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Mittendrin im Abstiegskampf

Adrian Ittig und der FC Visp stecken im Abstiegskampf.
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Adrian Ittig und der FC Visp stecken im Abstiegskampf.
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Wer bleibt in der Liga? Wer fliegt? Gleich drei Oberwalliser Teams bangen in der 2. Liga um den Liga­erhalt. Die letzten Spiele ­versprechen viel Spannung.

Es ist das Worst-Case-Szenario für den Oberwalliser Fussball: Zwei Oberwalliser Teams steigen in die 3. Liga ab und ein Unterwalliser steigt gleichzeitig in die 2. Liga auf. Das ist durchaus möglich. Lens hat in der 3. Liga realistische Aufstiegschancen. Und der FC Brig-Glis und der FC Visp kämpfen darum, in der Liga zu bleiben. Zudem steckt auch der FC Salgesch mittendrin im Abstiegskampf. Dass mindestens ein Oberwalliser Klub die 2. Liga verlassen muss, ist fast unausweichlich. Die Hoffnung für den Oberwalliser Fussball besteht darin, dass drei Teams in der Liga bleiben und es einen Oberwalliser Aufsteiger gibt. Damit würden weiterhin vier Teams aus dem Deutsch sprechenden Kantonsteil in der 2. Liga vertreten sein. Wer in welcher Liga kickt, entscheiden die verbleibenden zwei Runden. Am Samstag empfängt der bereits gerettete FC Raron den FC Brig-Glis. Die Rarner werden den Brigern kaum Geschenke verteilen, doch bis ans Limit werden sie wohl auch nicht gehen.

Salgesch vor zwei Cupfinals
Der FC Salgesch hat im Abstiegskampf auf die Überholspur gewechselt. Zuletzt sammelte das Team fleissig Punkte und schaffte den Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Bis zum letzten Wochenende. Nach der 1:3-Derbyklatsche in Visp rutschte Salgesch wieder unter den Strich. Trotzdem herrscht im Verein Zuversicht. Präsident Claudio Cina: «Der 4:1-Sieg gegen Leader St-Maurice war wohl die beste Saisonleistung, dieses Spiel gab uns im Abstiegskampf zusätzlich Hoffnung.» Dass möglicherweise gleich zwei der insgesamt vier Oberwalliser 2.-Ligisten am Schluss runter in die 3. Liga müssen, überrascht den Präsidenten nicht. «Natürlich wäre es für uns wie auch für Regionen wie Visp und Brig-Glis sehr schade, wenn sie absteigen müssten, doch es gilt, der Realität in die Augen zu sehen.» Cina erwähnt die grossen Einzugsgebiete von Teams wie Fully oder Saxon, die immer wieder auf Spieler zurückgreifen können, die den Sprung in die 1. Liga oder 2. Liga Inter nicht ganz geschafft haben. Diese Möglichkeiten habe Salgesch mit seinen rund 1400 Einwohnern bei Weitem nicht. «Von diesen Spielern profitieren zahlreiche 2.-Liga-Klubs im Unterwallis», sagt er und hofft, dass «nur» ein Oberwalliser absteigt. «Das Worst Case wäre ein Abstieg von zwei Oberwalliser Teams in die 3.-Liga und der gleichzeitige Aufstieg eines Unterwalliser 3.Ligisten, dann blieben bloss zwei Oberwalliser in der Liga.» Doch so weit will Cina (noch) nicht denken. «Die 3. Liga ist weit weg, wir bestreiten jedes der verbleibenden Spiele wie einen Cupfinal.» Wie viel würde er daraufsetzen, dass Salgesch auch in der nächsten Saison 2.-Liga-Fussball spielt? «Ich bin sehr optimistisch und weiss, dass unser Team alles unternimmt, um oben zu bleiben, das stimmt mich zuversichtlich.»

Fryand: «Setze alles auf den FC Visp»
Optimismus vor den letzten beiden Spielen gegen Siders II (auswärts) und Fully (daheim) spürt auch André Fryand, Trainer des FC Visp. «Wir haben alles in der eigenen Hand», sagt er. Die Visper bezwangen diese beiden Gegner zum Schluss der Vorrunde und konnten somit in Fully (1:0) wie auch gegen Siders II (2:1) gewinnen. «Leider liessen wir uns von diesen Erfolgen auch blenden», weiss Fryand und erklärt: «Nachdem wir zu Beginn der Rückrunde das Derby gegen Brig-Glis gewannen und auch bei der 1:3-Niederlage in Brämis ein sehr gutes Spiel gegen ein Spitzenteam zeigten, dachten wir, wir seien gerettet.» Wer Visp vor zwei Wochen im Auswärtsspiel auf dem Rhoneglut gegen den FC Raron sah, wunderte sich, weshalb Visp überhaupt in den Abstiegskampf involviert ist. Die Visper waren vor allem in den ersten 45 Minuten spielbestimmend und zeigten mehrere gefällige Aktionen in der Offensive. Vom Potenzial der Visper ist Trainer Fryand überzeugt: «Wir hatten zusammen eine sehr intensive Vorbereitung und ein gutes Trainingslager, das hat mich damals sehr positiv gestimmt», sagt er. Nun gehe es darum, nicht bloss «gut» zu spielen, sondern sich selbst auch zu belohnen, indem man Tore erziele. Um die Torproduktion zu fördern, hat Fryand seine Trainings auf Abschlüsse ausgerichtet. Wichtig sei jedoch auch der mentale Aspekt: «Jeder muss daran glauben, dass der Ball im Netz landen kann, dann kommen wir unserem Ziel bereits einen grossen Schritt näher.» Mit der 3. Liga jedenfalls wollen sich weder Fryand noch der FC Visp befassen. «Ich nehme das Wort erst gar nicht in den Mund und werde dazu auch nichts sagen, ein Abstieg ist für niemand im Verein ein Thema.» Demnach würde er im Abstiegskrimi auf seine Farben setzen: «Ich würde alles daraufsetzen, dass wir oben bleiben.»

