Erhaltungsprojekt | Neues Dach sichert Gebäude für kommende Generationen
Alter Stadel aufgepeppt

Einsatz mit Erfolg. Die Initianten Guido Lauper und Hélène Brenner mit dem sanierten Stadel im Hintergrund.
Foto: 1815.ch
Im Weiler Bitzinen bei Visperterminen wurde in den letzten Monaten ein vom Verfall bedrohter Stadel wieder auf Vordermann gebracht. Ein Projekt mit Strahlkraft, betont Giuseppe Curcio, Präsident des Oberwalliser Heimatschutzes.
«Das Projekt ist ein Zeichen dafür, dass für den Erhalt eines alten Ökonomiegebäudes nicht zwingend auch dessen Nutzung verändert werden muss», so Curcio. Durch die erfolgte Instandstellung sei ein Gebäude gerettet worden, das für das Ortsbild von Wichtigkeit sei und sich mit den umliegenden Bauten in Bitzinen, wie der benachbarten Kapelle, oder dem vorbeiführenden Weg zu einem Ganzen füge. Das genaue Alter des imposanten Stadels ist laut Curcio zwar unbekannt – auf eine dendrochronologische Untersuchungen wurde verzichtet. Besonders die Lage sei jedoch sehr speziell, da das Gebäude an einem steilen Ort stehe und eine grössere Trockenmauer als Unterbau aufweise. «Das ist eigentlich nicht typisch für derartige Bauten.»
Vor drei Jahren hatte Hélène Brenner aus Spiez, die im Weiler eine Wohnung besitzt, ihren Partner Guido Lauper überzeugen können, gemeinsam ein Sanierungsprojekt in Gang zu bringen – die beiden betreuen seit Jahren unter dem Mandat Kappellenvogt auch die Josefskapelle in Bitzinen. Es gelang ihnen in der Folge die Eigentümer des Stadels zu bewegen, sich an der originalgetreuen Sanierung zu beteiligen oder ihren Teil abzutreten. Die verbliebenen Eigentümer teilten die Kosten von mehreren zehntausend Franken unter sich auf. Dabei wurden sie auch durch ehrenamtliche Arbeit und Sponsoren unterstützt.
Von der Mauer bis zum Dach
Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurden die Trockenmauer repariert und das Steinplattendach ersetzt, das, wie Lauper beschreibt, wiederum «wild» verlegt wurde. Auch Teile der Unterkonstruktion mussten während der Arbeiten am Dach erneuert werden. Gleichzeitig wurden einzelne Balken der Aussenwände samt Gwätt ausgewechselt und gesichert. Hinzu kamen die Stützen des Stadels, die samt Mäuseplatten auf der Bergseite ersetzt werden mussten. «Die Arbeiten wurden ausschliesslich durch einheimische Handwerker aus dem Dorf und durch Eigenleistungen durchgeführt. Auch die kantonale Denkmalpflege ist dabei einbezogen worden», betont Lauper, der die Sanierungsarbeiten feinsäuberlich dokumentiert hat.
Curcio zeigt sich glücklich über das Endresultat: «Jetzt steht das Gebäude, so wie es ist, in voller Pracht.» In den vergangenen Wochen seien die erfolgreichen Arbeiten durch eine kleine Feier mit den am Bau Beteiligten, den ehemaligen und den jetzigen Eigentümern sowie einer Vertretung des Vereins «z’Tärbinu» abgeschlossen worden. «Ziel der Arbeiten war es, dass das Gebäude für künftige Generationen als Zeitzeuge bestehen bleibt und auch weiterhin genutzt werden kann.» Es sei zwar nicht als Ballenberg-Museum in Visperterminen gedacht. Nichtsdestotrotz bestehe die Möglichkeit, den Stadel Schulklassen als Anschauungsobjekt zu zeigen oder ihn irgendwann vielleicht auch wieder landwirtschaftlich zu nutzen.
Eines von 40'000 Gebäuden
Im Wallis stehen laut Curcio heute noch gegen 40'000 alte Ökonomiegebäude, wovon mindestens Dreiviertel akut von einem Verfall bedroht sind. Einzig in der Zwischenzeit umgebaute Gebäude – ob gut oder schlecht - blieben längerfristig erhalten. «Bei allen anderen stellt sich die Frage, wie mit diesem Kulturgut weiter umgegangen werden soll. Entweder man macht nichts, baut das Gebäude zu einem Ferienhaus um oder es wird ohne Nutzungsänderung saniert.» Es müsse diskutiert werden, wie viel kaputt gehen dürfe und wie viel erhalten bleiben solle. Das sei aber auch eine politische Frage, unter Berücksichtigung aktueller Problemstellungen, wie zum Beispiel der Umsetzung des Zweitwohnungsgesetzes oder des Landschaftsschutzes.
pmo
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Kommentare
Wismer Daniel - ↑15↓4
Bravo !!!
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