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Der Kampf gegen Parasiten

Würmer können Milchziegen töten. Jetzt suchen Parasitologen nach neuen Lösungen.
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Würmer können Milchziegen töten. Jetzt suchen Parasitologen nach neuen Lösungen.
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Am Oberwalliser Landwirtschaftszentrum werden Alternativen zur Parasitenbekämpfung bei Schafen und Ziegen erforscht. Der Grund: Viele Medikamente wirken nicht mehr.

Züchter von Schafen und Ziegen sind alarmiert. Entwurmungsmittel bringen die erwünschte Wirkung nicht mehr. Ähnlich wie bei Antibiotika gegen Bakterien werden auch Magen-Darm-Parasiten zunehmend resistent gegen geläufige Entwurmungsmittel. In England ist die Problematik schon so weit fortgeschritten, dass Schäfer bereits ihren Betrieb einstellen mussten. Auch in der Schweiz sind Resistenzen gegen alle drei verfügbaren Wirkstoffgruppen bekannt, und bei einer vierten, die erst vor wenigen Jahren entwickelt wurde, dürften Resistenzen auch nicht lange auf sich warten lassen. Viele Parasiten saugen Blut und schwächen die Tiere, was sogar zum Tod führen kann, wie Herbert Volken, Betriebsleiter des Landwirtschaftszentrums Visp (LZV), erklärt. Bei Milchziegen, die gemolken werden und deren Milch verkäst wird, ist die Problematik gar noch grösser, weil nur ein einziges Medikament zugelassen ist.

Lösungsansätze vorhanden
Darum bedarf es dringend neuer Lösungen. In England fliessen Zahlen der im Kot ausgeschiedenen Wurmeier in Zuchtwertschätzungen ein, sodass gezielt mit Tieren gezüchtet wird, die widerstandsfähiger sind. Die sogenannte Resistenz-Zucht ist jedoch langwierig – es dauert bis zu zwanzig Jahre, bis Schäfer vollständig auf Entwurmungsmittel verzichten können. Trotzdem setzt die Schweizerische Milchschafzucht-Genossenschaft (SMG) darauf. SMG-Präsident Herbert Volken erklärt: «Unsere Widder bringen wir auf eine Bockweide nach Schwarzenburg. In die Zucht gelangen nur noch Böcke, die wenig Wurmeier ausscheiden.» Des Weiteren bietet der Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK) ein Parasiten-Überwachungsprogramm an. Ruth Hochstrasser, Beratungs-Tierärztin beim BGK, erklärt: «Züchter von kleinen Wiederkäuern können Kotproben einschicken, die im Labor auf Wurmeier untersucht werden. Anhand des Resultates sowie Angaben des Tierhalters zum Gesundheitszustand der Tiere geben wir eine Empfehlung heraus, ob zum jetzigen Zeitpunkt eine Wurmkur angezeigt ist oder nicht, und wenn nötig, mit welchem Medikament.»

Parasitologen forschen in Visp
In Visp setzt man auch auf die Fütterung. Da im LZV auch Eringerkühe gehalten werden, lassen sich für Volken relativ einfach Mischweiden realisieren. «Die Weiden werden abwechslungsweise oder auch gleichzeitig zusammen mit Kühen beweidet, dadurch nimmt der Wurmdruck auf den Weiden ab», erklärt Volken. Ausserdem beteiligt sich das LZV an einem Forschungsprojekt des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL). Die Verfütterung von Tannenzweigen an Ziegen etwa brachte die erhoffte Wirkung nicht. Stattdessen aber die Verfütterung von Esparsetten. Projektleiter Steffen Werne, Parasitologe beim FiBL, erklärt: «Bei genügender Konzentration töten die Tannine in den Esparsetten einige Würmer ab. Die überlebenden werden in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit gehindert, sodass die Ziegen bis zu 50 Prozent weniger Wurmeier ausscheiden.» Es sind trotzdem erst Lösungsansätze. Der Anbau von Esparsetten ist schwierig, und die Zeit drängt.

Christian Zufferey

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