Fiesch | Schikaniert wegen Bahnhofprojekt

«Ich gehe durch die Hölle»

Ruth Lambrigger nachdenklich vor dem Stall, der für den «ÖV-Hub Fiesch» weichen soll: «Ich leide sehr.»
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Ruth Lambrigger nachdenklich vor dem Stall, der für den «ÖV-Hub Fiesch» weichen soll: «Ich leide sehr.»
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Für den Bau des neuen Bahnhofs ist das Einverständnis von Bodenbesitzern nötig. Eine davon ist Ruth Lambrigger, welche sich wehrt und dafür angefeindet wird.

«Überall, wo ich hingehe, werde ich schräg angeschaut und wird schlecht über mich geredet», sagt die 55-jährige Ruth Lambrigger, welche in Fiesch einen Coiffeursalon betreibt. Mittlerweile sei sie sogar psychisch angeschlagen und wisse nicht wie weiter. «Ich möchte, dass es in der Angelegenheit rund um den neuen Bahnhof endlich eine Lösung gibt», sagt die Fiescherin. Das sei ihr sehnlichster Wunsch, damit endlich Klarheit herrsche.

Familienstreit als Auslöser

Der Reihe nach: In Fiesch soll bekanntlich ein neuer Bahnhof mit Zubringerbahn auf die Fiescheralp entstehen. Am «ÖV-Hub Fiesch» sollen die Hauptverkehrsträger an einem zentralen Punkt verknüpft werden. Der Standort befindet sich rund 400 Meter nördlich des jetzigen Bahnhofs (die RZ berichtete). Das dafür vorgesehene Gelände gehört verschiedenen Bodeneigentümern. Dort, «im Chromme», befindet sich aber auch ein Stall, welchen sich laut Lambrigger fünf Parteien im Miteigentum teilen. Und eine dieser Parteien ist die Erbengemeinschaft Lambrigger, welche noch weitere Güter besitzt. Die Gemeinschaft ist laut Lambrigger untereinander aber zerstritten, weil die Eigentumsverhältnisse nicht genau geklärt sind. Um diese Frage kümmern sich mittlerweile die Richter. «Ein entsprechender Entscheid wurde von den Behörden im letzten Jahr bereits fünfmal verschoben», klagt sie. Für Lambrigger eine völlig verzwickte Situation: Bei einem offenen Verfahren darf per Gesetz am besagten Stall nämlich gar nichts gemacht werden. «Laut Erbvermittler dürfen wir diesen also weder verkaufen noch baulich irgendwie verändern, noch dürfen wir Erben irgendetwas im Zusammenhang damit unterschreiben», erklärt sie. Das betreffe nicht nur den Stall, sondern sämtliche Güter der Erbengemeinschaft und das obwohl einige ihrer Geschwister ihr Einverständnis bereits gegeben hätten, sagt sie.

Verfahrene Situation

Für Ruth Lambrigger ist genau dieser Umstand das Dilemma. «Im Dorf kursiert die Meinung, die Ruth will nicht und ist sowieso dagegen. Aber das stimmt nicht. Ich bin nicht dagegen. Aber wegen des offenen Verfahrens kann ich nicht unterschreiben», sagt Lambrigger. Wie sie weiter erzählt, würden dies die Fiescher einfach nicht verstehen wollen oder können. Auf alle Fälle durchlebt Ruth Lambrigger schwere Zeiten. Mittlerweile, sagt sie, sei die Situation so verfahren, dass es auch geschäftsschädigend sei. «Ich habe viele Kunden verloren, weil doch niemand bei einer angeblichen Verhinderin eines so wichtigen Projekts für Fiesch ein- und ausgehen will. Ich gehe durch die Hölle.» Sie sei blockiert und der Situation völlig schutzlos ausgeliefert. Zum einen den Behörden, welche den Entscheid der privaten Angelegenheit aus verschiedenen Gründen immer wieder verschieben würden, und zum anderen spüre sie den Druck der einflussreichen Initianten des Projekts. «Darunter leide ich sehr.» Wie sie sagt, sei der nächste Termin für die familieninterne Klärung der Eigentumsverhältnisse Ende Mai geplant: «Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass der Termin eingehalten wird, damit endlich sämtliche Fakten auf den Tisch kommen.»

Verantwortliche zurückhaltend

Eine familieninterne Angelegenheit mit weitreichenden Folgen für die Öffentlichkeit. Ist sich die Justiz dessen bewusst? Der zuständige Richter wollte sich nicht dazu äussern. Offenbar ist die Angelegenheit zu brisant. Denn auch bei der Mitinitiantin des Projekts, der Luftseilbahnen Fiesch-Eggishorn AG, zeigt man sich ähnlich zurückhaltend: «Wir stehen mit den verschiedenen Eigentümern in Kontakt, um Lösungen und Vereinbarungen zu finden», lässt Geschäftsführer Armon Cantieni ausrichten. Mehr könne er aus Diskretionsgründen nicht dazu sagen. Und der Fiescher Gemeindepräsident Bernhard Schwestermann lässt sich auch nicht in die Karten schauen und verweist auf die laufenden Verhandlungen. Nur so viel: Die Zeit dränge, da bis spätestens Ende Jahr Lösungen gefunden werden müssen, um den weiteren Verlauf des Projekts sicherzustellen. Falls sich eine Lösung abzeichnet und Ruth Lambrigger allenfalls der betroffene Stallanteil zugesprochen wird, unterstützt sie in dem Fall das Projekt? «Unter der Bedingung, dass die permanenten Anfeindungen gegenüber mir aufhören, unterschreibe ich», antwortet sie.

Peter Abgottspon

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