Alpinismus | Sommerhitze eröffnet die Bergsteigersaison im Wallis
«Bedingungen zur Matterhorn-Besteigung sind ideal»

Der Hüttenwart. Kurt Lauber unterhalb der Hörnlihütte am Fusse des Matterhorn, in der er seine 22. Saison in Angriff nimmt.
Foto: zvg

Alpinisten-Traum. Blick aufs Matterhorn und das Weisshorn in den Walliser Alpen.
Foto: Keystone
Mit den zurückliegenden Hitzetagen hat in der Walliser Bergwelt die Saison der Gipfelstürmer begonnen. Auf dem Matterhorn beispielsweise standen am Sonntag 30 Alpinisten.
Bis vor wenigen Tagen lag in den Felsrouten auf das Weisshorn, Zinalrothorn, Matterhorn, Bietschhorn und oder die Dent Blanche nach den üppigen Schneefällen im Frühjahr noch Schnee und Eis. Das liess deren Besteigung bis anhin zu einem gefährlichen Unterfangen werden. Deshalb suchten Bergsteiger das Gipfelerlebnis eher auf den klassischen Schnee- und Gletschertouren. Etwa auf dem Alphubel, dem Allalinhorn, dem Weissmies, dem Lyskamm oder auf dem Breithorn. Touren, die sich trotz Hitze noch eine Zeitlang gut begehen lassen sollten.
Ob die beiden tödlichen Unfälle der letzten Wochen auf Felsrouten am Finsteraarhorn und am Bietschhorn in diesen Zusammenhang gestellt werden müssen, ist müssig zu sagen. Denn Bergsteigen birgt immer und bei allen Bedingungen Gefahren in sich. In beiden Fällen aber rutschen die verunglückten Alpinisten, die jeweils ohne Bergführer am Berg waren, auf Schneeflächen aus und fanden dabei den Tod.
Matterhorn vs Mont Blanc im Vergleich
Die brütende Hochsommerhitze der vergangenen Tage hat nun aber Bedingungen geschaffen, die eine Besteigung der meisten Viertausender über die klassischen, kombinierten Fels-/Schneerouten ermöglicht. Dass die Alpinisten nach den Vorbereitungstouren oder den Schnee- und Gletschertouren im Frühjahr jetzt auf die Felsrouten wechseln, spürt man auch auf der Hörnlihütte am Fusse des Matterhorns. «Das prächtige Wetter bietet ideale Voraussetzungen für eine Besteigung des Matterhorns», sagt Hüttenwart Kurt Lauber gegenüber dem «Walliser Boten». «Der Hörnligrat ist bis auf zwei Stellen ausgeapert, sodass der Aufstieg mit Ausnahmen der beiden heiklen Passagen unter idealen Bedingungen zu schaffen ist.»
Der grosse Run aufs Matterhorn setzt für gewöhnlich ab Mitte Juli ein. «In den vergangenen Tagen aber standen bereits täglich etliche Alpinisten auf dem Gipfel. Am Sonntag beispielsweise erreichten 15 Zweierseilschaften das Gipfelkreuz am ‚Hore’.» Erfahrungsgemäss werden bis Ende Saison um den 20. September herum rund 3000 Bergsteiger das Matterhorn erklimmen. «Diese Zahl mag hoch erscheinen. Im Vergleich zum Mont Blanc aber, auf dessen Gipfel pro Jahr im Schnitt 30'000 Bergsteiger stehen, sind es aber doch bedeutend weniger», relativiert Lauber.
Weniger «Hektik» am Hörnligrat
Nach dem weltweiten Hype des letzten Jahres mit den Feierlichkeiten rund um die Erstbesteigung des Matterhorns vor 150 Jahren und der Eröffnung der neu erbauten Hörnlihütte ist der Alpinismus rund um den weltbekannen Berg wieder im Normalmodus. «Mit der Reduzierung der Anzahl Betten von 170 auf 130 in der neuen Hörnlihütte wird auch die Zahl an Besteigungen pro Tag reduziert. Der schmale Hörnligrat bietet nicht mehr Platz als für 100 Bergsteiger am Tag. Die Matterhornbesteigung gestaltet sich so für Bergführer und Gäste weniger hektisch. Und somit treten die Gäste mit einem positiven Erlebnis im Rucksack die Heimreise an», begrüsst Hüttenwart Lauber, der seine 22. Saison am Matterhorn in Angriff nimmt, die Massnahmen, die den Berg ein wenig «beruhigen» sollen.
Für die Besteigung des Matterhorns reisen aus aller Herren Ländern Alpinisten nach Zermatt. «Die Internationalität
«Wer sich einen Führer leistet, zahlt 1500 Franken fürs Matterhorn»
der Gäste der Bergführer ist unglaublich», sagt Lauber. Und diese lassen sich die Besteigung auch etwas kosten, sofern sie sich einen Führer leisten wollen. «Wer das ‚Hore’ mit Bergführer besteigt, muss etwa mit 1500 Franken auf den Tisch legen. Darin inbegriffen ist die Übernachtung mit Verpflegung in der Hörnlihütte am Vortag der Besteigung, der Bergführertarif von 1100 Franken sowie die Zimmerkosten des Bergführers.» Für alle andern Matterhorn-Besteiger, die sich den Aufstieg ohne Führer zutrauen, fallen lediglich die Übernachtungskosten auf der Hörnlihütte an.
Arbeitstag beginnt um 3.30 Uhr
In der Hörnlihütte, die ihren Betrieb bereits am 1. Juli aufnahm, werden die Gäste von einem zehnköpfigen Team bewirtet. «Der Weg zur Hütte ist schon seit Längerem praktisch schneefrei und gut begehbar, sodass wir viele Tagestouristen zu einem Mittagessen oder zu einer Übernachtung begrüssen dürfen. An manchen Tagen im Sommer finden bis zu 500 Wanderer den Weg zu uns. Deshalb auch müssen in der Hütte zwei Köche für das leibliche Wohl der hungrigen Besucher sorgen.»
Für Hüttenwart Lauber und seine Lebenspartnerin aber beginnt ein Arbeitstag auf der Hörnlihütte in der Nacht. «Um 3.30 Uhr klingelt jeweils der Wecker, um für die Alpinisten das Frühstück zuzubereiten, bevor sie sich in der Finsternis mit Stirnlampen in Richtung Hörnligrat aufmachen.» Später am Vormittag gibts für die Frühaufsteher dann noch eine Mütze voll Schlaf, bevor das Tagesgeschäft ruft.
Reservationsgebühr in der Hörnlihütte
Zu diesem gehören auch Büroarbeiten. «Die Zahl der Reservationen für Übernachtungen liegt in diesem Jahr im Vergleich zum letzten höher. Ein Grund dafür ist vielleicht auch der Rummel im vergangenen Sommer
«Reservationsgebühr garantiert uns einen Drittel der Buchung»
rund ums Matterhorn. Das könnte den einen oder anderen Alpinisten davon abgehalten, seinen Traum von der Besteigung des Matterhorns im Jahr der Feierlichkeiten zu verwirklichen», so Lauber. «Ob die Gäste nach einer Reservation dann wirklich kommen, ist aber stark wetterabhängig. Allerdings verliert der Gast bei Nichterscheinen seine Reservationsgebühr von einem Drittel Kosten der gebuchten Übernachtung.»
zen
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar