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Umstrittener Eurokurs

Schöne Kulisse: Während Feriengäste in Grächen vom fixen Eurokurs profitieren, leidet die Ski- und Snowboardschule darunter.
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Schöne Kulisse: Während Feriengäste in Grächen vom fixen Eurokurs profitieren, leidet die Ski- und Snowboardschule darunter.
Foto: RZ-Archiv

Quelle: RZ 8

Die Tourismus-Destination Grächen lockt seine Gäste mit einer cleveren Marketing-Strategie ins Dorf. Alle profitieren davon jedoch nicht.

Es geschieht am 15. Januar 2015: Die Schweizerische Nationalbank hebt den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf. Dies ist für den nicht auf Rosen gebetteten Tourismus schwer zu verdauen. Gerade aufgrund dieser Situation war der Mindestkurs des Schweizer Frankens eine höchst willkommene Massnahme, das Agieren in einem angespannten Umfeld zu erleichtern und die Härte des Schweizer Frankens abzufedern. Oder: Man führt gleich selbst einen fixen Eurokurs ein, wie dies die Destination Grächen schon vorgängig gemacht hat. «Jetzt erst recht!», sagte Berno Stoffel, Tourismusdirektor von Grächen, nach dem Entscheid der Nationalbank. Grächen hielt weiter am fixen Eurokurs von 1.35 Franken fest. Ein Entscheid, der nicht jedem in die Karten spielt.

Gäste schwärmen vom Eurokurs

«Das Angebot hat sich bestätigt, es war die einzig richtige Entscheidung, daran weiter festzuhalten», sagt Olivier Andenmatten, Hotelier in Grächen. Er erklärt: «Einerseits geht es bei der ganzen Aktion darum, Gästen unsere Destination schmackhaft zu machen, andererseits wollen wir unsere Stammkundschaft halten.» Wie viel legt ein Unternehmen wegen des fixen Eurokurses in Grächen durchschnittlich drauf? «Nichts», sagt Andenmatten. Denn: Die Gäste zahlen bar. So verliere der Anbieter keine Kommissionen an Online-Reisebüros oder wegen Kreditkartenzahlungen. Auch Silvana Seematter, Geschäftsführerin von einem Sportgeschäft in Grächen, schwärmt vom fixen Eurokurs. «Die ganze Aktion war ein toller Erfolg für unsere Destination, ich durfte im Geschäft immer wieder Gäste begrüssen, die betont haben, dass sie wegen des fixen Eurokurses nach Grächen gekommen sind.» Tourismusdirektor Stoffel fasst den Erfolg in Zahlen: «Dank des fixen Eurokurs durften wir im vergangenen Winter 15 Prozent mehr deutsche Gäste bei uns begrüssen.» Der Verlust, der entstanden ist, weil auch Schweizer Gäste mit Euroscheinen zahlten, sei nicht zu vergleichen mit der Attraktivität, die die Destination durch die ganze Aktion gewonnen habe.

Ski- und Snowboardschule verliert

Dennoch gibt es wegen der Einführung des fixen Euro-Wechselkurses in Grächen auch Verlierer. So zum Beispiel die Schweizerische Ski- und Snowboardschule. Leiter Urban Gruber sagt: «Natürlich konnten wir gerade im vergangenen März durch den lukrativen Eurokurs mehrere Gäste in unserer Destination begrüssen, doch dadurch sind auch hohe Einbussen entstanden.» Gruber spricht Klartext: «Der Verlust für unsere Skischule beläuft sich auf mehrere 10 000 Franken.» Dennoch wollte er - Gruber ist Vorstandsmitglied von Grächen Tourismus - den Wechselkurs auch für eine vorgegebene Zeitspanne im Jahr 2016 Aufrecht erhalten. «Der fixe Wechselkurs garantiert uns europaweit ein tolles Medienecho, es wäre falsch, ihn nun abzuschaffen.» Dass verschiedene Schweizer Gäste die Gunst der Stunde genutzt haben und mit Euro-Scheinen zahlten, hat den Leiter der Ski- und Snowboardschule zu einer Reaktion gezwungen: «Um den daraus entstehenden finanziellen Verlust in Grenzen zu halten, konnten Gäste der Schweizer Ski- und Snowboardschule in Grächen nur noch den Gruppenunterricht in Euro bezahlen, nicht jedoch einen Privatunterricht.» Auch dieses Jahr profitieren Gäste in Grächen von einem fixen Euro-Wechselkurs. Stoffel: «Für diesen Winter haben wir den Kurs auf 1.30 angepasst.» Gäste profitieren davon noch bis am 23. Januar und zwischen dem 5. März und dem 9. April. Ob er anschliessend weitergeführt wird, lässt Stoffel offen. «Ende Saison werden sich sämtliche Leistungsträger an einen Tisch setzen und über eine allfällige Weiterführung des Kurses diskutieren.»

Simon Kalbermatten

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Kommentare

  • Martin Mikesch - 20

    Der zur Zeit steigende Eurokurs wird die Gemüter beruhigen, hoffen wir auf eine nachhaltige Erholung des Euros...

  • Otto Fux - 34

    Grächen war und bleibt immer ein Vorbild in Sachen Ideen. Weiter so !!

  • Joe - 79

    Für alle gibs Bonus nur für die Einheimischen gibs keinen. In der Hochsaison zahlt der Tourist weniger als der Einheimischer, und wenn tote Hose ist, soll der Einheimischer kommen und die Löcher stopfen. Also warum soll der Einheimische nicht ins Ausland als Tourist sein Vergnügen haben und den Tourismus im Ausland ankurbeln. Wo ist das Denken über EG, EWR und Gemeinschaft; SVP oder SP. Jeder SVP sollte diesen Artikel negativ Voiten und jeder SP positiv Voiten.

    • Daniel - 108

      Was bedeutet "Voiten"?

  • Tourismusexperte - 610

    Mich erstaunt eigentlich nur eines, dass andere Destinationen nicht nachziehen. Oder gibt es schon Orte mit sehr hohen Kurtaxenpauschalen auf Zweitwohnungen die ohne Gäste auskommen?

  • Beat - 133

    Wenn man zum einkaufen und tanken nach Deutschland fährt.Verwundert mich das gar nicht.Hauptsache man selbst bekommt den dicken Lohn

  • Cecile Burgener-Ott - 1623

    Das auch unsere lieben Mitbürger sich die verteufelten Euro beschaffen, um ein paar Rappen zu ersparen finde ich wirklich schlimm. Pfui!

    • André Schmid - 1712

      Schmarotzer gibt es überall Frau Burgener

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