Arnold Biner vergleicht Weihnachten in Vietnam und im Wallis:
«Weihnachten zwischen zwei Welten»

Weihnachten 2012 in Saigon: Barbara (40), Anjo (2,5), Jaron (5), Levin (9), Mael (7) und Arnold (35).
Foto: zvg
Arnold Biner lebt mit seiner Frau und seinen vier Söhnen seit bald anderthalb Jahren in Ho Chi Minh City in Vietnam, wo er bei Bosch tätig ist. Auf 1815.ch berichtet der 35-Jährige von seinen Weihnachtsferien in der Heimat und vergleicht sie mit den Festtagen in Vietnam.
Arnold Biner und seine Frau Barbara leben mit ihren Söhnen Levin (9 Jahre alt), Mael (7), Jaron (5) und Anjo (2,5) in Ho Chi Minh City. Seit bald anderthalb Jahr behauptet sich die Familie in der grössten Stadt Vietnams.
Auf 1815.ch berichtet der Zaniglaser in regelmässigen Abständen von den Erfahrungen seiner Familie in der südostasiatischen Millionenmetropole:
Weihnachten in kurzen Hosen
«Nach 19 Monaten in Vietnam sind wir diese Weihnachten zum ersten Mal wieder nach Hause geflogen. Nachdem wir letztes Jahr die Adventszeit in Saigon verbracht hatten, waren die Erwartung gross, diese schöne Zeit wieder im vertrauten Umfeld zu verbringen.
Aber zuerst mal zu unseren ersten Weihnachten in Vietnam im Jahr 2012/2013: In Vietnam die Adventszeit zu verbringen, war sehr speziell. Man hat kein Gefühl dafür, in welchem Monat man sich befindet.
Grundsätzlich sind die Temperaturen während des ganzen Jahres ziemlich ähnlich und man verliert völlig das Zeitgefühl. Das einzige, das einen auf die Adventszeit aufmerksam macht, sind die vielen Beleuchtungen und mehrheitlich kitschigen Dekorationen, die vor den meisten Geschäften stehen. Es scheint, dass in Vietnam dafür keine Kosten gescheut werden.
Gewöhnungsbedürftig ist auch die Weihnachtsmusik, die überall läuft - ich glaube schon fast ab Oktober und in typisch asiatischer Lautstärke (je lauter, desto besser).
Ja, es war ein spezielles Gefühl, Weihnachten in kurzen Hosen und einem gegrillten Steak zu feiern. Die Vietnamesen arbeiten diese Zeit mehrheitlich durch. Einige wenige hatten am 25. Dezember frei genommen, um den Tag mit ihrer Familie zu verbringen.
Wichtiger ist für sie dann die Zeit um 'Lunar New Year'. Dieses Jahr wird erst Ende Januar gefeiert und steht im Zeichen des Pferdes. Während den Tagen um 'Lunar New Year' werden die Strassen mit schönen Blumen geschmückt und die meisten fahren für ein paar Tage in ihr Heimatdorf zurück. Die Städte sind dann zirka vier Tage lang wie ausgestorben. Für die Vietnamesen beginnt danach das neue Jahr und nicht wie bei uns an Silvester.
Ab nach Hause
Als Schweizer - oder zumindest ging es mir persönlich so - vermisst man die schöne Adventsstimmung mit Schnee in den Bergen, natürlichen Christbäumen und dezenter Weihnachtsbeleuchtung.
Nach dem ersten Weihnachtsfest fernab unserer Familien und Freunden war die Freude riesig, als wir Mitte Dezember 2013 ins Flugzeug stiegen und uns auf den Weg nach Hause machten.
Die erste Station war die Riederalp, wo wir wunderschöne Tage im Schnee genossen und für ein paar Tage Skifahren konnten. Trotz Schnee und Heimat kam aber nicht so richtig Adventsstimmung auf. Vielleicht, weil halt so viele andere Gefühle und Gedanken überhandnehmen, wenn man nach fast zwei Jahren wieder mal nach Hause kommt. Aber auch ohne Adventsstimmung hatten wir wunderschöne Tage und konnten Weihnachten auf der Riederalp richtig geniessen.
Am 25. Dezember ging es weiter nach St. Niklaus, wo ein grosses Familientreffen auf dem Programm stand. Es war super, alle wiederzusehen und die Feiertage im Kreise unserer Familien zu verbringen.
Ein Fehler?
Schon nach zwei Tagen auf der Alpe hatte mir Mael erklärt, dass Vietnam schon schön sei, aber geboren und zu Hause sei er halt schon hier im Wallis...
Auf der einen Seite war es gut zu hören, dass die Jungs noch wissen, wo ihre Wurzeln sind, es macht einem aber auch ein bisschen Angst: Wollen die Kinder nach drei Wochen Schweiz überhaupt noch einmal zurück nach Vietnam?
Später ist man immer schlauer: Es war kein Problem für die Jungs. Sicher war der Abschied nicht leicht, aber jetzt, nach einer Woche zurück in Vietnam, sind sie hier schon wieder wie zu Hause.
Die Zeit verging wie im Flug und am 4. Januar hiess es wieder packen und zurückfliegen. Auf dem Rückflug habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es grundsätzlich richtig war, überhaupt nach Hause zu fliegen. Vielleicht sollte man besser bis zum Ende des Aufenthalts im Ausland bleiben?
Wahrscheinlich hätte ich während unserem Heimtrip allen geraten: Bleibt die drei Jahre im Ausland, ohne einmal nach Hause zu fliegen. Die Zeit vergeht so schnell und in der Heimat reist man von einer Familie zur anderen, möchte möglichst alle Freunde einmal sehen und ja niemanden enttäuschen.
Im Nachhinein betrachtet war es zwar eine stressige, aber trotzdem wunderschöne Zeit. Wahrscheinlich gibt es, wie so oft im Leben, kein richtig oder falsch. Man muss den Moment geniessen und nicht zu viel nachdenken. Den Moment zu leben ist, so glaube ich, das Schwierigste. Danach ist man sowieso immer schlauer und in die Zukunft schauen können wir ja auch noch nicht.»
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