Imkerei | Verdacht auf Befall mit Kleinem Beutenkäfer im Kanton Uri
Gefürchteter Schädling rückt näher

Der Bienen und des Imkers Leid. Der Kleine Beutenkäfer breitet sich immer weiter aus.
Foto: Denis Anderson / CSIRO
Was auch im Oberwallis bereits länger befürchtet wurde, scheint sich zu bewahrheiten: Der Kleine Beutenkäfer hat von Italien kommend die Schweiz erreicht. Unweit der Kantonsgrenze wurden jüngst in einem Bienenvolk verdächtige Käferlarven entdeckt.
Hunderte Larven und unzählige tote Bienen sind bei einer Kontrolle auf einem Bienenstand im Kanton Uri festgestellt worden. Befallen war ein erst zehn Tage zuvor durch den betroffenen Imker noch als stark eingestuftes Volk, informierte das Laboratorium der Urkantone die Öffentlichkeit. Umgehend sei der Bienenkasten sterilisiert und zur Abtötung von Eiern, Larven und Käfern das gesamte Wabenmaterial bei minus 12 Grad eingefroren worden. Zudem wurden die übrigen Völker des Betriebs für Kontrollen mit entsprechenden Käfer-Fallen bestückt. Derzeit gebe es keine Anzeichen für weitere Fälle, hiess es weiter.
Fauliger Geruch, keine Rettung
Wabenproben des betroffenen Imkereibetriebs werden derzeit im Zentrum für Bienenforschung in Liebefeld-Bern analysiert. Gleichzeitig ist der Talboden zwischen Göschenen und Bauen am Urnersee vom Urner Veterinäramt ab dem 30. März 2015 zum Sperrgebiet erklärt worden: Bis auf Weiteres darf aus dieser Region kein Bienen- und Imkermaterial mehr ausgeführt werden. Sollte sich der Verdacht erhärten, ist es der erste nachgewiesene Fall nördlich der Alpen und in der Schweiz. Da sich der Schädling immer weiter in den Norden ausbreitet, hatte der Bundesrat erst kürzlich beschlossen, den 2014 aus Afrika nach Süditalien eingeschleppten Kleinen Beutenkäfer wegen seiner zerstörerischen Wirkung ab dem 1. April 2015 als zu bekämpfende Tierseuche einzustufen.
Neben seiner natürlichen Verbreitung besteht vor allem durch Bienenimporte aus Italien die Gefahr einer Ausweitung des Befallsgebiets in die Schweiz. Der Käfer verbreitet sich dabei schnell und unbemerkt. Ist ein Bienenstock oder Hummelnest erst einmal befallen, ist eine Schädlingsbeseitigung nicht mehr möglich. Gefährlich sind vor allem seine Larven: Sie fressen Honig und Pollen, am liebsten aber die Brut der Bienen. Sind die bis zu zwölf Millimeter langen Larven in die Waben eingedrungen, riecht es im Bienenkasten oft faulig. Für die Verpuppung im Boden verlassen die Larven den Bienenkasten und vermehren sich im Anschluss als ausgewachsene Flugkäfer im Umkreis von mehreren Kilometern.
Walliser Imker kontrollieren mit Fallen
«Noch hat das Labor den Befund im Kanton Uri nicht bestätigt», erklärt der für die Region Oberwallis zuständige kantonale Bieneninspektor Franz-Josef Salzmann. «Der Verdacht ist derzeit aber gross, dass es sich um Larven des Kleinen Beutenkäfers handelt.» Sollte es sich tatsächlich um den Schädling handeln, sei es möglich, dass das betroffene Volk bereits im letzten Jahr als Schwarm durch einen Güterzug von Italien her in die Region von Göschenen gelangt sein könnte. Aber auch wenn sich der Verdacht nicht bestätigen sollte, ist laut Salzmann eine Ankunft des Käfers noch in diesem Jahr sehr realistisch. «Ich bin sicher, dass der Käfer bereits nahe ist», betont er. Zuletzt seien etwa Fälle aus der Region um Florenz gemeldet worden. «Um die Ausbreitung nicht zusätzlich zu unterstützen, sollen die heimischen Imker deshalb auf Völkerimporte verzichten», betont er.
Zur weiteren Überwachung wird die Situation im Oberwallis, so der Bieneninspektor, anhand mehrerer Kontrollbienenstände verfolgt. In diesen Ständen werden fortan alle 14 Tage während jeweils 48 Stunden entsprechende Fallen in die Völker eingefügt und kontrolliert. «Das System der sogenannten Schäferfalle ist eigentlich simpel», erklärt er. Die Falle sehe wie ein Wellkarton aus, in das der Käfer hineinkriecht und seine Eier ablegt. Da der Kleine Beutenkäfer die Falle jedoch wieder verlässt, müssen diese alle 48 Stunden kontrolliert werden. Durch die Anpassung der Tierseuchenverordnung per 1. April und die Einstufung des Beutenkäfers als zu bekämpfende Seuche gestalte sich zugleich auch die gesetzliche Handhabung neu. «So können etwa Völker, die aufgrund eines Befalls vernichtet werden müssen, künftig entschädigt werden.»
Nachtrag: Kein Kleiner Beutenkäfer
Die Schweizer Imker können vorläufig aufatmen: Der Verdacht, dass der gefürchtete Bienenschädling die Schweiz erreicht hat, wurde nicht bestätigt. Entsprechende Laboranalysen durch das Zentrum für Bienenforschung in Liebefeld-Bern haben ergeben, dass die kürzlich im Kanton Uri in einem Bienenvolk entdeckten Larven nicht vom Kleinen Beutenkäfer stammen.
pmo
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