Region | Blatten/Lötschen

Viel Schutz für wenig Nutzen

Selbst die Wohnhäuser südlich der Lonza liegen bereits mitten im eidgenössischen Jagdbanngebiet. Im Bild Gemeindepräsident Lukas Kalbermatten.
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Selbst die Wohnhäuser südlich der Lonza liegen bereits mitten im eidgenössischen Jagdbanngebiet. Im Bild Gemeindepräsident Lukas Kalbermatten.
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92 Prozent der Gemeinde Blatten im Lötschental liegen in einem Schutzgebiet. Die Gemeinde kann sich dadurch nur schwer entwickeln.

Kaum eine Gemeinde besitzt so viel Schutzgebiet wie Blatten im Lötschental. 70 Prozent der Fläche nimmt allein schon das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) ein. Praktisch die gesamte Fläche südlich des Lonza-Ufers ist zudem als eidgenössisches Jagdbanngebiet ausgeschieden – sogar Teile des Dorfes liegen noch innerhalb der Wildschutzzone. Weitere Flächen gelten zudem als Auenschutzgebiete, Hochmoore, Trockenwiesen-Inventar oder als Schutzwald. Insgesamt befindet sich 92 Prozent der Fläche von Blatten in einem Schutzgebiet.

Behindern und verhindern

«Für die Gemeinde entsteht ein schwieriger Spagat zwischen Segen und Fluch», so Gemeindepräsident Lukas Kalbermatten. Es gilt, die Vorteile eines Schutzgebietes, namentlich Hochwasserschutz und Lawinenschutzwälder zu erhalten. Anderseits werden Projekte durch Einsprachen von Umweltverbänden häufig sogar erfolgreich verhindert. Konkret nennt Kalbermatten die Erschliessung der Guggialp und einen Fussweg zum Grundsee im hinteren Lötschental. Letzterer hätte rollstuhlgängig ausgebaut werden sollen, der Wanderweg zur Guggialp zudem für die Erschliessung mittels eines Geländefahrzeugs. «Weil man aber ein paar Bäume hätte fällen müssen, wird nun weiterhin ein Helikopter die Guggialp versorgen», so Kalbermatten. Auch Wasserkraftwerke konnten nicht gebaut werden, weil sie Auen- oder das BLN-Schutzgebiet tangiert hätten. «Ein Kraftwerk an der Lonza hätte unserer Gemeinde, welche jährlich 100 000 Franken für Unwetterschäden entlang der Lonza budgetieren muss, auch mal die Gelegenheit geboten, aus demselben Wasser Einnahmen zu generieren», betont Kalbermatten. Gegen das Projekt Fafleralp-Breithorn, das der Gemeinde immerhin noch etwa 100 000 Franken einbringen würde und wo sowohl die Wasserfassung als auch das Kraftwerk ausserhalb des Schutzgebietes zustande kämen, haben Umweltverbände ebenfalls rekurriert, weil die dazwischenliegende Leitung durch das Schutzgebiet führen würde. Ein Urteil des Bundesgerichts wird dieser Tage erwartet.

Auch Vorteile nutzen

Weil sich durch die Auflagen in den Schutzgebieten auch die Bevölkerung in ein enges Korsett gezwängt sieht, steigt der Verdruss gegenüber den Schutzgebieten. Anderseits werden für Kalbermatten auch die Vorteile zu wenig in Wert gesetzt. «Wenn man schon durch die Nachteile eingeengt wird, sollte man wenigstens das Positive an den Schutzgebieten nutzen können», fordert Kalbermatten. Das erfordere aber ein Mitmachen aller, namentlich der Touristiker, damit der Spagat zwischen Schutz und Nutzung gelingt. Mit Tourenskifahrern oder Freeridern etwa, die sich gerade durch die natürliche Schönheit und die geschützte Ruhe des Lötschentals angezogen fühlen, kommt es anderseits aber auch immer wieder zu Konflikten. Dann nämlich, wenn sie ausgeschiedene Schutzgebiete, speziell Wildruhezonen und Jungwald in Schutzwäldern, nicht respektieren.

Christian Zufferey

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