Salgesch | Frostschäden verursachen grosse Schäden an Kulturen

Gekämpft und doch verloren

François Kuonen versuchte mit Wärmegebläsen den Schaden abzuwenden.
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François Kuonen versuchte mit Wärmegebläsen den Schaden abzuwenden.
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Die eiskalte Nacht auf den 19. April hat im ganzen Wallis zu erheblichen Schäden vor allem bei Aprikosenbäumen und in Rebbergen geführt. Besonders hart getroffen hat es das Weindorf Salgesch.

Die Salgescher Weinbauern haben den letzten Funken Hoffnung nie ganz aufgegeben. Doch je mehr Zeit verstrichen ist, umso deutlicher wurde, dass die ersten Einschätzungen nicht übertrieben waren, als manche Weinbauern Ernteausfälle von 80 bis 90 Prozent prophezeiten. Im Bewusstsein, dass im Rebberg gleichwohl gearbeitet werden muss – sogar deutlich mehr. «Die Reben sind krankheitsanfälliger geworden, weshalb wir sie besonders sorgfältig hegen und pflegen müssen», sagt etwa Thomas Mathier, der von einem Schaden von bis zu 90 Prozent ausgeht.

Wärmegebläse ohne Wirkung

Auf manchen Parzellen wächst dieses Jahr definitiv gar kein Wein mehr. «Und das, obschon wir die ganze Nacht aufgeblieben sind und gekämpft haben», erzählt François Kuonen, ein anderer betroffener Winzer aus Salgesch. Kuonen besitzt sogar Wärmegebläse, die gleich einem grossen Fön durch einen Gasbrenner erwärmte Luft rund 50 Meter weit in die Umgebung blasen. Auf seinen etwas mehr als 25 Hek­taren Reben hat er 16 Wärmegebläse verteilt und sechs Nächte lang in Betrieb gehabt. Sie kosten pro Stück etwa 8000 Franken, eine Gasflasche rund 100 Franken, wobei etwa fünf bis sechs Flaschen pro Nacht benötigt werden. Doch bei Temperaturen von minus sechs oder sieben Grad vermochten auch die teuren Gebläse nichts mehr auszurichten. «Bei der grossen Kälte war der Luftwiderstand zu gross», erklärt sich Kuonen, weshalb sie so wenig effizient wirken konnten. Heute besteht aber immerhin wieder etwas Hoffnung, dass bei Johannisberg und Gamay aus manchen Augen noch Trauben spriessen könnten.

Mehr Erfolg mit Kerzen

Kuonen hat aber auch einige Parzellen mithilfe von Paraffin-Kerzen zu schützen versucht. Ebenso wie Matthias Bodenmann. «Früher habe ich sie vor allem in mir bekannten, lokalen Kälteseen eingesetzt», erzählt er. Dieses Jahr aber hätte man sie flächendeckend benötigt – was aber allein schon deshalb nicht machbar war, weil alle Kerzen rasch ausverkauft waren. Auch für die Kerzen mussten die Winzer tief in die Taschen greifen. Eine Kerze, die etwa 10 Stunden lang Wärme spendet, kostet 12 Franken. Pro Hektar werden aber 400 bis 500 Kerzen benötigt. Bei mehreren Frostnächten hintereinander kommen so schnell mal einige 10 000 Franken zusammen – Personalkosten nicht eingerechnet. Trotzdem scheinen die Kerzen minim mehr Wirkung gezeigt zu haben als die Wärmegebläse.

Gürtel enger schnallen

Die absehbare Missernte wird in der gesamten Walliser Weinbranche schmerzhaft spürbar sein. Manch einen Weinbauern könnte der Ertragsausfall sogar existenziell bedrohen. Matthias Bodenmann, der das Weingut erst vor wenigen Jahren übernommen hat und sich noch im Aufbau befindet, schätzt zwar, dass er den Ertragsausfall dank eines zweiten beruflichen Standbeins überbrücken kann. Investitionen, etwa in neue Etiketten, eine neue Website oder gar die Präsenz an Ausstellungen wie etwa an der BEA, müssen aber wohl zurückgestellt werden. Bei allen Winzern ist auch die Furcht davor zu spüren, mühsam gewonnene Marktanteile wieder zu verlieren, weil einige Weine nicht produziert werden können. Dieses Problem dürfte den Walliser Winzern aber erst im nächsten Jahr zu schaffen machen, wenn der neue Jahrgang in den Handel kommen sollte. Viele erhoffen sich deshalb staatliche Hilfe, um vor allem das Abwandern von Kunden zu verhindern, die man, wenn man ein Jahr lang nicht liefern kann, nur schwer wieder zurückgewinnt.

Christian Zufferey

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