Guttet-Feschel | Ärger wegen Postzustellung

«Wir sind stinksauer auf die Post»

Gemeindepräsident Christian Pfammatter (l.) und Philippe Meichtry.
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Gemeindepräsident Christian Pfammatter (l.) und Philippe Meichtry.
Foto: RZ

Quelle: RZ 1

Seit Kurzem kommt die Post in Guttet-Feschel später als bisher. Die Gemeinde vermutet dahinter politische Gründe und wehrt sich heftig. Die Post winkt ab.

Die spätere Postzustellung ist schlecht für unseren Betrieb, Dadurch können wir unseren Kunden nicht mehr den gleichen Service anbieten wie bisher», klagt der Garagist Philippe Meichtry. Früher habe er die per Post gelieferten Ersatzteile am Morgen bis spätestens neun Uhr erhalten. So habe er diese dann gleich verarbeiten können und das Fahrzeug sei ab Mittag wieder zur Verfügung gestanden. Meichtry: «Da wir im Landmaschinenbereich tätig sind, reparieren wir zudem vielfach bei den Kunden direkt vor Ort. So konnte ich jeweils die Lieferung am Morgen abwarten und dann zu den Kunden fahren.» Damit sei nun Schluss. Jetzt erhalte er die Lieferungen erst gegen Mittag und könne somit erst am Nachmittag vor Ort sein. Damit sei das Fahrzeug dann erst am Abend bereit. Express bestellen bringe nichts, da diese Sendungen ebenfalls erst am Mittag zugestellt würden.

Änderung der Zustellroute

Zur Vorgeschichte: Philippe Meichtry wird von der Post im März über die veränderte Zustellroute informiert. Daraufhin erkundigt er sich bei der Post, wo ihm erklärt wird, dass er alternativ seine Bestellungen vor sieben Uhr morgens in Susten abholen könne. Er ärgert sich: «Für was soll ich denn Porto bezahlen, wenn ich die Pakete selber abholen soll?» Daneben beschäftigt Meichtry noch Folgendes: «Ich verstehe nicht, dass die Post neu zuerst in Gebieten wie Jeizinen, Thel, Rotafen oder aber Engersch zugestellt wird, wo es praktisch keine Gewerbebetriebe und fast nur Ferienwohnungen gibt.» Von der späteren Postzustellung ist nicht nur Philippe Meichtry betroffen, sondern ganz Guttet-Feschel. Dies mit Folgen, wie Gemeindepräsident Christian Pfammatter erklärt: «Unser einziges Restaurant erhält die Zeitungen erst am Mittag. Dann geht doch niemand mehr hin, um Zeitung zu lesen.» Er bringt es auf den Punkt: «Die spätere Postzustellung hat für das ganze Dorf negative wirtschaftliche Auswirkungen. Und das in einer Zeit, in der die Berggemeinden je länger, je mehr um ihr Überleben kämpfen. Guttet-Feschel ist die grösste Gemeinde der Zustellroute, hier befinden sich mit Abstand am meisten Gewerbebetriebe der ganzen Region, aber die Post erhält sie nun ganz am Schluss.»

Intervention der Gemeinde

In der Zwischenzeit hat die Gemeinde gegenüber der Post schriftlich interveniert. Sie macht auf die Misere aufmerksam und verlangt eine Überarbeitung der Zustellroute. Das Hauptargument: Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen könnten existenzielle Folgen für die gesamte Region haben. Weiter heisst es im Schreiben: Die Gemeinde habe sich bei der Sustener Post erkundigt, welche auf einen Entscheid von höherer Stelle verwiesen habe. Diese habe daraufhin die neuen Zustellrouten entsprechend definiert. Eine Diskussion darüber sei ausgeschlossen. Die Gemeinde schreibt weiter: «Weil der Verantwortliche der Zustellrouten aus Albinen stammt, in Leuk-Susten wohnt und die dazugehörenden Weiler die Post neu vor Guttet-Feschel erhalten, sieht die Umstrukturierung alles andere als unparteiisch aus. Darum die Frage: Wurde für den Entscheid der Routenänderung politischer oder familiärer Druck ausgeübt?» Pfammatter zur RZ: «Unglaublich. Eine Person entscheidet im Alleingang über die Postzustellung einer ganzen Re-gion. Wirtschaftliche Bedenken scheinen dabei gar keine Rolle zu spielen.»

Antwortschreiben der Post

Die Post ihrerseits antwortete darauf: «Als unser Eigner erwartet der Bundesrat, dass die Post wettbewerbsfähig, kundenorientiert und eigenwirtschaftlich arbeitet und sich auf die weitere Liberalisierung im Postmarkt vorbereitet. Aus diesen und weiteren Gründen wurde die Route neu organisiert. Dies kann zur Folge haben, dass gewisse Kunden ihre Post früher oder später erhalten. Grundsätzlich gibt es aber keinen Anspruch für die Zustellung zu einer bestimmten Uhrzeit.» Für Pfammatter ist das Schreiben ein Affront: «Sie schicken lediglich einen Standardbrief und gehen gar nicht auf unsere konkreten Fragen ein.» Die RZ konfrontiert damit die Post, welche schriftlich mitteilt: «Die Angelegenheit konnten wir mit der Gemeinde Guttet Feschel bilateral klären.» Gibt es eine gesetzliche Grundlage, mit welcher die Zustellung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gewährleistet sein muss? «Nein», heisst es von der Post. Das Postgesetz lege keinen fix vorgesehenen Zustellzeitpunkt fest. Es sei jedoch ein Anliegen, dass die Kundschaft Postsendungen so früh wie möglich erhalte. Innerhalb der Post habe sich im Lauf der Jahre ein Richtwert etabliert, wonach der Grossteil der Briefe in der Regel bis um 12.30 Uhr abgeschlossen sein sollte. Eine Verpflichtung bzw. ein individueller Anspruch der Kunden könne daraus nicht abgeleitet werden. «Wir stellen die Sendungen aber weiterhin bis am Nachmittag zu.»

Peter Abgottspon

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Kommentare

  • Marcel - 00

    Come on! Für Päckliversand gibt es genügend Private Anbieter!

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