Wahlkampf | Private Profile werden mehrheitlich für Privates genutzt

Privat oder politisch? So sind Politiker auf Facebook aktiv

Wanderung: Beat Rieder war unterwegs mit Marianne Marret.
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Wanderung: Beat Rieder war unterwegs mit Marianne Marret.
Foto: Facebook

Gerne privat: Philipp Matthias Bregy und Beat Rieder am Fêtes des Vignerons.
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Gerne privat: Philipp Matthias Bregy und Beat Rieder am Fêtes des Vignerons.
Foto: Facebook

Unter Leuten: Franz Ruppen postet gerne einmal private Bilder.
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Unter Leuten: Franz Ruppen postet gerne einmal private Bilder.
Foto: Facebook

Unterwegs: Franz Ruppen wird oft von Freunden auf Bildern markiert.
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Unterwegs: Franz Ruppen wird oft von Freunden auf Bildern markiert.
Foto: Facebook

Parteikollegen: Beat Rieder war wie Philipp Matthias Bregy am Open Air.
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Parteikollegen: Beat Rieder war wie Philipp Matthias Bregy am Open Air.
Foto: Facebook

Vermischt: Auf Thomas Eggers Profil findet sich Privates neben Politischem.
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Vermischt: Auf Thomas Eggers Profil findet sich Privates neben Politischem.
Foto: Facebook

Quelle: RZ 0

Region Wer mit den amtierenden Parlamentariern in Bundesbern auf Facebook befreundet ist, erhält kaum politisch relevante Informationen. Vielmehr lassen einen die Politiker an ihrem Privatleben teilhaben. Doch warum nutzen sie die Reichweite nicht für den Wahlkampf?

Für welche Politik steht CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy ein? Was sind die politischen Schwerpunkte von CSP-Nationalrat Thomas Egger. In welche Richtung will SVP-Nationalrat Franz Ruppen mit der Schweiz gehen und worauf will sich CVP-Ständerat Beat Rieder bei einer allfälligen Wiederwahl konzentrieren? Fragen, auf die, so denkt man, man im Jahr 2019 durchaus auch in den sozialen Medien Antworten finden könnte. Denn den politischen Akteuren zu folgen, ist wenig schwer, Freundschaftsanfragen werden grosszügig angenommen, viel Profile sind gar komplett öffentlich.

Wandernd zur Wiederwahl?

Wer allerdings glaubt, auf den entsprechenden Profilen viel über das Kerngeschäft der Politikerinnen und Politiker erfahren zu können, wird enttäuscht. Denn statt politischem Programm findet sich mehrheitlich Privates. Wer beispielsweise mit CVP-Ständerat Beat Rieder auf Facebook befreundet ist, erhielt in den letzten Tagen vor allem Einblick in dessen Wandertour durch den Kanton, die er zusammen mit Parteikollegin Marianne Marret (kandidiert ebenfalls für einen Sitz in der kleinen Kammer Anm. d. Red) unternommen hat. Rieder gibt sich bei seiner Tour volksnah, entsprechende Bilder, beispielsweise zusammen mit Polizisten der Kantonspolizei oder beim Rencontre mit Velofahrern, zeugen davon. Natürlich darf auch das obligate Bild vom Open Air Gampel nicht fehlen.

Bregy privat

Rieders Parteikollege im Nationalrat Philipp Matthias Bregy zelebriert auf seinem Facebook-Profil hingegen Walliser Fest- und Kulturgeist. Regelmässig postet der ­Natischer neben Familienfotos ­Bilder von Partys, Jodlertreffen oder Ähnlichem. Gerne lässt sich Bregy auch von Freunden «markieren», entsprechende Beiträge landen so ebenfalls auf seiner Pinnwand. Und natürlich war auch Bregy Gast am Open Air Gampel oder am Fête des Vignerons in Vevey. Seine Posts versieht Bregy dabei seit Beginn des Wahlkampfes mit dem Hashtag #Engagementtotal, ein Zeichen dafür, dass sich der CVP-Nationalrat der Bedeutung der sozialen Medien im Wahlkampf in der heutigen Zeit sehr wohl bewusst ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wer mit Franz Ruppen eine Freundschaft auf Facebook pflegt. Auch der SVP-Nationalrat postet zwar regelmässig oder lässt sich von Freunden markieren, doch Wahlkampf im Sinne von Verbreitung von politischen Botschaften betreibt auch er auf seinem Profil eher weniger.