FC Brig-Glis: Sorgen neben dem Platz
Die schlechtesten Karten im Abstiegskampf hat der FC Brig-Glis mit seinen 21 Punkten. Vier Punkte müssen die Briger in zwei Spielen aufholen und sind demnach auf fremde Hilfe angewiesen. Aufgeben kommt jedoch nicht infrage: «Wir werden kämpfen bis zuletzt», sagt Trainer Jochen Dries, der das Team in der Winterpause übernommen hat. Ob er es wieder tun würde? Allenfalls auch in der 3. Liga? Hinter beiden Fragen steht ein grosses Fragezeichen. Denn: Der FC Brig-Glis hatte grosse personelle Probleme in der Rückrunde. Dries dazu: «Es gab Trainingseinheiten vor einem Spieltag, an denen bloss zehn Spieler im Training waren.» Beim Auswärtsspiel gegen Vernayaz hatte der ehemalige Trainer des FC Sitten, der Brig-Glis vor dem Abstieg retten soll, weniger als drei Spieler auf der Ersatzbank. Dries betont, dass er keineswegs nach Ausreden suchen will, stellt aber fest, dass es nicht einfach ist, praktisch nach jedem Spiel die Startaufstellung neu zu besetzen. Ärger verspürt er gegenüber dem FC Siders II: «Dieses Team verfälscht die Liga total», sagt er. So fuhren die Mittelwalliser viele Punkte ein in Spielen, in denen sie Spieler aus der ersten Mannschaft (2. Liga interregional) eingesetzt haben. Das ist jedoch nur bis drei Runden vor Schluss möglich. Die Hoffnung, dass die Simplonstadt auch in Zukunft in der 2. Liga vertreten ist, gibt der Spielplan. «Es sind noch sechs Punkte zu vergeben, und ich weiss, dass es im Fussball oft anders herausgekommen ist, als man erwartet hat», sagt Dries, der einen Abstieg als persönlichen Misserfolg hinnehmen würde. «Das würde mir an die Nieren gehen», sagt er. Ein derart grosser Verein mit einer Juniorenabteilung von über 350 Spielern müsse in der 2. Liga bleiben. Hinzu kommt laut Dries die Region, die es verdient habe, in dieser Liga zu sein. «Der FC Raron hat den Ligaerhalt geschafft, Salgesch ist weiter im Rennen, das sind Dörfer, die ein wesentlich kleineres Einzugsgebiet haben als wir – das muss uns Hoffnung geben und den Verein noch weiter anspornen, das Maximum herauszuholen.» In diesen Tagen hat der deutsche Trainer, der auch beim FC Visp schon an der Seitenlinie stand, vermehrt auf den Spielplan und die verbleibenden zwei Spieltage geschaut. «Ich schau mir die verschiedenen Konstellationen immer wieder an und weiss, dass noch vieles passieren kann, wenn wir unsere Hausaufgaben machen.» Heisst konkret, der FC Brig-Glis braucht sechs Punkte, um überhaupt noch eine Chance zu haben. Der erste «Dreier» soll in Raron her, ehe Siders II in Brig-Glis gastiert. Können die Briger dabei auf Schützenhilfe aus dem Oberwallis zählen?

FC Raron als Zünglein an der Waage?
Der FC Raron hat sich nach dem 3:1-Heimsieg gegen Visp aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Verfälschen werde man die Meisterschaft jedoch nicht, sagt Trainer Leo Pichel, fügt aber an: «Natürlich ist es in unserem Sinn, dass möglichst viele Oberwalliser Klubs in der Liga bleiben, doch einer wird wohl mindestens absteigen müssen», so seine Einschätzung. Für Raron steht am Wochenende das Spiel gegen Brig-Glis auf dem Programm. Lässt er dabei auch den einen oder anderen Junior auflaufen? «Natürlich macht das ein Trainer in den letzten Spielen, in denen es um nichts mehr geht.» Pichel betont jedoch, dass man das Spiel ernst nehme und das ein Junior, der sich für die erste Mannschaft aufdrängen wolle, in solchen Spielen meist mehr bewege, als einer, der die Saison im Kopf bereits abgeschlossen habe. Die Liga bewusst verfälschen werde der FC Raron mit Gewissheit nicht. Diese Aussage unterstreicht der 3:1-Sieg vor einer Woche gegen Siders II. Übrigens: Die Weichen für die Zukunft stellte Trainer Pichel vor den letzten Spielen: Er bleibt Trainer des FC Raron. Als Spieler hört er jedoch nächste Saison auf.

Simon Kalbermatten

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