Sterren zu seinem Flugabenteuer an.
In der zweiten Tageshälfte habe er während seines Rekordflugs, bei dem er anfangs von einem Kollegen begleitet wurde, mit schattigen Abschnitten und in der Folge mit fehlender Thermik zu kämpfen gehabt, wodurch ein Aufsteigen mit dem Gleitschirm ab und an zur Herausforderung wurde. «Um den Abschattungen zu entkommen und erneut in ein sonniges Gebiet zu fliegen, hat es gelegentlich etwas Improvisationstalent gebraucht. Ein Vorwärtskommen war teilweise nur noch mit Talwind soaren möglich», beschreibt der Gleitschirmpilot, der sein Hobby seit 2008 betreibt, die grösste Schwierigkeit während seiner Flugreise von Frankreich über die Schweiz nach Österreich.
Vom Wallis über die Surselva nach Sölden
Nichtsdestotrotz flog Sterren nach seinem Startpunkt in Chamonix «mit dem Wind im Rücken» ziemlich zügig der Nordseite des Rhonetals entlang. «Vorbei an Martinach, Crans-Montana und Leukerbad», so Sterren zu seiner Flugroute. Anschliessend habe er das Bietschhorn passiert, neben dem Aletschhorn den Aletschgletscher in Richtung Goms überflogen, um nach der Durchquerung des Urserentals im Kanton Uri endlich ins Bündnerland zu gelangen. Nachdem er dort an Davos vorbeiflog, erreichte er die Surselva, um anschliessend den Reschenpass nach Österreich zu queren.
«Abends um 21.10 Uhr erlebte ich oberhalb der österreichischen Südtäler auf 3000 mü.M. den Sonnenuntergang und setzte wenig später zur Landung in Sölden an», schwärmt Sterren von seinem Rekordflug, der gemäss Angaben des gelernten Vermessungsingenieurs wohl auch der längste je in den Alpen geflogene Gleitschirmflug gewesen sein dürfte.
Dabei hat Jan Sterren die Schweiz komplett durchquert, ohne dabei auch nur einen Fuss auf Schweizer Boden gesetzt zu haben. «Dennoch», erklärt der passionierte Gleitschirmflieger, «ist es Schweizer Rekord.» Damit ein Flug hierzulande nämlich gültig sei, müsse weder Start noch Landung auf Schweizer Boden erfolgen. Sterren präzisiert: «Für eine Schweizer Wertung muss nur ein Punkt der Wegstrecke innerhalb einer 20 Kilometer breiten Grenzzone von der Schweiz entfernt liegen.»
Alter Rekord hielt 13 Jahre
Der alte Schweizer Rekord wurde im Jahr 2004 vom Piloten Christian Maurer mit einem Flug vom Niesen nach Landeck (A) aufgestellt und hielt für 13 Jahre. Bis 2017 flog kein Gleitschirmpilot über 300 Kilometer in der Schweiz. Im Mai dieses Jahres verbesserte erst Christian Maurer seinen eigenen Rekord auf 332 Kilometer, bevor Marcel Schmid im Juni 344 Kilometer realisierte.
pan
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