Privates auf privaten Profilen

Den Profilen der drei Politiker ist dabei die enorme Reichweite gemein. Ruppen und Bregy haben mit 5000 gar die maximale Anzahl an Freunden erreicht, Beat Rieder kommt immerhin auf fast 4500 Freunde. Dennoch lassen die drei diese grosse Reichweite fast ungenutzt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. «Für mich ist mein privates Facebook-Profil nicht unbedingt der richtige Ort, um politische Botschaften zu verbreiten», sagt CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute auf einem privaten Profil auch private Inhalte erwarten.» Dieser Tatsache trage er mit seinem «Post-Verhalten» Rechnung. «Auf meinem privaten Profil finden sich deshalb vor allem Fotos und Videos von meinen privaten Aktivitäten», sagt er. Einen anderen Grund für das Fehlen politischer Botschaften auf seinem persönlichen Profil führt Franz Ruppen ins Feld. «Auf Facebook ist es so, dass politische Statements schnell zu grossen Diskussionen führen, gerade wenn man viele Freunde hat», sagt er. «Von einem Politiker wird dann aber auch erwartet, dass er sich an diesen Diskussionen beteiligt.» Dazu fehle ihm persönlich aber manchmal die Zeit, so Ruppen, weshalb er nicht allzu oft versuchte, solche Diskussionen durch Beiträge auf seinem persönlichen Profil anzustossen. Auf seiner Polit-Seite auf Facebook poste er aber immer wieder politische Statements. «Es ist eine Frage der Bewirtschaftung, lässt man sich darauf ein, muss man dies auch mit der nötigen Seriosität tun», sagt der SVP-Nationalrat. Ständerat Beat Rieder hält es bei seinem privaten Profil indes mit Parteikollege Bregy. «Es ist Fakt, dass sich viele der Leute, die mit mir auf Facebook befreundet sind, weniger für meine Aktivitäten in Bundesbern interessieren», sagt er. «Daher möchte ich sie nicht mit entsprechenden Posts ‹belästigen›, sondern teile Fotos von Anlässen und anderen privaten Aktivitäten.» Allerdings, so der CVP-Ständerat, halte sich seine Aktivität auf Facebook sowieso in Grenzen. «Grundsätzlich bin ich nicht so fleissig am Posten», sagt er. «Die Wanderung durch das Wallis stellt da eher eine Ausnahme dar.»

Andere Kanäle nutzen

Obwohl die genannten Parlamentarier ihre privaten Facebook-Profile also kaum für politische Botschaften nutzen, ist es nicht so, dass diese im Netz komplett fehlen. So unterhalten Rieder, Ruppen und Bregy sogenannte Facebook-Seiten, auf denen deutlich mehr Inhalte zu den jeweiligen Positionen zu finden sind. Allerdings erreichen diese «Seiten» in keiner Weise die Reichweite der privaten Profile. Bregys 5000 Facebook-Freunden stehen gerade einmal 1600 Abonnenten seiner Seite gegenüber. Trotzdem sei er überzeugt, dass die Trennung der Profile und damit die Trennung von Privatem und Politischen richtig sei, so der CVP-Nationalrat. Ausserdem nutzen Bregy und Ruppen andere Kanäle, um ihre Botschaften politischer Natur zu verbreiten. «Das Medium hierfür ist für mich vor allem Twitter», sagt Philipp Matthias Bregy. «Dort äussere ich mich regelmässig zu ­aktuellen politischen Vorgängen», sagt er. SVP-Nationalrat Ruppen verweist indes auf seine Homepage. «Wer sich über mich, meine Themen und meine politische Agenda informieren will, ist hier gut aufgehoben», sagt er. CVP-Ständerat Beat Rieder setzt für politische Informationen ebenfalls auf eine Facebook-Seite. «Vor einiger Zeit habe ich meine Facebook-Freunde darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich über meine Aktivitäten im Ständerat hier gut informieren können», so Rieder. «Der Vorteil ist, dass so nur jene, die wirklich an den politischen Vorgängen interessiert sind, die entsprechenden Posts auch zu sehen bekommen.» Wer sich in allen Details über sein Schaffen in Bundesbern informieren wolle, dem empfiehlt Beat Rieder indes die Homepage des Schweizer Parlaments. «Sämtliche Vorstösse und Wortmeldungen im Rat sind dort in allen Details einsehbar», betont der Ständerat. «Hier kann man genau sehen, was ich für das Wallis und die Schweiz unternommen, wo ich gewonnen, aber auch verloren habe.» Erfahrungsgemäss werde dieser Service des Parlaments von den Wählerinnen und Wählern aber nur sehr selten genutzt. «Das ist schade», betont Rieder.

Ausnahme Egger

Während Rieder, Bregy und Ruppen ihre privaten Profile also auch beim Inhalt privat halten, geht CSP-Nationalrat Thomas Egger einen anderen Weg. «Ich poste auf meinem Profil sowohl Privates wie auch Politisches», so Egger. «Die Politik gehört zu meinem Leben dazu, entsprechend ist es für mich logisch, dass auf meinem Facebook-Profil auch dieser Aspekt zum Tragen kommt.» Negative Reaktionen habe er bislang deswegen keine gehabt, so der CSP-Nationalrat. Rein privat ist Egger indes nur auf Instagram unterwegs. «Meine Zielgruppe hier unterscheidet sich klar von der auf Facebook», so seine Erklärung.

Martin Meul

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